„In der Masse sinkt der Verstand mit der Anzahl der Versammelten“.Prof. Dr. Rothfuß meint, es käme auf den Geist an, der bei der Versammlung inspiriert. Sinnvoller und friedensstiftender wäre es, die menschliche Perspektive in den Mittelpunkt zu rücken. Er als Geograph sagt, politische Geographen sehen zwar die geostrategischen Aspekte von Konflikten, vergäßen aber schlicht die beteiligten Individuen. Für Rothfuß sind Konflikte hingegen immer in erster Linie eine menschliche Tragödie.
Auf der persönliche Ebene heißt das: Was für den Betrachter keine Bedeutung hat, berührt nicht - und ermöglicht keine Empathie. Es ist eine besondere Herausforderung, das Leid zu sehen. Nicht nur das von Kollegen, obwohl das mitunter schon schwierig sein kann, sondern das Leid von weit entfernten Opfern jenseits von Meer und Gebirge.
Mit der Fähigkeit, emphatisch zu sein, ist eine Erkenntnis verbunden: Konflikte entstehen nicht im Draußen. Sie entstehen im Menschen selbst, insbesondere in Verbindung mit dessen sozialem Umfeld, das sich entscheidet, welche Wertefunktion es kultiviert, das der Konkurrenz oder das der Kooperation.
Wer das erkannt hat, erkennt auch die Bedeutung jedes Einzelnen für ganze Systeme. Durch das Denken und Fühlen jedes Einzelnen entsteht der Geist einer Versammlung. Es gibt also einen klaren Auftrag. Wir müssen uns gegenseitig unsere Menschlichkeit eingestehen, selbst gegenüber ISIS-Kämpfern. Wir müssen immer auf die Menschen zugehen, nicht auf Systeme. Denn Menschen machen die Systeme.
Was passiert, wenn Systeme miteinander kommunizieren, erkennt man am Nahen Osten. Die militärischen Interventionen des Westens haben zu einer katastrophalen Entwicklung geführt. Gewalt sät Hass. Ist ein Feind besiegt, hat man sich auch schon zehn neue gemacht. Hätte man mit den Ölförderländern nicht auch eine friedliche Handelsbeziehung aufbauen können, auf Basis menschlicher Achtung? Nur Empathie und Verständnis für den anderen, und die verbale Kommunikation darüber, hat die Kraft, Frieden zu schaffen.