Auszug aus dem Aufsatz Anthroposophie und Psychologie von Andreas Meyer in die Drei - Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben, Ausgabe Februar 2016, S. 18
Wie jedes Kind sich bedingungslos geliebt, gesehen und verstanden fühlen muss, um sich gesund entwickeln zu können, so braucht der erwachsene Mensch für seine Entwicklung, dass er von jemand anders miterlebt und mitgefühlt wird. So wie die Denkraft (nicht die ausgebrochenen Inhalte) meines Gegenübers mir helfen kann, meine eigenen Gedanken zu ordnen und zu klären, lösen sich auch emotionale Verknotungen durch aktives erkennendes Fühlen auf, dass mein therapeutisches Gegenüber mir als Kraft zur Verfügung stellt. Die auf dieses Weise wirkende „spirituelle Kraft“ des Anderen erzeugt im Kontext vertiefter Begegnungen und geschulter Aufmerksamkeit eine Resonanz im Gegenüber, was wiederum eigene Kräfte „entfacht“ und eine Gefühlsklärung und Verwandlung ermöglicht. Tieferes inneres Vertrauen bildet sich und man fühlt sich gefühlt und im Inneren erkannt.