Harald Welzer - gegen die Infantilisierung der Gesellschaft

Harald Welzer ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung "Futurzwei", seit Juli 2012 Honorarprofessor für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg, wo er das Norbert Elias Center for Transformation Design Research leitet. Außerdem ist er Affiliated Member of Faculty am Marial-Center der Emory University (Atlanta/USA), lehrt an der Universität St. Gallen und ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte und Akademien. Er sprach im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Bundesstiftung Baukultur in Saarbrücken.

Der Titel der Veranstaltungsreihe lautet "Weiterbauen". Welzer stellt sich allerdings die Frage, kann Weiterbauen auch Nicht-Bauen oder Abbauen bedeuten? Und welches Bauen gilt es zu verhindern? Die Beantwortung seiner Fragen bezieht der Soziologe nicht allein auf das physische Bauen von Gebäuden, sondern auf das Bauen am zivilistorischen Modell, auf unsere Gesellschaft, auf unser Zusammenleben. Denn eines ist offensichtlich: Obwohl der nachhaltige Lebensstil wissentlich in aller Köpfe ist, breitet sich der katastrophale Konsumkapitalismus rasend schnell aus. Er wächst. Wie lässt sich auf dasjenige Handeln einwirken, das Kapitalismus überwindet? Wie finden die Menschen in die Aktion, die eine anders geordnete Gesellschaft formt, nachdem sie jetzt bereits wissen, wie ein nachhaltiger Lebensstil aussieht? Gibt es bereits tätige Akteure für den Umbau der Gesellschaft? Die Pioniere dieser neuen Welt stellt die Stiftung Futur zwei vor.

Welzer spricht frei, unterhaltsam und er schafft den Zuhörern Gelegenheiten über sich, als Teil einer irren Gesellschaft, zu lachen. Mit Harald Welzer fällt die gemeinsame Selbstkritik leicht. Und er motiviert uns, in Kooperationen mit anderen die Themen anzusprechen, vor denen wir uns selbst am liebsten verstecken, weil sie absolut subjektiv sind, mit dem Fokus auf unserem Selbst und unserer Handlungsfreiheit.


Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand
Wie ist uns eigentlich die Zukunft abhandengekommen? Was war noch mal die Frage, auf die Fortschritt und Wachstum eine Antwort sein sollten? Und: Wie kann aus der Zukunft wieder ein Versprechen werden statt einer Bedrohung? Harald Welzers Buch gibt Antworten auf diese Fragen. Es lotet die Abgründe des erdrückenden Konsumwahns und politischen Illusionstheaters aus und zeigt, wie viele konkrete und attraktive Möglichkeiten zum widerständigen und guten Leben es gibt. Die ersten Schritte sind ganz einfach: sich endlich wieder ernst nehmen, selbst denken, selbst handeln.
 
Transformationsdesign: Wege in eine zukunftsfähige Moderne
Wann immer es um Zukunftsentwürfe geht, kommt man an Harald Welzer nicht vorbei: Für das Gottlieb Duttweiler Institute gehört er zu den 100 wichtigsten Vordenkern der Welt, die Presse feiert sein letztes Buch 'Selbst denken' als das wichtigste im vergangenen Jahr, seit 2012 leitet er das Center für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Zusammen mit Bernd Sommer legt er nun eine schonungslose Kritik der Wachstumsgesellschaft vor und fordert ein radikales Redesign unserer Zukunftsbilder. 'Was wir brauchen, ist ein komplett anderes Leben, nicht das Auswechseln altmodisch gewordener Technologien gegen andere', so die Autoren. 'Wiederverwenden, umnutzen, mitnutzen' muss das Credo einer neuen, reduktiven Moderne lauten. Doch wie lässt sich eine Kultur des Weniger gestalten? Was können wir aus den großen Transformationen der Vergangenheit lernen? Liegt die Lösung in einer 'Archäologie des guten Lebens', in einer Wiederentdeckung alter Sozialformen wie Achtsamkeit und Fürsorge? Das Buch liefert eine spannende Vision unserer Zukunft – sie wäre genügsamer, aber auch stabiler, und sie wäre ein Gewinn an Lebensqualität durch Befreiung von Überfluss.

FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2015/16
Alternativlos? Gibt es nicht. Der zweite FUTURZWEI-Zukunftsalmanach erzählt in 83 Geschichten von gelebten Gegenentwürfen zur Leitkultur des Wachstums und der Verschwendung. Das Schwerpunktthema ist Material – es geht um Rohstoffgewinnung und Güterproduktion, um Hyperkonsum und Abfall. Der Blick richtet sich auf das Politische und wie immer ins FUTURZWEI: Werden wir für ein Weniger an Stoff, Konsum und Ungerechtigkeit bereit gewesen sein? Fünf Schriftsteller erzählen, wie in naher Zukunft mit Rohstoffen und Konsumprodukten umgegangen werden könnte.

Stiftung: Futur zwei 

VIDEOS


Harald Welzer: Unsere Freiheit ist bedroht, Sternstunde Philosophie vom 29.03.2015 

Bekennender Nichtwähler Harald Welzer über Politik ohne Plan ZDF Precht 08 09 2013

Harald Welzer im Interview: Selbst denken -- Eine Anleitung zum Widerstand

Harald Welzer | Angriff auf die Demokratie

Harald Welzer: Neue Wege -- Die Welt im Zeichen des Wandels -- Industriekongress 2014

Harald Welzer - "Transformationsdesign" // GLOBArt Academy 2013

Harald Welzer: Sharing Economy im Wandel | Deutscher Verbrauchertag 2015 -