Gemeinschaftsbildung

„Der nächste Buddha wird nicht in Form eines Individuums erscheinen. Der nächste Buddha könnte die Form einer Gemeinschaft annehmen, einer Gemeinschaft, welche Mitgefühl und liebevolle Zuwendung übt, einer Gemeinschaft, welche ein achtsames Leben übt. Dies könnte unser wichtigster Beitrag sein für das Überleben der Erde.“
Thich Nhat Hanh

Es folgen Auzüge aus dem Buch Gemeinschaftsbildung von M. Scott Peck:

Kapitel 3: Die wahre Bedeutung von Gemeinschaft 

In unserer Kultur des schroffen Individualismus – in der wir normalerweise nicht wirklich ehrlich von uns selbst sprechen können, nicht einmal mit der Person, die neben uns auf der Kirchenbank sitzt, wissen wir nicht, was der Begriff ”Gemeinschaft“ bedeutet. Wir wenden ihn auf fast alle Ansammlungen von Individuen an – eine Stadt, eine Kirche, eine Synagoge, eine Bruderschaft, einen Wohnkomplex, eine berufliche Vereinigung – egal wie wenig diese Personen miteinander kommunizieren. Das ist eine falsche Anwendung des Wortes Gemeinschaft. Wollen wir es richtig anwenden, müssen wir es auf Gruppen von Personen beschränken, die gelernt haben ehrlich miteinander zu kommunizieren, deren Beziehungen tiefer gehen als die Masken des Gefasstseins, und die sich ernsthaft dazu verpflichten, ”gemeinsam zu feiern, zu trauern, sich aneinander zu freuen, die Lage der anderen zu teilen.“

Die Fesseln des Patriarchats sprengen

Das Patriarchat hält Männer und Frauen in einem unwürdigen Zustand. Der Ausweg ist das »Archearchat«, in dem Männer wie Frauen archetypisch initiiert sind. Willst du ein echter Mann sein? Übernimm die volle Verantwortung für dein Leben, und dies nicht nur im Kopf, sondern mit deiner ganzen körperlichen und emotionalen Kraft.  

Tattva Viveka 60 (2014) Autor: Clinton Callahan 

Ab und zu taucht eine Formulierung auf, die schlafende Gehirnzellen erfasst, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie hast. Aufgeschreckt wachen die Neuronen auf und nehmen die elektrisierende Wirkung mit überraschender Wachheit wahr. Wie schnell dann deine Gehirnzellen wieder einschlummern, hängt davon ab, wie groß deine Bereitschaft ist, mit ganzer Entschlossenheit in diese neu gefundene Wachheit zu springen und sie zu reiten wie ein wildgewordenes Pferd. Wenn du das Pferd ignorierst, dann galoppiert es schon bald ohne dich dem Sonnenuntergang entgegen und kehrt vielleicht nie mehr zurück.

Verwirrung zugeben ist Stärke zeigen !

Mir wurde ein offener Brief gemailt:

Liebe FB-Freunde,
nein, ich bin weder verrückt geworden (glaube ich) noch hysterisch, möchte nicht missionarisch auftreten und Euch mit meiner begrenzten Sicht auf die Dinge belehren oder nerven, auch bin ich nicht unter die Seelenexhibitionisten gegangen, um hier öffentlich mit meinen Tagebuchintimitäten hausieren zu gehen. Wer in den folgenden Zeilen dergleichen empfindet, der sei an die Maus verwiesen, die mich mit einem Klick aus Eurem Äther der sozialnetzwerklichen Totalkommunikation zu entfernen vermag.

Ich habe seit einiger Zeit irgendwie ein diffuses Gefühl von Angst. Leute, die mich näher kennen – was auf Facebook ja nun nicht zwingend gegeben ist -, wissen, dass das für mich, der ich eigentlich eher ein in den Sphären der Naivität schwebender Optimist bin, untypisch ist. Dennoch beschleicht mich das ungute, eben: beängstigende Gefühl, in eine Welt geworfen zu sein, die sich zunehmend meinem verstehenden Zugriff entzieht. Das kann daran liegen, dass ich dümmer geworden bin, das kann auch daran liegen, dass die Welt an Komplexität gewonnen hat (laaangweilig, ich weiß). Verschonen wir mich mit einer selbstkritischen Auseinandersetzung hinsichtlich Lebenswandels usw., die erstere Hypothese stützen würde, und konzentrieren wir uns auf zweitere, was schon insofern gerechtfertigt wird, als ich mich in dieser Lage nicht alleine zu befinden glaube.

Verwirrung zugeben ist Stärke zeigen !!

Meine Anwort:

Hallo F.,
ich habe von einem guten Freund deinen offenen Facebook-Brief bekommen. Nach einiger Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, dir mit einem lieben Brief zu antworten, denn: Ich kann deinen Eindruck nachvollziehen, auch mitfühlen und verstehen. Ich kann dich sogar ein wenig beruhigen. Es sind bereits viele andere stark verunsichert. Du bist nicht allein. Das ist aber schon die einzige Beruhigung.

Wenn du wirklich an einer neuen Perspektive auf die Welt interessiert bist, die dir das „Gefühl des Verstehens“ gibt, braucht es einen längeren Atem, als du dir vielleicht vorstellst. Ich kann nicht genau sagen, wie viel ich in den letzten Wochen und Monaten gelesen habe, Bücher, Webseiten und Zeitschriften, aber eines ist klar. Es hat mich viel Mühe und Zeit gekostet, mir ein neues, mein eigenes Bild von der Lage der Welt zu machen. Und leider ist nichts bequemer, vieles viel unschöner geworden. Hoffnung gibt es dennoch. Ich fand auch viele gute Ideen, tolle Menschen und neue Projekte.

Ich frage dich: Bist du gewillt, dir deine eigene Meinung zu erarbeiten? Bist du bereit etwas zu tun? Zu lesen, zu sehen, zu fragen, zu recherchieren. Bist du bereit deine eigene Verunsicherung zu tolerieren, weil sie der Motor für weitere Recherchen sein kann? Bist zu bereit, Schranken und Vorurteile zu überwinden, weil Vorurteile dich daran hindern, weiter zu bohren? Willst du unvoreingenommen nachfragen, um hinter die Fassade zu blicken? Bist du bereit an die Grenzen deiner aktuellen Vorstellstellungen zu gehen?

Welt: Kurz vor dem Platzen!

Das folgende ist ein Kommentars eines Unbekannten von mir bei Facebook, eine Antwort auf einen Beitrag zwecks "BKA führt eine Million Bürger als Drogenkonsumenten:

"Wer auf dem Oktoberfest zuerst kotzt ist der Coolste, aber ein Freund von mir aus Bayern bekommt wegen 3 Gramm ne Hausdurchsuchung mit Steuerprüfung. Und dann labern die irgendwas von Bildung und Menschenwürde. Doppelmoral wo man nur hinsieht, und Niemand hat die Eier etwas daran zu ändern.

Da macht man Abi, studiert Soziologie und Philosophie, befasst sich jahrelang mit gesellschaftlichen und politischen Missständen. Und wenn man dann sagt, dass hier vieles nicht zusammenpasst, wird man von systemkonformen Angsthasen schief angesehen und muss sich rechtfertigen. Ist Soziologie das Gleiche wie Sozialpädagogik? Sowas muss man sich dann anhören. Oder warum hast du nicht was Richtiges studiert?

Kritische Gedanken haben in der heutigen auf Profitmaximierung ausgelegten westlichen Welt keinen Platz mehr. Sie stören. Menschen denken kurzfristig und egoistisch. Liebe und Romantik verkommen zur Farce. Diejenigen, die unsere Verfassung und die Etablierung der Menschenrechte möglich gemacht haben, würden sich im Grabe herumdrehen und sich für uns schämen. Es zählt nur noch der eigene Vorteil. Wer Rückgrat hat, wird aussortiert, wer kritisch denkt wird gesellschaftlich geächtet.

Und wenn dann Jemand kommt, der es besser machen will, wirft man ihm Populismus und Demagogie vor. Merkel und Co. schicken weiterhin Waffen in Krisenstaaten um die Wirtschaft anzukurbeln und das Wachstum zu sichern. Alternative Positionen finden in den Medien kaum statt und wenn, werden ihre Vertreter im öffentlich rechtlichen Fernsehen diffamiert und als linke Spinner abgestempelt.

Merkt hier eigentlich noch Irgendwer Irgendwas?"

Danke lieber Freund meiner Freundin. Du sprichst mir aus der Seele.

Alkohol gegen die Freiheit

Stellt sich auch mit ausreichend persönlicher Erfahrung jemand noch wirklich und ernsthaft die Frage, warum so viele Wirkstoffe illegal sind, Alkohol aber legal! Man beachte auch das Motto am oberen Rand! Mir ist Angst und Bange.

Außerdem, schon mal realisiert: "Demokratie ist die Herrschaftsform, in der die Bürger so beherrscht werden, wie sie es verdienen."

Wenn wir zunehmend (aktiv) entpolitisiert werden - weil viele von uns so gerne zu reinen Verbrauchern gemacht werden, ist die selbsternannte Elite also nur konsequent beim Energiesparen, wenn Sie ihrem Plan folgt.

Und noch eines: "Wer in der Demokratie einschläft, wacht in der Diktatur auf."

Gedichte für Dichte

Freudentod


Die Kinder schwarzer Todesraben
singen, wo sich Wölfe paaren.
Denn Orte voller Finsternis,
sind Glück im Land des Hindernis.

Wo doch herrschaftlicher Rasen
voller Pracht und kleiner Hasen
Kindern Früchte schenken will.

Im Sonnenschein verbrennt das Ich.
Im Dunkeln lebt das wahre Licht.
Sei wie der Beere feinster Saft
und zehre von der Raben Kraft.

