Durch die integrativen Erkenntnisse des Tantrismus (etwa ab dem 5. Jh. n. Chr.) hat sich für den einzelnen Menschen und seine spirituelle Entfaltung ein weiterer entscheidender Entwicklungsschritt im Prozess der Bewusstseinsevolution angebahnt: die Einbeziehung und Bedeutung der Empfindungsebenen und damit die Bedeutung des Körpers als allumfassendes Empfindungsorgan.
Der Körpergeist darf nicht abgespalten und abgewertet werden, wie es in der Zeit der Unpanishaden (6. Jh. v. Chr.) durch strenge Akese praktiziert wurde. Die Geschichte der Mystik, auch der christlichen, zeigt immer wieder bis in die heutige Zeit, diese leibfeindlichen Tendenzen. Eine tiefgreifende Veränderung zeigt sich aber innerhalb der spirituellen Wege unserer Zeit.
Wir können darauf vertrauen, dass die integrale Spiritualität (Anm. von mir: lies Ken Wilber) die Mystik der Zukunft ist. Doch es genügt nicht, dass man integral denkt, die Prinzipien der Polarität und der Einheit intellektuell versteht, erforscht und diskutiert. Die Lösung liegt nicht auf diesen Ebenen und ihren rationalen Möglichkeiten, sondern „in der Entwicklung des nichtdualen Bereichs, worauf das Problem gelöst wird.“
Nur durch einen Lebens- und Übungsweg, in dem alle Daseinsbereich in jedem Augenblick des Lebens integriert sind, wird sich das neue Bewusstsein entfalten können.
Nicht das äußere Sehen und Hören, auch kein Mentaltraining, sondern das Spüren und innere Lauschen führen das Bewusstsein zur Innenschau und Selbsterkenntnis:
Der klare Geist, der durch Stille und Gedankenleere Einsicht in die Wesensnatur ermöglicht, ist ein innerer Zustand, in dem nicht nur die Gedanken, sondern insbesondere auch die verschiedenen Gefühls- und Sinnesaktivitäten zur Ruhe gekommen sind.
Dann fließen im inneren Körperraum alle Bewegungen des Geistes ineinander und miteinander in eine Richtung zum Ursprung. Vorher abgespaltene Energien der körperlichen, psychischen oder mentalen Ebene sind integriert.