Der erste Schmetterling

Ein gewöhnlicher Mensch fasste eines Morgens, gleich nach dem Erwachen, als er mit noch leichtem Bewusstsein im Bett lag, einen Beschluss:

"Was ich will ist, die Falken-Trommel hören. Fallen, wie das fallende Brot einer jeden Erfahrung. Schwimmen wie ein gewaltiger Fisch im Ozean-Wasser. Sein, wie ein Wüstenberg, nicht eine Stadt. Ich habe Feiglinge endgültig satt. Ich will mit Löwen leben. Keine wimmernden, verheulten Leute mehr. Ich will schimpfende Trunkenbolde. Ich will singen, wie Vögel singen, denen es gleich ist, wer zuhört, oder wer was denken könnte."

Das dachte er still für sich. Kein Mensch außer ihm hörte diese leisen Gedanken, bis er sie als Rumi aufschrieb. Aber auch dann noch waren sie kraftvoll. Sie pressen sich wie ein Siegel in Wachs in die Seele.

Als der Mensch damals einen Augenblick später die Augen aufschlug, war die Welt eine andere.

Danke, schickte er spontan hinterher. Danke, große Schöpfung, dass du mir die Fähigkeit gegeben hast, zu entscheiden, wer ich bin. Danke, dass ich meine Meinung über mich ändern kann, dass ich heute ein anderer sein kann als gestern und danke, dass ich beschließen kann, was für ein Leben ich lebe.

Auf dem Radweg in die Stadt sah er seinen ersten Schmetterling auf einem Sonnenstrahl durch eine Baumkrone surfen.

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