Freudenkot


Der Rinder gelbe Todesgaben
töten, wie sich Wölfe paaren.
Denn Worte voller Finsternis,
sind Glück im Dorf der bösen List.

Wo doch königliche Straßen
voller Tracht und heiler Phrasen
lieber Künste sehen soll.

Im Fackelschein verbrennt man sich.
Im Herrschen lebt das wahre Ich.
Sei wie der Leere feinster Kraft,
und wehre auch der Knaben Saft.

Freuden Mod`


Die Finder schwarzer Todesgraben
fangen, wo sich Wölfe paaren,
jen´ Worte voller Finsternis
sind Glück. Im Land der Pessimist.

Wo noch herrschaftliches Blasen
voller Nacht und kleiner Hasen,
Findern Lüste schenken will.

Im Sonnenschein verbrennt das Ich.
Im Dunkeln lebt das wahre Licht.
Sei wie der Heere feinster Kraft
und zehre von der Knaben Saft.

Käulentod


Der Schänder grauße Todesgaben
fressen, wo sich Läuse schaben.
Denn Torte voller Finsternis,
einst Stücke von der bösen Hex.

Wo doch mancher kleine Strafen
voller Fracht von seinen Maßen
lindernd Künste stehlen will.

Im Mondesschein verbrennt die Sicht.
Im Morden sirbt das wahre Ich.
Sei wie der Heere stärkste Kraft
und wehre auch der scharfen Schaft.

Die Werte von Enrico

Erri De Luca heißt eigentlich Enrico. Total egal! Aber er ist ein italienischer Schriftsteller und Übersetzer. Einer seiner Texte hängt bei dem Vater eines Freundes an der Wand. Es ist dieser:

Werte
Es sind für mich Werte jede Form von Leben, der Schnee, die Erdbeere, die Fliege.
Es sind für mich Werte die Welt der Mineralien und die Versammlung der Sterne.
Es sind für mich Werte der Wein, solange das Essen dauert, ein ungewolltes Lächeln, die Müdigkeit derer, die sich nicht verschont haben, zwei Alte, die sich lieben.
Es sind für mich Werte, was morgen nichts mehr wert sein wird und was heute noch wenig wert ist.
Es sind für mich Werte alle Wunden.
Es sind für mich Werte, Wasser zu sparen, Schuhe zu flicken, zur richtigen Zeit zu schweigen, einem Schrei zu Hilfe zu kommen, um Erlaubnis zu bitten, bevor man sich setzt, dankbar zu sein, ohne zu wissen warum.
Es sind für mich Werte, zu wissen wo der Norden ist in einem Zimmer und wie der Wind heißt, der die Wäsche trocknet.
Es sind für mich Werte die Reise des Landstreichers, die Klausur der Nonne, die Geduld des Verurteilten, welches auch immer sein Verbrechen sei.
Es sind für mich Werte der Gebrauch des Verbes lieben und der Gedanke, es gäbe einen Schöpfer.
Viele dieser Werte habe ich nicht kennengelernt.

Eure Kinder

Khalil Gibran war ein arabischer Dichter und lebte von 1883 bis 1931.
Er schrieb:

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen, denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Mittagessen mit ohne

Einige Kollegen gehen in die Kantine, andere ins Restaurant. Ich öffne meine Tasche, hole eine Box heraus, zücke die Gabel und mache mich auf den Weg vor die Türe. Dort lehne ich mich mit dem Rücken an die warme Hauswand, strecke die Beine aus. Dann genieße ich mein selbstgekochtes Essen.

Zwei geschäftige Herren in Anzügen steigen aus einem Auto und nähern sich der Türe neben mir mit eiligen Schritten. Einer schaut mich direkt an. In seinem glattrasierten Gesicht macht sich ein Grinsen breit. Gleich kommt ein hierarchischer Kommentar, weiß ich. Und so ist es:

„Na, bezahlen sie dich zu schlecht oder hast du Kantinenverbot?“ Ich lächle zurück, und hasse mich selbst dafür. Die beiden dicken, bleichen Herren verschwinden im Gebäude. Einen markigen Spruch hätte ich bringen sollen, grummelt es in mir. Einen wie diesen: „Bevor ich Scheiße fresse, schau ich mir lieber deine scheiß Fresse an, äh, bevor ich mit Liebe und gewaltfreier Kommunikation mein Essen genieße.“

Denn ich koche selbst mit besten Zutaten, genau das, was ich am besten vertrage, und von dem ich weiß, dass es mit Liebe zum Essen zusammengerührt wurde, mit bestem Gewissen. Übrigens habe ich nach dem Essen kein Foodcoma sondern ein Strahlen im Bauch, Lust am Leben und die Fähigkeit mich zu konzentrieren. Und was schaufelt ihr euch rein?

Der Beinahetod eines Hipster

Gestern sah ich den Prototyp eines Hipsters, wie er beinahe ums Leben kam. Ich wartete, um in den Kreisverkehr einzufahren. Er kam von links auf mich zu, um an mir vorbei zur nächsten Ausfahrt zu fahren. Auf seinem Kopf saßen schwarze Locken wie eine Schaumkrone über rasierten Seiten. Seine enge schwarze Jacke verschmolz mit einer engen schwarzen Jeans. Leider endete die Hose kurz über den Stiefeln und erlaubte den Blick auf blasse Waden. Er fuhr auf einem grellgrünem Fahrrad ohne Schutzblech. Sein Lenker war einer dieser kurzen Stangen, die Fahrer wie behinderte Störche aussehen lassen.

Während er also in seiner Linkskurve fuhr, erblickte er mich, und es war wohl meine Erscheinung, die ihn dazu veranlasste, noch hipper wirken zu wollen. Er hörte auf zu treten, streckte die Arme durch und reckte das Kinn in die Höhe. In diesem Augenblick bremste vor ihm ein Auto, sein Fahrer entschied sich spontan für eine neue Richtung - und lenkte plötzlich nach links. Der Hipster, kein bisschen aufmerksam, war sehr mit hip sein beschäftigt. Er bekam davon nichts mit.

Vor meinem inneren Auge sah ich ihn schon zu Boden stürzen, von Wucht und Aufprall zermalmt das hippe Leben aushauchen. Im letzten Moment verließ ihn jedoch die Hippnes, er bremste und zog ebenfalls scharf nach links. Nur Zentimeter neben dem Auto kam er zum Stehen. Der Fahrer hatte von dem Beinahe-Tod des Hipsters nichts bemerkt und fuhr davon. Der Hipster blieb stehen, verdutzt, mit wirrem Blick auf die Kapriolen der Realität. Glücklicherweise verzeiht das Leben hin und wieder egozentrische Träumereien, und belässt es bei einer Warnung.

Globalgeschichte ist Bildungsdada

Auf dem Lokus sitzend und blätternd öffnete sich mir dieser unverstellte Blick in die Globalgeschichte:

„Internationalisiert wurde der Krieg jedoch Ende Mai legte er vor der Wehrmachtsführung seine Ziele. Zwischen 1992 und 2001 versank Algerien in einem Bürgerkrieg, der dazu führte, dass er mit 23 Unterzeichnerländern auf den Abbau von Handelshemmnissen Wirtschaft und Ethik der Energiegewinnung gestritten wird. Marxisten des POUM getragen wurde. Zu seiner exklusiven Bündnis zwischen dem neutralistisch gesinnten Monarchen Norodom nach dem zweiten Weltkrieg insgesamt hat sich die Weltbevölkerung im Laufe des vergangenen Die politische Führungsrolle der schiitischen Geistlichkeit in Mexiko. Dieses sollte in erster Linie Aus Sicht der Gegner im Westen und Osten niederschlägt.
Anderen Ländern blieb der Aufschwung aus unterschiedlichen Gründen versagt. In den 1980er und 1990er Jahren schritt die Erosion der Staaten weiter mit über 30 Milliarden Pfund viel mehr gekostet in den „verbotenen Gebieten“. Einkauf wurde zur Jagd nach knappen Waren durch die mangelnde Unterstützung dass sich die weltpolitische Lage verändert hatte. China und Sowjetunion und Spezialprogramme beruhen auf den gleichen politischen Konzepten kommt es nämlich gegen Ende des Jahrhunderts zeitweise vom Westen unterstützte muslimische Guerilla weltweit und ungeheure Gewinne versprach.“

Anmerkung: Das obige Bild zeigt einen kleinen Schokokuss mit Ohren aus Chips, einer Frise aus Popkorn, einer Nase aus Mandel, sitzend auf einem Weinglasboden, an dessen Stiel eine Erdnuss mit gemalten Augen mit Gummiband befestigt hängt, vor hintergründigem Küchenleben in billigem Rum brennend.

Lieber Freund, das kritisiere ich an dir:

Hi Freund,

danke für die Mail. Nein, ich nehm dir nichts krumm. Ich finde es eigentlich gut, mit was für einer Vehemenz gegen Menschen wie Rüdiger Dahlke und das Thema vegan essen gesprochen wird, wenn es dazu führt, ihm das Gegenteil beweisen zu wollen, man sich also aufmacht, gewissen Spuren möglichst offen und unvoreingenommen zu folgen. So gesehen ist jeder Widerstand gut. Ich halte es für absolut richtig, so zu reagieren. Keine Reaktion wäre fatal. Aber es gibt natürlich auch den Wermutstropfen.

Horst Haitzinger


„Vorsicht, da kommt schon wieder die Lebensmittelkontrolle“ Haitzinger

Immer wieder klingt in meinen Ohren, dass die Illustrationskultur in Deutschland nicht viel zu bieten habe. Tatsächlich finde ich in den Tageszeitungen meistens und wenn überhaupt nur eine Karrikatur zu einem meist politischem Thema. Aber richtig tolle Illustrationen gibt es in Massenmedien wirklich wenige. Magazine wurden in letzten Jahren mutiger, allen voran die, die keine fünf Jahre überleben. Etablierte, wie Stern und Spiegel und Co., sind ähnlich mager illustriert wie Provinzblätter.

