Mobiler Dialog

;
Nur wenige Situationen schaffen einen Rahmen, in dem sich zwei fremde Menschen genügend Zeit und Ruhe nehmen, für ein ausführliches Gespräch. Gemeinsam Auto zu fahren, schafft so eine Situation.

Im Auto, während sie miteinander sprechen, blicken sich die beiden fremden Personen nicht an.  Nur hin und wieder schauen sie nach, ob der andere noch zuhört. Vielleicht prüfen sie auch, ob er noch da ist. Ich denke, sie suchen die Augen des Anderen aus einer Gewohnheit heraus. Man sucht den Blick des Gesprächspartners, weil man ihn interpretieren kann. Blicke kommunizieren ja viel mehr als Worte, aber lenken auch vom Inhalt der Sprache ab.

Nebeneinandersitzend, im Auto, sehen sich zwei Menschen wenig an. Man blickt meist geradeaus auf die Straße. Ist das ein Vorteil für das inhaltliche Gespräch? Ich empfinde das so. Oft entstehen im Auto besonders tiefe Gespräche. Vielleicht weil sich die Gedanken frei bewegen, ich mich selbst nicht bewege, ich von der visuellen Kommunikation befreit nur auf die sprachliche Ebene fokussiert bin.

Beim Spazierengehen ist es ähnlich. Nur noch schöner. Leider gehe ich zu selten mit meinen Freunden spazieren und seltsamerweise nie mit fremden Menschen.

(Bild: SIMON PRADES)