Es spielt da bei vielen Personen eine gewisse innere Bequemlichkeit eine missliche Rolle. Sie werden sich dieser Bequemlichkeit nicht bewusst, weil sie sich in eine Verachtung des «abstrakten Denkens», des «müßigen Spekulierens» und so weiter kleidet. Aber man verkennt eben das Denken, wenn man es mit dem Ausspinnen müßiger, abstrakter Gedankenfolgen verwechselt.
Dieses «abstrakte Denken» kann die übersinnliche Erkenntnis leicht ertöten; das lebensvolle Denken kann ihr zur Grundlage werden. Es wäre allerdings viel bequemer, wenn man zu der höheren Sehergabe unter Vermeidung der Gedankenarbeit kommen könnte. Das möchten eben viele. Es ist aber dazu eine innere Festigkeit, eine seelische Sicherheit nötig, zu der nur das Denken führen kann. Sonst kommt doch nur ein wesenloses Hin- und Verflackern in Bildern, ein verwirrendes Seelenspiel zustande, das zwar manchem Lust macht, das aber mit einem wirklichen Eindringen in höhere Welten nichts zu tun hat.
Wenn man ferner bedenkt, welche rein geistigen Erlebnisse in einem Menschen vor sich gehen, der wirklich die höhere Welt betritt, dann wird man auch begreifen, dass die Sache noch eine andere Seite hat. Zum «Seher» gehört absolute Gesundheit des Seelenlebens. Es gibt nun keine bessere Pflege dieser Gesundheit als das echte Denken. Ja, es kann diese Gesundheit ernstlich leiden, wenn die Übungen zur höheren Entwicklung nicht auf dem Denken aufgebaut sind.
So wahr es ist, dass einen gesund und richtig denkenden Menschen die Sehergabe noch gesunder, noch tüchtiger zum Leben machen wird, als er ohne dieselbe ist, so wahr ist es auch, dass alles Sich-Entwickelnwollen bei einer Scheu vor Gedankenanstrengung, alle Träumerei auf diesem Gebiete, der Phantasterei und auch der falschen Einstellung zum Leben Vorschub leistet."
Rudolf Steiner in GA 009 Die Theosophie Seite 127
Was Gedankenarbeit ist, steht bei Karl Brandler-Pracht
http://www.versaand.de/Buecher/Magie/Lehrbuch-zur-Entwicklung-der-okkulten-Kraefte.html
und bei Franz Bardon
http://www.versaand.de/Buecher/Magie/Der-Weg-zum-wahren-Adepten.html
und bei Rudolf Steiner
http://anthroposophie.byu.edu/schriften/010.pdf
Was lebensvolles Denken ist, steht in der der Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung
http://anthroposophie.byu.edu/schriften/002.pdf
und in der Philosophie der Freiheit
http://anthroposophie.byu.edu/schriften/004.pdf