Frankreich sei da viel besser und bunter, heißt es. Das mag sein. Allerdings loht es sich auch in Deutschland etwas genauer hinzusehen. Richten wir also das Augenmerk zum Beispiel auf einen großen und bekannten Karrikaturisten aus Österreich. Ö-land ist zwar nicht D-land, dafür noch weniger bekannt als Land großer Illustratoren. Und das ist hier das wirklich einzige, was zählt. Überhaupt muss man ja irgendwo mal anfangen.

Da ich mit der SüdwestPresse als dem überregionalen Teil der lokalen Tageszeitung aufgewachsen bin, gehörte Haitzinger schon früh zu meinem Frühstück. Ich mochte ihn bereits, bevor ich anfing, die Zusammenhänge und Hintergründe seiner Zeichungen zu verstehen. Heute mag ich seinen Stil immernoch. Und weil ich gerne etwas dazu beitrage, dass erfolgreiche Illustratoren noch bekannter werden, damit es für noch erfolglose Illustratoren etwas leichter wird, verlinke ich hier zu seinem Blog: Haitzinger bei tumblr

Der Aufzug des Nebels

Der Zug, in dem ich laß, hatte bis zur dritten Station keine Verspätung. Dann kam die Durchsage: „Aufgrund ehrlicher Probleme seitens der Spurenprognose, werden wir unser Ziel heute niemals erreichen. Wir bitten Sie, dies zu verleumden und wünschen eine angenehme Wetterreise.“ Erik und ich schauten uns an. Es war sicherlich besser, keinen Gedanken daran zu verschwenden und einfach sitzen zu bleiben. Was auch immer der Zugführer damit gemeint hatte, wir würden es bestimmt bald herausfinden.

Vorerst gab es für uns keinen Grund zur Sorge. Bis zum Abflug nach Krakau hatten wir genügend Zeit. Es war nur fraglich, ob das Raum-Shuttle warten würde, das uns vom Bahnhof zum Flughafen bringen sollte. Noch bestand kein Grund zur Panik. Wir schauten aus dem Fenster, als wir in einen kleinen Bahnhof einfuhren. Auf den Bahnsteig unserer dritten Haltestation lag hoher Schnee und die Menschen sahen im Licht der Laternen aus wie gelbe Statuen.

Da hilft nur Reaktanz

Ich schickte vor zwei Tagen sechs übersichtlich gestaltete A4 Seiten Text an meine besten vier Freunde. In dem Text werden fünf Gründe genannt, warum es kurz vor zwölf ist, sich mit seinen Essgewohnheiten zu beschäftigen, seinen persönlichen Nahrungsmittelkonsum in Zusammenhang mit Weltwirtschaftsproblemen zu sehen und zu überlegen, ob vegane Ernährung nicht vielleicht gesünder sei. Einer meiner Freunde erschuf mit mir folgenden E-Mail-Dialog:

Ich:
Hi Jungs,
lest doch einfach mal wieder das, was ich euch schicke.
Liebe Grüße
Axel

Freund:
Mindestens einen Grund gibt es, den Artikel nicht zu lesen: Reaktanz.

Ich:
Ich musste erst mal nachschauen: "Reaktanz ist ein sozialpsychologisches Handlungsmotiv, das als Abwehrreaktion auf psychischen Druck verstanden werden kann."
Antwort: Schwachkopf :-)

Freund:
Ja, genau ;) "Reaktanz wird in der Regel durch psychischen Druck (z.B. Nötigung, Drohungen, emotionale Argumentführung) [..] ausgelöst."

Off the Record:
Ich:
Mir ist zwar nicht klar, wo er in den Texten emotionale Argumentation findet. Ich bin ihm aber sehr dankbar für die Offenbarung der Reaktanz. Es folgt die Jawoll!-Wikipedia-Beschreibung des Verhaltens meiner besten Freunde, dem ich bei dem Thema "vegan essen" leidvoll ausgeliefert bin:

"Typisch für die Reaktanz ist eine Aufwertung der eliminierten Alternative, (Hier: Viel Fleisch ist gut!) d.h. gerade diejenigen Freiheiten, die der Person genommen wurden, werden nun als besonders wichtig erlebt. (Hier: Ich will aber! Ich will aber! Ich brauch aber! Ihr wollt es mir nur madig machen! Aber...!)

Die betroffene Handlungsmöglichkeit kann der Person zuvor völlig unwichtig gewesen sein. (Hier: Wegen stabiler Gesundheit, zu viel klassischer Schulbildung, mangelhafter Lebensbildung und politischem Desinteresse.)

Im Extremfall hat die Person von dieser Handlungsmöglichkeit vor dem Eintreten der Beschränkung nie Gebrauch gemacht, übt die Handlung aber seit dem Eintreten der Einschränkung aus. (Hier: Jetzt erst recht, ihr blöden Veganer!)

Reaktantes Verhalten besteht darin, solche Handlungen nun erst recht auszuführen. Auf diese Weise möchte sich die betroffene Person diese Freiheiten gleichsam zurückerobern (auch wenn dies ggf. gar nicht mehr möglich ist) (Hier: Die Faktenlage sich zunehmend zuspitzt und nur harte Ignoranz diese beiseite wischen kann.)

All I Nied


„Das ist eine typische Karte von einem Designer“, musste der Geograph in mir sagen.
„Sieht schön aus, ist aber kaum zu lesen. Woher kommen wir? Wohin sollen wir?“
Die Frau war am Steuer und neben dran ein Ungeheuer. Ich war gerade dabei, die gute Laune zu verbrennen, als ich mich erinnerte, heute schon schlau gehandelt zu haben.
„Ich habe eine echte Karte mit der Wegbeschreibung ausgedruckt im Sack. Soll ich sie rausholen?“
„Nein, gib einfach den Straßennamen in das Navi ein.“
„Der liegt schwarz auf weiß zwischen meinen Beinen“, sagte ich und warf meinen Kopf gegen die Stütze.
„Kritisiert du etwa meine Fahrweise?“ schallte es von links.
„Nein, Herrgott, ich habe Hunger und mir ist heiß. Die 35 Grad da draußen, machen mich fertig. Also bring uns einfach ans Ziel.“
„Ist ja gut. Hast du die Karte?“
Ich holte sie aus der Tasche, gab die Straße ins Navi ein und wir hörten:
„Für ihre Route wird gebetet.“
„Danke“, schnauzte ich zurück. „Auch das noch.“ Ich dreht mir eine Zigarette, rauchte und ignorierte die Zeit.

Die weitere Fahrt verlief weiter, ohne zu verlaufen. Das Ziel, Flo's Geburtstagsparty, war außerhalb aller Örtlichkeit, am Rande Deutschlands, ja, um Himmelswillen, beinahe in Frankreich.
„Sind wir bald da? Ich dachte, du weißt, wo das ist?“ sprach die Fahrerin mit dem Ungeheuer, dem langsam der Saft ausging.
„Ich weiß ungefähr, wo es ist. Aber weiter als bis hier, war ich auf diesem Feldweg noch nie. Wir werden es schon finden.“
Der schwarze Wagen brachte uns mit klingendem Popschrott und verklimatisiertem Fußraum an Schreberlichtungen vorbei langsam Richtung Ausland. In Frankreich reichte es uns.
„Hier ist es bestimmt nicht. Der feiert doch nicht im Ausland. Komm wir drehen um. Nein, halt. Erst steigen wir aus und atmen Auslandsluft.“
„Gute Idee“, sprach die Frau, stieg aus, hob den Rock und pinkelte neben das rechte Hinterrad des Wagens. Sofort verwandelte sich der wüste Parkplatz in eine Oase. Ich musste wieder rauchen und wünschte mir Sandalen.
„Meinst du, wir finden deine tollen Freunde? Oder sind die noch gar nicht hier?“ fragt die Frau mich vor mir hockend.
„Was soll ich denn darauf antworten? Soll ich dir Hoffnung machen? Soll ich ehrlich sein? Soll ich den Moment authentisch verbalisieren? Ruf doch mal an.“
„Ich habe kein Netz.“
„Na toll. Einen 600 Euro Apparat am Arsch der Welt in der Tasche. Wertlos. Freunde, die man nicht findet. Wertlos. Rohes Feisch das in Plastikfolie schwitz. Wertlos. Wenigstens sind wir nicht allein, sondern haben uns.“
Wir umarmten uns, und küssten uns so, wie Elefanten in der Wüste aus einem Wasserloch trinken. Hungrig setzten wir uns auf die trockene Wiese, Eingebung erwartend, Kühlung erhoffend.
„Was machen wir denn jetzt?“
Ich hatte große Lust, nichts zu machen. Aber da war nichts zu machen. Es musste etwas getan werden.
„Komm wir fahren wieder zurück. Irgendwo an diesem Weg müssen sie sein. Wahrscheinlich baden sie gerade.“

