Texte des Verlags:
Der Aufstand kommt ist ein Buch, das neueste
Zeitgeschichte geschrieben hat: Nach Sabotage an einer Eisenbahnstrecke,
auf der im November 2008 ein Castortransport mit radioaktivem Material
geplant war, wurde es von der französischen Regierung als einziges
Beweisstück eines mittlerweile international bekannten
»Terrorismusfalls« gehandelt, als ein »Handbuch des Terrorismus« und
Vorwand für die skandalöse, z.T. monatelange Inhaftierung von neun
Menschen aus dem Dorf Tarnac. Tatsächlich enthält des Buch eine
pointierte, situationistisch geprägte Analyse der Reaktionen von
Regierungen auf die verschiedenen Unruhen und Volksaufstände in den
letzten Jahren. Die brennenden Vorstädte in Frankreich, die
Straßengewalt in Griechenland usw. werden von den Regierungen als Gefahr
gesehen, die polizeilich und militärisch gebändigt werden müsse, wobei
das »Krisenmanagement« die Gesellschaft auch zusammenhalten soll. Für
die Autoren dieses Manifests hingegen sind die Revolten revolutionäre
Momente, Symptome des Zusammenbruchs der westlichen Demokratien, die
sich gegenseitig verstärken und sich ausbreiten. Sie fordern einen
Kommunismus, der als »ergebnisoffener« Prozess die Bildung von Kommunen
sowie die Restrukturierung der Ökonomie in kleine, lokale Einheiten
vorsieht und plädieren für eine anonyme Position der Unsichtbarkeit.
»Nur wir, die in Betonklötzen zur Welt kommen, in
Supermärkten Obst pflücken und im Fernsehen nach dem Echo der Welt
Ausschau halten, bringen es fertig, geduldig die Enzyklopädie des
Desasters zu erstellen.« Unsichtbares Komitee
Der kommende Aufstand
entfachte eine breite und kontroverse internationale Debatte. Seitdem
haben die Mitglieder und Freunde des Unsichtbaren Komitees weiter
gekämpft, sich organisiert, sind in alle Ecken der Welt gereist –
dorthin, wo sie Feuer fing – und haben mit Freunden aus vielen Ländern
diskutiert: in Tunesien, Griechenland, der Türkei, Syrien, Quebec,
Brasilien, Schweden, Israel, England, in Deutschland usw. An unsere Freunde
ist unmittelbar aus dieser Bewegung heraus geschrieben. Die Worte
kommen aus dem Herzen der Unruhen und richten sich an jene, die noch
stark genug an das Leben glauben, um zu kämpfen.
An unsere Freunde ist ein
Bericht über den Zustand der Welt und der Bewegung, ein wesentlich
strategischer und offen parteiischer Text. Sein politischer Ehrgeiz ist
maßlos: Er will eine von unserer gesamten Epoche geteilte
Verständlichkeit schaffen, trotz der gegenwärtigen äußersten Verwirrung.
»Jetzt« ist ein Interventionstext. Er hat sich
aufgedrängt, da die wesentlichen Vorhersagen des Unsichtbaren Komitees
nun eingetreten sind – deutlicher Abscheu vor der Polizei, Ernüchterung
angesichts ermüdender Parlamentsdebatten, Blockade als zentrales Mittel,
Wiederkehr der Idee der Commune, Widerstand, der von Radikalen auf das
Bürgertum überspringt, die Weigerung, sich regieren zu lassen.
»Jetzt« ist am Anfang eines Jahres erschienen, in
dem es für die Macht darum ging, unter dem Vorwand eines
Präsidentschaftswahlkampfes all das wieder in das marode Gerüst der
klassischen Politik zurückzupressen, was diese bereits jetzt übersteigt,
sich ihr entzieht, ihrer überdrüssig ist.
Die massiven Protestbewegungen in Frankreich des
Jahres 2016 sind Zeugnis eines politischen Konflikts, der in seiner
Bedeutung dem Mai '68 in nichts nachsteht.
»Jetzt« entwirft einen alternativen Weg zur
verordneten stickigen Atmosphäre, plädiert für ein anderes Modell als
die Wahlen: für die Absetzung der Macht. Für neue Lebensformen und nicht
für neue Verfassungen; für Verweigerung und Stille statt lärmender
Proklamationen. Es wird keinen Umsturz der bestehenden Ordnung geben
ohne das Bekenntnis zu einem wünschenswerten Leben. Die zerstörerische
Kraft des revolutionären Prozesses kann nichts ausrichten ohne jene
Ladung stiller Positivität, die jeder glücklichen Existenz innewohnt.
http://www.edition-nautilus.de/programm/Flugschriften/list-self.html?o=32
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