Das Tal war übersichtlich klein und flach. Von einer Seite zu anderen war es zwei Steinwürfe breit. Ganz sicher. Denn am rechten Rand, Flussabwärts blickend, floss der Fluss, die Nied, das Naherholungsflüsslein der Region Saarlouis im Saarland an der Saar. Am Flussufer standen große Flussbäume. Zwischen uns und dem Fluss lagen Wiesen, aufgeteilt in Eigentumsareale und Besitzbereiche. Hecken und Baumreihen zogen Grenzen. Auf der anderen Seite der Wiesen, gegenüber des Flusses, war die Straße. Auf der fuhren wir. Raus aus Frankreich, eigentlich schon auf dem Weg raus aus dem Tal, Richtung Sibirien. Links von uns zog sich ein Streifen mit Schrebergärten am Hang entlang. Mit Parzellen mit Wohnwägen, Hütten und Feuerstellen. Ich träumte von Gletscherwasser. Endlich, nach einigen Metern in der Sommerhitze hörten wir aus einer der Lichtungen das Glühen einer Zigarette und Gelächter.
„Hier muss es sein. Lass parken und baden gehen. Ich muss eine Schildkröte fangen.“
Die Frau stellte das Fahrzeug an den Waldrand und schwebte aus der Tür. Im Nu hatten wir, na? Klar. Wir hatten die Badehose an, rannten über die Wiese, zertraten Grashalme, sprangen ins Nass wie Sprungfrösche, schwammen im Wasser wie Schwimmfische, hüpften nach draußen wie Hüpfspringer, hampelten zurück über die Wiese wie Hampelinge und fanden uns wieder, Hand in Hand am Tisch sitzend, uns unter dem Tisch küssend, während Flo eine Gruppe Gäste versammelte, Gänse herumflogen, Bier herumlag, Rauch vorbeihuschte und Musik verschwamm. Das war, was ich brauchte. Der Wahnsinn tat gut. Ein freies Wochenende mit Leuten, die Frisbee spielten, Schwenker schwenkten und so viel Quatsch redeten, dass mir der Kopf quoll. Das machte mich glücklich. Irgendwer wollte ein Foto machen. Eine Gästin meinte:
„Wir setzen uns alle in das Zeltdings da, oder was das ist.“
Alle anderen fünf waren begeistert, jubelten, kreischten. Jens holte Anlauf, sprang und wurde auf Freude und den Händen der Menge getragen.
Sechs Leute krochen in das kleine Anti-Moskitozelt. Jens, oder wie er hieß, ging hinter Martina, oder wie sie hieß, in die Hocke.
„Hey, wie heißt du noch gleich?“
„Wer bist du denn überhaupt?“
Diesem Witz fiel der Humor zum Opfer. Lachen erscholl. Die fröhliche Gruppe war bereit. Florian Luxenburger kniete, guckte und klickte.

Einen Moment, bitte.

Die Ankunft
Der motorisierte Mitarbeiter sollte mich um neun am Bahnhof abholen. Doch er kam nicht. Also nahm ich, nachdem ich einen Kaffee geschlürft und die Menschen, die am Bahnhof in der ersten Sonne der Woche in luftigen Kleidern vorbeigingen, für fröhlich befunden hatte, seine Nummer recherchiert hatte und erfahren hatte, dass er im Stau stand, den Bus zum Campus der Fachhochschule hoch oben in Weingarten. Dort stehen die Campusgebäude verteilt zwischen Seen, Wäldchen und Burgresten.

Die Natur-Uni
Um vom Hauptgebäude zur technischen Fakultät zu gelangen, und man gäbe die Webbeschreibung per Telefon durch, wünschte man sich, einer liefe auf den Wegen entlang und mache nach kindlicher Art der Schnitzeljagt Pfeile auf die Straße, so ob er Kreide zur Verfügung hätte, sonst kratze er sie in den Kies, so verwinkelt und zerpflückt stehen die lehrreichen Gebäude.

Die Innenstadt
In der Innenstadt sitzt das Volk auf vorbildlich verkehrsberuhigten Plätzen zwischen mittelalterlichen Fachwerkhäusern mit wundervoll geschwungenen Zeichnungen und Ornamenten auf der Fassade. Ab und zu darf ein Bus über den Platz fahren, als Zeichen gegen den vermeintlichen Segen der individualisierten Mobilität, mit dem Gedanke: Nur wir fahren Sie vor die Türe.

Die Bar am Markt
Das erste Bier hatte mich schon redselig gemacht, die Freizeit schon unkonzentriert. Ich hätte gerne mehr erfahren von der Dame, die diese Bar schon seit Dreißig Jahren führt, wie sie mir in einem kurzen Nebensatz verraten hatte, wo ich doch hier heute zum ersten Mal in meinem Leben war und Leibinger Bier trank. Eigentlich hatte ich sagen wollen, wie sehr mir Ravensburg gefällt, und dass seine 50.000 Einwohner es schafften eine fröhliche, hübsche Stadt zu beleben. Aber es kam anders.

Die Bierwirkung
Auf die Frage, wo ich denn her gekommen sei, antwortete ich mit einer kurzen, aber ausführlichen Erklärung meiner Anwesenheit, was weiter nicht schlimm gewesen wäre, hätte ich nicht einen unbedachten Satz über ihre Heimatstadt fallen lassen und damit das Gespräch beendet, irritiert über den charmanten Stolz auf eine Erwiderung großmütig zu verzichten.

Der Abschied
Doch bevor ich mich leicht verwirrt auf den Fußweg zum Bahnhof machte, trank ich mein drittes Bier, mit Blick auf die jungen Menschen, die vor dem weit geöffneten Fenster mit Frühling in den Augen vorbeigingen, mich an den Moment erinnernd, dessen unbedachter flotter Ton mich das Gespräch der Dame gekostet hatte.

Der große Gedanke
Wenn hier, immer so wie heute, die Sonne scheint, und ich diesen Job, so wie heute, weitermachen kann, ist es nicht weit bis ich mich dafür entschiede, in Ravensburg leben zu wollen, so gut gefällt mir die Stadt in diesem Augenblick der rauschenden Seeligkeit.

Grunzätzlich


"Mir ist Deutschland zu rückständig. Ich geh nach Österreich", teilten mir meine Gedanken vorhin mit. "Wieso das denn? Sind die Österreicher fortschrittlicher?" kam ich mit ihnen ins Gespräch. "Ja, sind sie. Sie sind wie die Kalifornier, nur mit Bergen, ohne Meer und Hitze, ohne Hollywood aber mit Bergen, ohne Meer und Hitze, dafür ohne Hollywood und ohne Meer aber mit Bergen, wo Bienen fliegen. Also wie du siehst, sind sich die beiden Länder sehr ähnlich." Ich rollte mit den Augen, um meinen Gedanken zu zeigen, für wie absurd ich sie hielt. "Haben wir eine Chance, dass du mitkommst?" fragten sie mich. "Ja, eine gibt es", gestand ich. "Ihr müsstet mir drei relevante Lebensthemen nennen, bei denen die Österreicher fortschrittlicher sind als wir Deutschen." "Alles klar," meinten meine Gedanken und gaben mir die Hand. "Abgemacht!"

Drei Nanosekunden später erkannte ich die Beweise:
1. Österreich hat mehr regenerative Energien und die dafür nötigen Techniken am Start.
2. In Österreich sind schamanische Rituale legal.
3. Österreich hat tolle Second Hand läden, sagt meine Mama.

Ich bin überzeugt und packe schon. Wer kommt mit?

Kann ich auch!

Das hätte ich auch hingekricht, sagt sich so leicht. Blöd nur, dass Picassoses schnellen Strichwischen einige Jahrzehnte handwerklich astreiner Schaffensart voraus gingen. Trozdem ist der Trend seltsam, Gestaltung aussehen zu lassen, als könnte man es nicht besser.

Ich kann es auch wirklich nicht besser. Aber so, als könnte ich es besser, krieg ich es auch nicht hin. Und das mach ich jetzt einfach mal: So - siehe Bild - sieht es also aus, wenn ich so tue, als könnte ich etwas nicht, tue aber nicht so, als könnte ich es besser, und mache es trotzdem. Wem die Geschichte, die das Bild zeigt, nicht auf den ersten Blick ins Gehirn geschossen kommt, dem sei noch kurz mit einer prufessinalen Interpunktion geholfen:

Das Bild dokumentiert auf harmonische Weise die Lebendigkeit der modernen Kunstrichtung, die unter keinem Begriff bisher komplett oder ansatzweise begrifflich erfasst niedergeschrieben werden konnte. Alle Elemente, des Bildes, erinnern stark an Einflüsse aus anderen, stilprägenden, epochalen Stilrichtungen einer bestimmten Richtung, die vor der Wende zur modernen Prägung  wahrgenommen worden hätte sein können. Es dann aber während des Krieges nicht schaffte. Und auch später nicht bis zu Existenz vordrang.

Wahrnehmung kann man wahrnehmen

Im oberen Bildabschnitt, oberhalb des unteren Bildabschnitts, sieht der Betrachter mit seinen Augen betrachtend das mystische Motiv des lebendigen Mondes. Deutlich ist, dass dem Ebendiesem durch die postfrühindustrielle Errungenschaft, der Kettensäge, querschnittsgeteilt in den Ganzkörperkopf gesägt wird.

Unterhalb der mittleren Mitte vermag der Betrachter vorerst zu schmuzeln, bevor er erkennt und erstarrt, um gleichwohl direkt im Anschluss wiederwillig zu verschwinden, um blinzelnd wahrzunehmen, dass es tatsächlich sich jawohl um eine Art stelzbeiniges Geflügeltier handeln muss, welches der Maler im Sinne hatte abzubilden - um der Biologie wegen.

In der Bewegung erstarrte dynamische (hier fehlt ein Wort, glaube ich - bitte prüfen)

Im Gesicht des Fahrers des kleinen Traktors, der gefährlich auf das Bauernhaus mit schnuckeligem Kräutergarten zudonnert, spiegelt sich, ganz offensichtlich, die Verzweiflung einer ganzen Generation.

Auffallend ist, dass das gesamte Kunzwerk mit nur einem einzigen eigenen Filzerstift aus türkisfarbener Vollfarbe entwickelt und umgesetzt ist. Ja einfach ist.

Nicht zuletzt zum Rand des Bildes kommend: Am linken Bildrand erkennt das geübte Auge des gebildeten Kunstkenners das Symbol des kackenden Arsches mit noch schwebender Kackwurst, deren Dynamik dem Bild seinen strahlenden Charakter nahezu aufdrückt.

Für Kenner: Bild oben ist nicht Original, sondern Fotografie des Originals. Das Original ist selbst das Original. Und das Foto wiederum ist das Original-Foto des Original-Bildes, das hier natürlich nicht im Original, weil kopiert, zu sehen ist.

Wie geil ich fotografieren kann, habe ich also auch schon gelegentlich gezeigt. Aber hey, ich kann auch noch ein paar Fotos hochladen, die voll unkonventionell sind, wenn mich jemand zwingt. Aber vorsichtig übrigens. Geld ist kein Zwang. Für Geld mach ich nur Sachen, die freiwillig Spaß machen.

P.S. Für Die Taille Liebhaber: Die beiden Punkte auf dem Bild haben keinen wahrhaftigen Sinn. Sie sind fröhlich ins Geschehen geschwappte Eigenheiten.

Lach nicht zu früh, Spacko!

"Es ist ja oft so, dass Menschen, die ihre Arbeit ernst nehmen, über saublöde Witze lachen; es ist, als litten sie an Humorunterversorgung und infolgedessen an vorzeitigem Lacherguss."
Rob in High Fidelity
Immer schneller immer lauter immer besser. Fuck. Erst vor kurzem stand im Spiegel ein langer Artikel über die Kraft introvertierter Menschen. Über die, die auch nicht die schnellsten und spontansten Sprecher sind. Sie sagen oft weniger als die, deren Mundwerk schneller klappert als Blitze im Gehirn Gedanken vernetzen. Aber bei zu großer Geschwindigkeit verhindert das Fehlen der Zusammenhänge den Tiefgang. Dabei muss doch niemand sofort auf alles reagieren. Außer denjenigen, die es müssen, weil wir sie dafür bezahlen, weil es bei uns diesen großen Hang gibt, sich mit dem Gelaber Andere zu betäuben. Einfach mal die Fresse halten ist auch ganz cool. Die Gedanken sortieren und das bescheuert freundliche Grinsen unterdrücken, das zeigen soll, wie aufmerksam man ist und wie ausgesprochen lilarosablau fröhlich.

Vielleicht war es gar nicht lustig, was gesagt wurde. Vielleicht findet man es selbst überhaupt nicht komisch, wenn man drüber nachdenkt, und lacht nur, weil man höflich sein will, die Anderen lachen, man verlegen ist, nichts rafft oder gerade doof wie Brot ist und es genießt. Dabei ist Brot gar nicht doof, wenn es mit Hingabe gebacken wird, Zeit bekommt und reifen kann. Verdammte falsche Freundlichkeit. Verdammtes Geplapper. Hör auf zu lachen und sei mal ehrlich, Mensch. Dann hat nämlich auch der Humor wieder Raum. Der ist nämlich sensibel. Dann kann das Lachen wieder atmen und das Brot duftet wieder.

Sinnvolle Fragen an Google

Kann ich allein in den Wald gehen?
- Nein, ich will keine Pilze sammeln.

Wann sterbe ich?
- Die Todesuhr sagt es dir.

Was macht mein Nachbar?
- Aha, er macht mich rasend.

Wie geht das?
- So.

Wann wache ich morgen auf?
- Scheiße, weiß Google nicht.

Was soll ich machen, wenn ich mich vergoogelt habe?
- Vielleicht Martin DX1 ae LH und HPL?

Wie lange ist das Internet?
- Beginn in der Hauptstraße 56.

Wo ist mein Pimmel?
- Haue ihn auf ein Holzbrett.

Fazit: Google ist nicht hilfreich.

Tophit seit 1.500 Jahren

Seit 1.500 Jahren auf Platz eins der buddhistischen Meditationscharts. Vielleicht ist es auf die Simplizität des Textes zurückzuführen, vielleicht auf das hypnotische Flöten der Klanggitarren, vielleicht auf die metaphysische Ausstrahlung der symphonischen Jodel-Intermezzos, vielleicht ist es aber auch einfach unerklärlich, warum dieser Welthit in allen Klostern Tibets seit über eintausendvierhundertneunundneunzig Jahren rund um die Uhr in allen Sprachen der Welt gesungen wird.

Vor Kurzem wurde bekannt, dass Rudolf "the Rednose" Steiner den Song im Jahr 1935 ins tänzerische übersetzen ließ. In Namibia gab es daraufhin eine Windrose, die einen Großteil des Landes in eine Gürtelwüste verwandelte.

Nicht nachgewiesen haben amerikanische Wissenschaftler vor einigen Monaten, dass der Song schlechte Laune verbreitet. Deshalb wurde er auch noch nicht verboten, sondern von der internationalen Frühstücksmusikversammlung Anfang des Jahres 2013 auf Toastbrot veröffentlicht.

Ich möchte einen Ausruf anfügen, der zur weltweiten Sammel-Chillung auffordert, dessen Ursprung mir vollkommen unklar ist, mir aber klar ist, dass ich ihn weitergeben muss, wie meine Omani mir gestern im Traum mitteilte: Om Mani Pad Me Hum (Man spreche des tibetischen mächtig: Om Mani Pemme Hung.) - hohoho (auf tibetisch: hoh hoh hoh). Namastee! (Achtung: Nur dreiundzwanzig Minuten ziehen lassen).

Om Mani Pad Me Hum

Echt lebendige Kühe

Webcam im Kuhstall - Kuhstallalltag rund um die Uhr. Seit Januar 2006 können Sie rund um die Uhr zuschauen, wie Kühe sich bei Tag und Nacht bewegen, mit wem oder was es der Landwirt im Kuhstall alles treibt und mit was für einem Glück Kälber geboren werden.

Woher kommt die Milch? Wieso gibt es Milch? Wie leben Kühe unter Beobachtung? Was lesen sie abends? Wie bestelle ich eine Nachgeburt? Wie tief kann ich sinken?

Schauen Sie doch mal herein! Die Familie Kräubler im ländlichen Hohenstraub hat sich bereit erklärt, eine Kamera in ihren Stall zu halten, die Einblicke in das kreative Leben im Kuhstall gewährt. Seien Sie total gespannt und entdecken Sie das wahre Leben wilder Tiere.

Zum Stall des Wahnsinns!

Fotoquelle

Hipster


Im belgischen Viertel in Köln begegnen mir zwei modisch gekleidete Männer um die 25 mit Schnurrbärten und großen Brillen. Der eine sagte zum Anderen, nein, auf dieses Party gehe ich nicht, da werden nur Hipster sein. Dem sechzehnjährigen Jungen zu Folge, den ich nach einer Definition frage, ist der rappende Pandabär Cro das Paradebeispiel für einen Hipster. An der Ubahn-Haltestelle beschimpft ein Jugendlicher seinen Kumpel als Scheiß Hipster.

Sind Läden, in denen gestrickte Wollwärmer für Fahrräder und eigenhändig gefilzte iphone-Schutzhüllen verkauft werden, Hipster-Läden? Sind Männer, die ihre engen Jeans in Stiefel stecken, Hipster? Sind Mädels, deren riesige Brille ständig nach vorne rutscht, Hipster?

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Und wir wollen ja nicht verallgemeinern. Aber wer oder was ist denn nun ein Hipster? Diese Frage haben sich anscheinend auch andere gestellt. Bei Suhrkamp gibt es ein hipstermäßig neongrünes Buch mit dem Titel Hipster – eine transatlantische Diskussion.

Darin steht: „Um die Diskrepanz zwischen diskursiver Omnipräsenz und begrifflicher Unterbestimmtheit zu reduzieren, hat die New Yorker Kulturzeitschrift n+1 dem Hipster am 11. April 2009 eine Tagung an der New School gewidmet.“ Die in dem Buch zusammengefassten, bahnbrechenden Erkenntnisse, die natürlich nur eine Annäherung an die krumme Realität sein können, versuche ich zu erlesen:

Fakt Nummer eins: Hipster gab es offiziell von 1999 bis 2011. Alles was danach noch Hipster sein will, ist noch uncooler als sowieso schon. Fakt Nummer zweieinhalb: Hipstermenschen sind wohl eher jung. Fakt Nummer drei: Der Begriff kommt aus den 1950ern. Meinung Nummer eins: Voll panne.

Erste Offenbarung: Hipster „verehren die Gewalt, den Instinkt und die Widerständigkeit der weißen Angehörigen der Unterschicht oder der Menschen der Provinz.“ Meiner Meinung wertet das die Unterschicht-Menschen und Provinzler auf, während es den „Anwender“ eher bis total abwertet. (Was nicht wertend gemeint ist.)

Zwischen-Aaah: Hipster sind ironisch. Zwischen-Zweifel: Bin ich deshalb auch ein Hipster? Musikalischer Fakt: Hipster hören Belle and Sebastian und The Strokes. Ogott! Dann gibt es es ja ziemlich viele davon. Knaller-Fakt: Hipster sind nur „hippe Konsumenten“ und der Hipster an sich schafft per definitionem keine echte Kunst. „Trittbrettfahrer, Poser, Kunstliebhaber und Fans“ werden sie genannt. Ich füge hinzu: Versager und Dummlappen, Modeopfer und Pseudocoole.

Den Mittelteil des Buches überspringe ich wegen Gefahr der Verlangweilung.

Hinten im Buch, auf Seite 188 zitiert ein Autor einen Kommentar zu einem Artikel aus der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2010. Ich zitiere das Zitat: „Kleiner Kommentar: Der Hipster, den du beschreibst, das ist der bourgeoise Vorortopportunist mit einjähriger Mitte-/Williamsburg-Auszeit. Also die Hassfigur schlechthin. Thelonious Monk, James Murphy, Alejandro Jodorowski, Miles Davis, Zappa, Picasso, Basquiat, Malcolm McLaren und all die anderen waren aber Anarchos, Outsider, die von Mittehipsterdeppen nicht verstanden und gehasst worden wären. Klar. Also die „Hippster“ von heute sind eben nicht in Mitte. Da sind nur die Opfer von Häberlein & Maurer. Aber darauf lief es hinaus, oder? Fuck Hippnes“

Weiter geht es recht klug: Dem Autor nach hatte Hipness früher etwas mit Kultur zu tun, heute reichen wenige Insignien, wie Taschen, Brillen oder Bärte aus, um hip zu sein. Das ist doch arm, oder? Auf Seite 190 geht es weiter: „Dieser Hipster hat allen alten Glanz verloren, er ist eine mehr oder weniger lächerliche, auch tragische Figur geworden, der der Distinktionswahn den Blick dafür verstellt hat, was für eine uniformierte und alberne Gestalt er eigentlich ist.“ Volltreffer. Meiner Meinung nach.

Neben allen, selbstverständlich vorurteilsfrei verallgemeinerten, äußerlichen Details, ist der Hipster „substanzlos, extrem konsumaffin“, nervig und mit Sicherheit kein Intellektueller, sondern ein unreflektiert verallgemeinernder Schubladenmensch. Ach, ein Künstler ist er natürlich auch nicht.

Und dann kommt endlich, nach gefühlten tausend Seiten Definition, die letzte, entscheidende Frage: Woher kommt der Hass? Hier erwähne ich auch gerne den Namen des Autors: Jens Christian Rabe. Ich finde, er stellt die richtige Frage.

Welche Antwort er gibt, weiß ich auch nicht. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, denn ich muss schon wieder weiter, weiter nach vorne, auf zum neuen Shit. Sich mit Hipstern beschäftigten ist out, ich muss wissen was abgeht, wo der neuste heiße Scheiß angespült wird. Ach schau! Dort. Aus dem maroden Spülkasten dieses historischen Klosetts kommt etwas. Cool. Und es sammelt sich in dieser Porzellanvase. Yeah! Ob ich das gemeinsam mit mir aufs Foto kriege? Ich muss nur meinen Kopf ganz nah rankriegen. Ja. Es geht. Jetzt schnell posten und endlich kann jeder sehen, wie geil Scheiße aussieht, wenn …. halt, warte Mal! Das ist ja total albern. Schnell noch ein ironischer Spruch dahinter. Wie wäre es mit: Das ist mein Klo, wie ich meinen Kopf reinstecke. Verstehen die Leute das?

Zwangsbesinnung

Weihnachten kommt gar nicht überraschend: Beim Aufstehen merkt man, dass die Tage kürzer werden. Draußen wird es kälter. Das Verlangen nach Ingwertee entwickelt sich. Haselnuss und Mandelkern werden attraktiv. Es erklingen sogar die ersten Worte über Geschenke. Erinnerungen an die Kindheit, als die Vorfreude noch echt war, ziehen vorbei. Im Nebel erscheint eine Sehnsucht nach Freude über Geschenke, auf die man sich das ganze Jahr gefreut hat. Aber das bleibt als nebulös. Das aktive Denken an Weihnachten wird verdrängt. Die Arbeit ruft. Der Alltag stresst. Die Ruhe nervt. Ablenkung herrscht. Und dann ist es wieder soweit:

Ach, schon wieder Weihnachten. Jetzt muss ich mich beeilen. Ich muss noch schnell vierzehn Geschenke kaufen. Noch schnell viel Sport machen, damit ich drei Tage lang superviel essen kann. Und ich muss schnell besinnlich werden. Oje, die ganze Familie in drei Tagen. Stress!!! Ich bin froh, wenn das alles schnell wieder vorbei ist, diese verdammte besinnliche Zeit. Bald kann ich wieder total unberuhigt und unbesinnlich dahinhetzen, ohne dass die Gesellschaft mich zur Besinnung zwingt.

Gegenwärtig 7

Mein aktueller Status: Stufe 2.
Mein neues Outfit: Wen interessiert das?
Letzte gegessene Pflanze: Spinat.
Motto: Forever in Love.
Vergangenheit: Ja, die gab es.
Neue Richtung: Endlich wandern.
Zum Nachtisch: Immer Schokolade.
Zitat der Stunde: "Es ist nicht unsere Aufgabe, einander näher zu kommen, so wenig wie Sonne und Mond zueinander kommen oder Meer und Land. Unser Ziel ist, einander zu erkennen und einer im anderen das zu sehen und ehren zu lernen, was er ist: des andern Gegenstück und Ergänzung." (Herrman Hesse)

Ich brabbel, also bin ich.

Alles folgt dem Plan, der mit dem Aufwachen beginnt. Der Klingelton erwischte mich bei Monica Bellucci. Ich war gerade dabei sie in einen Pool zu tragen, da riss mich der Weckerarsch aus meiner Fantasy. Ich schlug nach ihm und verfehlte. Stattdessen traf ich eine harte Kante. Aua. Aber Kante war keine Kante. Es war weich und hatte nachgegeben. Mein Schrei erschrak mich, ich riss meinen Kopf wie eine Kobra zur Seite und starrte ins Licht, um zu sehen was ich erwischt hatte. Ich sah ein Gesicht, eine Hand, die ein Nase hielt, und einen Mund der Geräusche machte, wie eine lebendige Zwiebel. Es war ein Mensch. Ein lebendiger. Wer war diese Frau? Ihre Augen öffneten sich, ihre schmale Hand wurde zum Hammer, ich wurde zum Nagel. Ich sah Sterne und dann wieder die Nacht.

Ein Wecker klingelte. Ich schlug nach ihm. Diesmal traf ich nichts. Allerdings nahm mich der Schwung meiner ins Nichts rasenden Hand mit und versetze mich in eine Drehbewegung. Irgendetwas kam dieser Bewegung entgegen und fing mein Gesicht. Die Nacht hatte mich wieder.

Eintausend Jahre später wacht ich auf. Kein Wecker klingelte. Einer piepste. Wie ein Geschoss traf mich die Erinnerung an die letzten Aufwach-Vorgänge. Ich bewegte mich nicht und behielt die Augen geschlossen. Ich versuchte hinter dem Piepston und in den minikleinen Piepspausen ein Geräusch zu hören. Nichts. Erst als der Weckton immer lauter wurde, traute ich mich, die Augen langsam zu öffnen. Ich sah den Wecker über mir hängend. Er baumelte lässig hin und her und zeigte mit einer geschälten Banane auf meine Nase. Ein kleiner Blutstropfen sammelte sich am unteren Ende der Frucht. Gerade als ich erkannt hatte, was da war, löste er sich und fiel auf mich herab. Mir mitten ins Auge. Wer sich schon mal Eukalyptusöl ins Auge gekippt hat, weiß trotzdem nicht wie schrecklich Blut ist. Der brennende Schmerz erschütterte mein Gehirn und ich verlor das Bewusstsein. Alles folgt welchem Plan?

Lieblingswitze

Was liegt am Strand und redet unverständlich?
- Eine Nuschel.

Was liegt am Strand, redet unverständlich und ist erkältet?
- Eine Niesnuschel.

Was ist blau und steht am Straßenrand?
- Eine Frostituierte.

Was ist rot und steht 100 m weiter?
- Eine Hagenutte.

Was ist orange und rollt übers Land?
- Eine Wanderine.

Was ist orange und schaut durchs Schlüsselloch?
 - Eine Spannderine.

Was ist braun und späht durchs Schlafzimmerfenster?
- Ein Spannzapfen.

Was ist rot und sitzt auf dem WC?
- Eine Klomate.

Was ist weiß und springt im Wald umher?
- Ein Jumpignon.

Was ist braun, süß und rennt durch den Wald?
- Eine Joggolade.

Was ist braun und sitzt hinter Gittern?
- Eine Knastanie.

Was ist rot, rund und hat ein Maschinengewehr?
- Ein Rambodischen.

Was ist braun, knusprig und läuft mit dem Korb durch den Wald?
- Brotkäppchen.

Was ist braun, klebrig und läuft in der Wüste umher?
- Ein Karamel.

Was ist rot, sitzt in einer Konservendose und spielt Musik?
- Ein Radioli.

Was ist grün und radelt durch die Gegend?
- Eine Velone.

Was ist orange, tiefergelegt und hat einen Spoiler?
- Ein Mantarinchen.

Was ist gelb, krumm und schwimmt auf dem Wasser?
- Eine Schwanane.

Was ist orange und steckt traurig in der Erde?
- Ein Trübchen.

Was ist orange, sauer und kann keine Minute ruhig sitzen?
- Eine Zappelsine.

Was ist haarig und wird in der Pfanne fritiert?
- Bartkartoffeln.

Was ist gesund und kräftig und spielt den Beleidigten?
- Ein Schmollkornbrot.

Was steht im Schlafzimmer des Metzgers neben dem Bett?
- Ein Schlachttischlämpchen.

Was ist orange, rund und versteckt sich vor der Polizei?
- Ein Vandalinchen.

Was ist grün um schaut durchs Schlüsselloch?
- Ein Spionat.

Was ist gross, grau und telefoniert aus Afrika?
- Ein Telefant.

Was ist gelb und flattert im Wind?
- Eine Fahnane.

Was ist grün und klopft an die Tür?
- Ein Klopfsalat.

Was ist braun, sehr zäh und fliegt umher?
- Eine Ledermaus.

Was macht 'Muh' und hilft beim Anziehen?
- Ein Kuhlöffel.

Was ist violett und sitzt in der Kirche ganz vorne?
- Eine Frommbeere.

Was ist grün und liegt im Sarg?
- Ein Sterbschen.

Was ist bunt und läuft über den Tisch davon?
- Ein Fluchtsalat.

Was ist braun und schwimmt im Wasser?
- Ein U-Brot.

Was ist schwarz/weiß und hüpft von Eisscholle zu Eisscholle?
- Ein Springuin.

Was ist viereckig, hat Noppen und einen Sprachfehler?
- Ein Legosteniker.

Was ist gelb und immer bekifft?
- Ein Bong-Frites.

Was ist grün, glücklich und hüpft von Grashalm zu Grashalm?
- Eine Freuschrecke.

Was ist ist braun, hat einen Beutel und hängt am Baum?
- Ein Hänguruh.

Was ist orange-rot und riskiert alles?
- Eine Mutorange.

Was ist groß, grau und kritisiert die praktische Vernunft?
- Ein Elekant.

Überliebesbriefe

Überliebesbriefe sind keine gewöhnlichen Liebesbriefe. Sie sind eine spezielle Überart. Es bedarf höchster Konzentrationslosigkeit und absoluter Hingabe an die Gegenwart, um sich zu überwinden, sie zu schreiben. Klingt schwierig, ist aber überschwierig.

Das liegt daran: Meist fehlen dem Liebenden die Worte. Manchmal sogar der Mut. Meist spürt er soagar vor lauter Gefühl nichts mehr. Dann ist er, der gängigen Praxis für überflüssige Bezeichungen nach, überliebt. Das ist der perfekte Zustand, um mit fehlenden, geschriebenden Worten in einem Überliebesbrief zu überzeugen. Wie das geht, überfährt man jetzt.

Wie bei allen Sportarten kommt es auch beim Liebesbriefschreiben nicht auf das richtige Equipment an, sondern auf die Technik. Überliebesbriefe brauchen mehr als das. Sie brauchen Duft, Speichel und eine selbstklebrige Luftpumpe. Augen auf und durch, mein Freund. Selbst aus dem größten Plappermaul kann mal ein Wort kriechen, das es verdient hat, zu übernehmen. Also besorg dir eins. Jetzt. Nicht erst überlegen. Dann kanns losgehen.

Lieber geht über Maden

Schreibe allein, nicht im Raum mit deiner Mutter oder deiner nackten Nachbarin. Buddel nach schönem Papier. Zieh Finte in die Tinte. Begrab deinen Verstand. Nimm einen Schluck Eidechsenschuss und schau weg.

Dann wirst du dein Überichfinden. Gleich neben dir wird es erscheinen. Wenn du es zwingst, dir zu helfen, wird es zuerst fiese Geräusche überbringen, wie kreischende Fingernägel auf Tafelgrün, dann deinen Füller über den Briefbogen schieben und, wenn alles glattgeht, eine Linie schreiben. Als zukünftiger Liebhaber wirst du das überstehen. Und es wird dich übermäßig fit machen für die Worte, die am Ende der Linie auf dich warten. Absender nicht vergessen. Sonst ist es für die Katz und Maus.

Und einmal unter uns: Liebesbriefschreiber wollen doch alle morgen schon. Über-Liebesbriefe-Schreiber sogar gleich. Also Siegelwachs schmelzen, Stempel reindrücken und übergeben.

Überbleibsel abschicken

Zum Schluss noch einige überflüssige Worte an die Empfänger: Liebe Über-Liebesbriefeleser. Lest den Brief mit beiden Händen, mit dem Rücken am Boden. Das geht so: Legt euch hin, schaut euch von innen an. Sagt nichts, bevor ihr nicht spürt, wie euch die Liebe überrennt. Um dabei nicht überrannt zu werden, liegt ihr. Platt wie eine Flunder. Kann jeder, überhaupte ich. Dann klappt das.

Überschlussworte: Ach und Göte haben mal gesagt: Lieber schreibe ich Mist, als wie ich was Schlaues sage. Darum hat er auch nicht überlebt. Übel, oder?

Der Heizungshund


Hat die Heizung die Menschen verändert? Früher hat man Feuer gemacht. Meistens konnte man es sich nur für einen Raum leisten. Vor dem Kamin, beim Ofen oder im Schein der Kerzen, dort traf sich die Familie. Dort unterhielt man sich, musizierte, sprach, schwieg und lauschte. Man war sich nah. Mit vielen Sinnen - nur nicht mit den Augen, den alles fressenden. Heute kann man sich Hallen erleuchten, im Hemd durch Flure wandern und nicht wissen, ob draußen Nacht, Winter oder Krieg ist. Also Ja, die Heizung hat die Menschen verändert. Und die Hunde auch.

Mit dem Fahrrad durch die U-Bahn

Es ist Anfang Mai. Die Stadt hat Fieber. Überall liegt Staub und in manchen Straßen riecht es nach süßem Abfall. Der Himmel ist so weiß wie im Hochsommer. An solchen Nachmittagen sollte man in klimatisierten Räumen arbeiten oder im Schatten eines Baumes im Biergarten sitzen. Doch in der Hitze des grellen Nachmittags treffen sich heute 25 Radfahrer mitten auf einer Kreuzung in Köln. Sie stehen am Eingang zur größten Baustelle der Kölner Verkehrs Betriebe.

Einer der Radler trägt ein saubere Jeans, ein weißes Hemd und eine eng gebundene Krawatte. Über dem Hemd trägt er eine Warnweste und auf dem Kopf einen Schutzhelm. Es ist Herr Heinrich, Bauingenieur und Projektleiter für den Tunnelbau der neuen Kölner U-Bahn. Die Anderen sind Gäste und Bürger der Stadt. Heute dürfen sie sich den neuen Tunnel der U-Bahn in Köln ansehen und mit dem Fahrrad dort fahren, wo bald Schienen liegen werden.

Mystischer Sex

Tatsache ist, dass Menschen, die eine tiefe Erfahrung gemacht haben, sich in einer allumfassenden Liebe auflösen. Dort gibt es weder ein "Ich liebe dich" noch ein "Ich liebe Gott", sondern die Liebe nivelliert alle Ich-Du-Unterscheidungen. Sie durchdringt alles. Will man aber diese Liebe in Worte fassen, so geschieht es häufig, vor allem im Christentum, dass sie in einer Gottesliebe personalisiert wird; oder in der Liebe zu Jesus. Damit aber bekommt die Liebe ein Gegenüber; und in dem Augenblick, in dem sie ein Gegenüber bekommt, kann sie einen erotischen Charakter annehmen.

Aber liegt das nicht in der Natur der Sache? Zu einer Liebesbeziehung gehören doch unweigerlich zwei? 

Ja, aber das Eigentliche der Liebe besteht eben darin, dass diese zwei ihr jeweiliges Ich in einer höheren Einheit transzendieren. Nicht auf die Zweiheit der Liebenden, nicht auf ihren Dialog kommt es an. Das Wesentliche ist der Liebesakt selbst. Rumi hat das sehr genau gesehen. Er schreibt in einem Gedicht: "Ich bin bei dir, und du willst Briefe lesen. - Das ist doch nicht der wahren Liebe Wesen". Er will damit sagen: Ich bin doch da, und obwohl ich da bin, schreibst du mir Liebesbriefe. Man könnte weiterfahren und ergänzen: Ich bin doch da, und obwohl ich da bin liest du mir aus deinem Gebetbuch vor. Kurz: Die Gegenwart des Geliebten wird gar nicht wahrgenommen. Vor der Vereinigung schreckt man zurück. In der mystischen Liebe ist das anders. In ihr gibt es nur die Einheit. Ich frage mich, warum es soviel Angst vor der Einheit gibt.

Willigis JÄGER: Die Welle ist das Meer. Herder, Freiburg im Breisgau, 2000

Du Kamel!

Das Kamel kam mit der Dämmerung. Es erschien in der Wand, erst verschwommen, dann immer klarer wuchs es zu echter Größe heran. Es trottete auf mich zu, blickte mir wie ein gutmütiger Greis in die Augen, knickte zuerst seine Vorderbeine ein, dann senkte es den Hinterleib und legte sich nieder. Sein Kopf blieb wach erhoben. Ich fragte in Gedanken, was es hier mache. Es antwortet mir in ruhiger Stimme: "Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Ich weiß nicht was ich bin? Kannst du es mir erklären?" "Na klar", lachte ich erfreut. "Du bist ein Kamel. Hör gut zu. Ich erkläre es dir." Also erzählte ich dem Kamel, was es war.

Beim Mittagsschlaf gestorben

Gestern Mittag gönnte ich mir seit langem mal wieder ein Mittagsschläfchen. Ich legte mich mit vollem Bauch einfach auf das Sofa. Schön auf die linke Seite. Meinen Kopf bettete ich auf ein rotes Kissen. Mein Blick ging Richtung Couchtisch, der auf Gesichtshöhe vor mir stand. Ich sah ihn von schräg unten schief im Raum stehen. Dann senkten sich auch schon meine Lider, ich holte noch einmal tief Luft und schlief ein. Und irgendwann viel später wachte ich richtig verpennt wieder auf.
Ich machte die Augen auf, sah den Tisch schief an und wunderte mich, wie schräg der in der Landschaft hing. Langsam wurde mir meine Perspektive bewusst, ich schmunzelte in mich hinein und setzte mich auf. Dann ging ich in die Küche und traf dort meine Mitbewohnerin. Sie aß Rösti mit Apfelmus und ich machte große Augen während mir das Wasser im Mund zusammenlief. Wir plauderten ein wenig und freuten uns über die Sonne. Dann zuckte ich leicht und öffnete die Augen.
Was ich sah, erkannte ich erst nicht sofort. Dann dämmerte es: Ich sah wieder meinen Couchtisch von schräg unten. Aha, dachte ich, ich hatte also geträumt. Ich schmunzelte erneut. Der Tisch war einfach so seltsam schräg mitten in meiner Optik. Dann stand ich auf, ging fix ins Bad, warf mir Wasser ins Gesicht, schnappte meinen Schlüssel und sprang kurz darauf in die Straßenbahn. In der Kneipe warteten meine Jungs und das Pils perlte wie im Frühling. Schon wollte ich den dritten Tequila hinunterstürzen, da rüttelte es mich und ich sah schon wieder den schrägen Couchtisch.
Was zum Teufel?! Diesmal starb das Schmunzeln in Verwirrung. Alter, dachte ich bei mir, jetzt reicht es aber. Ich schüttelte mir die Müdigkeit aus dem Kopf, rieb mir die Augen und sagte mir: Los Junge, aufstehen! Ich setzte mich also mal wieder auf und war plötzlich in einer Lounge eines Hotels. Gerade wollte ich die Tochter des Hotelmanagers, dessen Job ich morgen übernehmen würde, verführen, als ich erschrak und die Augen aufriss: Heilige Scheiße! Schon wieder sah ich dieses verdammt Holzbein und die Unterseite des Tisches.
Ich hatte also schon wieder geträumt. Aber jetzt war ich wach. Oder schlief ich noch immer? Ich strengte meinen Geist an und kam zu folgenden Überlegungen: Ja, ich war wach. Ich konnte schließlich denken. Ich spürte auch eine Verbindung zu meinem Körper. Mein Körper war da. Wirklich. Aber ich wollte alle Zweifel ausräumen und checken, ob die Realität real war: Ich hob also meinen Arm an, streckte die Müdigkeit aus ihm und griff zum Tisch. Und bekam Panik.
Ich hatte den Arm angehoben, voll bewusst, ich hatte sein Gewicht gespürt und die Schlafträgheit wahrgenommen. Aber als ich zum Tisch greifen, den Arm in mein Blickfeld bewegen wollte, tauchte er nicht auf. Ich spürte meinen Arm von einer Seite durch die Luft Richtung Tisch wandern. Ganz sicher. Aber ich konnte ihn nicht sehen. Er war nicht da. Also bewegte er sich logischerweise auch nicht.
Ich bebte spürbar – aber wahrscheinlich nur im Traum. Meine Atmung wurde schneller. Ich blickte umher - nur mit den Augen - und ja: Ich wusste nicht einmal wo ich war. Ich entdeckte eine weiße Tür. Aber ich hatte keine Ahnung wer dort in das Zimmer herein kommen würde, wenn ich um Hilfe schreien würde. Ja. Um Hilfe schreien. Danach war mir. Schließlich war hier irgendwas nicht Ok. Ich holte Luft. Tief. Um richtig laut zu schreien. Und ich schrie richtig laut. Aber ich hörte nichts. Das einzige was ich hörte war ein Rauschen. Verdammt! Was war da los? Ich konnte alles sehen, hören, meinen Körper spüren, aber verdammt noch mal nicht bewegen.
Ich war gefangen. Mein Geist hatte die Verbindung zu meinem Körper verloren. Ich dachte immer an eine Schnur von meinem Hirn in meinen Körper, die die Steuersignale weiterleitet. Aber scheiße. Die war wohl gerissen. Alles was ich spürte, war offenbar nur die Fantasie elektischer Impulse. Dann war es mir klar: Ich war tot. Ja. Ganz sicher. Heilige Scheiße. Ich war einfach gestorben. Ogott.
Aber mein Bewusstsein war noch da. Also war ich querschnittsgelähmt, oder was? Die würden mich lebendig begraben oder vielleicht würde ich an Maschinen angeschlossen werden. Falls mich jemand finden würde. Nein, Mann. Ich war mir sicher. Ich war verdammt nochmal tot. Total mausetot. Hier auf meiner Couch gerade gestorben. Mein Geist war noch im Körper. Und gleich würde ich meinen Körper verlassen und schön von oben auf den leblosen Leib hinablicken.
Aber nein. Es machte ZANG! Ich bebte und setzte mich auf. Dann kam ich so langsam klar. Und jetzt bin ich hier und das ist kein Traum. Mann! Nahtoderfahrung oder wasweißich. Auf jeden Fall krasse Scheiße. Das werde ich so schnell nicht vergessen.

Mein Dom

Nur wenige Meter fehlen und ich könnte meine Hand an seine alte, raue Haut legen. Um seine Spitzen zu sehen, muss ich den Kopf in den Nacken legen und die Augen zusammenkneifen. Seine Türme scheinen zu schwanken, dabei ziehen nur die Wolken darüber hinweg. Er macht mich jung und klein – der Kölner Dom.

Das riesige Bauwerk steht mitten in der Stadt neben dem Bahnhof. Neben der pulsierenden Station ist er ein Relikt der Ruhe mit einer langen Geschichte, mit der Gelassenheit eines Greises. Im Vergleich zu modernen Glasbauten und Stahlkonstruktionen wirkt das rohe Gemäuer der Kirche alt und fremd wie das Werk einer fremden Welt. Doch nicht der ganze Dom ist so alt, wie man es sich vorstellt:

Im Jahre 1248 waren die Reliquien der Heiligen Drei Könige schon einige Jahre in Köln und die kleine Kirche am Platz des heutigen Doms nicht mehr nur Amtskirche des Kölner Erzbischofs, sondern schon eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen Europas. Also beschloss man, die den Orte würdigende architektonische Form zu finden: Ein gotischer Dom sollte entstehen. Dem Konzept gotischer Sakralarchitektur gemäß sollten die Menschen beim Anblick des Domes die Größe Gottes und die Macht der Kirche spüren. Die Vertikalen des hohen Skeletbaus weisen Richtung Himmel, wirken elegant und erhaben. So, wie sich die Kirche selbst sah.

Ein Liter Schokolade

I'm not as brave as my friend“, sage ich zu der kurzhaarigen Lolita hinter der Theke. Sie trägt einen rosfarbenen Kuschelpulli. An ihrem schlanken Hals liegt eine Kette mit Anhänger. Ich stelle mir vor, was ihre Brüste hält und vergesse dabei, warum ich vor ihr stehe.
"You should believe in yourself“, antwortete sie mir. Der Kater von gestern versperrt mir den Weg in ihre Augen. Mein Blick zieht sich nach innen und ich bestelle eine heiße Schokolade. Die kleine Lolita stellt mich vor die Entscheidung, wie ich sie lieber hätte, mit Mandel oder Haselnuss. Ich drehe mich um und gehe zu dem Tisch, an dem bereits S. und E. hängen. Wenig später steht vor mir eine Tasse geschmolzener Blockschokolade mit Haselnuss und Mandelkern. Ich lehne mich zurück und nehme das Buch in die Hand, das S. aus einem der Regale neben uns genommen hatte. Es ist Rilke. Ich lese vier Seiten, dann bemerke ich: es ist auf kyrillisch.

Sympathie


Beim ersten Eindruck entscheiden der Gesichtsausdruck, die Kleidung und die Haltung. Sind diese drei Faktoren nicht abstoßend, sondern das Äußere persönlich, gepflegt und natürlich, hält der Mensch sich entspannt und souverän und ist im Gesicht sogar ein Lächeln zu sehen, dann ist der erste Eindruck sympathisch.

Danach werden die ersten Worte getauscht, deren Inhalt noch keine Bedeutung hat. Erst geht es um die Aufmerksamkeit, und ob sie ehrlich ist. Verlogenen Smalltalk kann man sich für das Straßentheater aufsparen. Künstliche Lockerheit ist ebenso unangebracht. Auch der Versuch, tief in die Seele des anderen vordringen zu wollen, ist schlecht. Also immer locker bleiben, sag ich, immer locker bleiben. Und einfach nicht zu viel wollen und nicht zu viel tun. Es wird sich etwas ergeben.

Wenn es sich dann beispielsweise ergeben hat, dass man einige Meter zusammen gegangen ist und auf Stühlen sitzt, um sich zu unterhalten, wird es komplizierter: Ich interessiere mich für die Menschen in meiner Welt. Wirklich. Das klingt banal, ist es aber nicht. Denn die meisten Menschen reden lieber von sich, als zuzuhören. Sie verstehen nicht, dass ich als Zuhörer erst einmal viel mehr Vorteile habe: Ich höre wie sie sprechen, wo sie herkommen und ob das, was sie mir erzählen, Bullshit ist oder interessant. Vielleicht erfahre ich sogar was sie mögen und was nicht, was wiederum ihren Charakter beschreibt. Und ganz wichtig: Ich werde schnell erkennen, ob sie das haben, was ein Gespräch für mich unterhaltsam macht: Humor.

Bei ungefähr gleich verteilter Aufmerksamkeit findet man das auch über mich heraus und wir lernen uns gegenseitig kennen. So wächst ein Gespräch. Ohne beiderseitiges Interesse wächst es nicht. Dann finden wir uns nicht sympathisch.

Es sei denn, ich habe aktives Interesse daran, dass man mich sympathisch findet. Dann geht das Gespräch weiter. Ich lache über falsche Witze, höre grinsend zu, frage freudig nach und ergänze hin und wieder kleine Botschaften aus verschiedenen Leben, die die anderen animieren weiterzusprechen. Es wird uns gut gehen und obwohl man mich nicht kennenlernt, werde ich für sympathisch befunden. Es ist irgendwie schön. Mir macht es Spaß. Für kurze Zeit. Ist das sympathisch? Für die einen ja, für die anderen nein. Ich finde auf jeden Fall alle anderen sympathisch. Die Frage ist nur, für wie lange.

Nachtrag: Kein sozial-intelligenter Mensch käme auf die Idee, sich anderen gegenüber selbst als sympathisch zu bezeichnen. Erst recht dann nicht, wenn er weiß, dass man ihn nicht besonders mag. Stattdessen wird er sich bemühen, ein paar Dinge zu tun, die ihn in den Augen der anderen sympathisch erscheinen lassen. Jung von Matt (2002)