Ferien auf dem Stadtbauernhof - Elternbrief 1 bis 5

Tag 1

Liebe Eltern,

schon haben wir den ersten Tag mit euren 13 Kindern zusammen verbracht. Wir starteten direkt mit dem zweiten Frühstück. Mit vollem Bauch machten wir ein Namen-Kennenlern-Spiel. Dabei bekamen wir alle ein Tier zu unserem Namen hinzu.

Nach einer ausführlichen Hofführung verlief unsere tägliche Aufteilung der Kinder in Erntegruppe, Kochgruppe und Kobolde fix, und schon durften die Ersten aufs Feld, unser Mittagessen ernten. Andere fingen an zu schnitzen und hörten erst auf, als die Eltern kamen. Einige tauchten tief in das freie Fußball-, Sandkasten- und Seeschiffrollenspiel ein, erlebten also gemeinsam ausgedachte Fantasie Abenteuerspiele und lachend klassische Teamspiele.

Die Kochgruppe kochte uns Reis mit Gemüse aus dem Garten. Der Reis kam, wie erwartet, am besten an, obwohl es auch bekennende Fans des Gemüses gab, die Nachschlag holten. Nach etwas Aufräumen und weiterem Spielen war es auch schon zwei. Alle erhielten ein Heft, um eine Art Wochentagebuch zu führen, als kleine Erinnerung auch an die noch kommenden vier Tage, bei voraussichtlich - gottseidank - bestem Sommerwetter.

Morgen ist Waldtag. Wir packen den Bollerwagen und kommen erst um zwei Uhr wieder zurück. Gute Schuhe, lieber einen Pulli zuviel für die Kühle im Wald und genügend Proviant sind für den Tag wichtig. Wir besorgen natürlich auch etwas zum Mittagessen. Schluss ist dann wieder um 15 Uhr.

Liebe Eltern, wenn es etwas gibt, was sie uns mitteilen wollen, weil wir es nicht direkt von Ihrem Kind erfahren haben oder Sie uns sonst noch etwas mitteilen wollen, sprechen Sie uns gerne an oder schreiben Sie uns einfach. Wir gehen gerne auf Persönliches ein.

Liebe Grüße und bis morgen

Axel und N.

Tag 2

Liebe Eltern,

heute war Waldtag. Und obwohl es am Sonntag nach zunehmend mehr Sonnenschein aussah, kamen heute morgen graue Wolken aus Westen und ließen tatsächlich einige Tropfen fallen. Wir schlugen fast die Hände über dem Kopf zusammen, aber waren nach den Erfahrungen dieses Sommers schnell dankbar, dass es nicht gleich ein plötzlicher Starkregen war.

Wir packten unsere Sachen, unter der Plane stehend, ein, die Regenjacken aus, und wollten losgehen, da merkten wir, dass noch zwei fehlten. Also machten wir zur Namensauffrischung ein kleines Spielchen in der Wiese und zählten die Regentropfenflecken auf den Jacken. Die beiden kamen um 9 Uhr und wir zogen los, bei einigen fallenden Tropfen.

Am Ende des Feldes hörte es auf zu Regnen. Nach 200 m Wanderung war den meisten in ihren Jacken zu heiß. Der Sommer übernahm wieder. Eine Stunde über holprige Wege durch das Almet später waren wir an unserer Waldstelle.

Dort wurde geschnitzt, eine Holzkugelbahn den Abhang hinunter gebaut, eine Tippi konstruiert, der Berg erklommen, den Hang hinunter gerutscht, eine Höhle erforscht, es wurden Schnecken erschreckt, sich vor Spinnen erschreckt und gemeinsam Brot und Aufstrich zu Mittaggegessen.

Bereits gut ausgepowert machten wir uns auf den Rückweg. Unterwegs gab es frische Brombeeren, Brückensteilwände und viel Zeit für Geschichten und Witze. Unsere vielen Sachen zogen wir im Bollerwagen hinterher. Auf den letzten Meter des Rückwegs stand allen die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben, was niemanden daran hinderte direkt nach der Ankunft wild zu Schaukeln, zu Rennen oder Fußballzuspielen, bis die Eltern kamen.

Ein Hinweis noch: Auf dem Stadtbauernhof gibt es eine Komposttoilette und heute waren wir im Wald. Es gibt immer einige Kinder, die sich anfänglich oder gar nicht trauen, ihr großes Geschäft dort zu machen und daher zu viel über das angenehme Maß zurückhalten. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. Die Komposttoilette ist etwas ungewohnt, aber echt Ok. Scheu lässt sich überwinden. Wir ermöglichen gerne persönliche Gespräche und gezielte Betreuung. Niemand sollte Bauchweh bekommen müssen.

Am Mittwoch, dem dritten Tag, werden wir wieder den ganzen Tag auf dem Hof sein und uns dem Bau von Samenbomben, dem Leben der Hühner und weiteren Ernte-, Koch-, und Kobolderlebnissen widmen.

Wir freuen uns auf morgen.

Liebe Grüße

Axel und N.

Tag 3

Liebe Eltern,

schon ist Tag drei vorbei. Und nun scheint der Sommer ja ... aber sagen wir lieber nichts…

Diesen Mittwoch haben wir den ganzen Tag in unserem Basiscamp auf dem Stadtbauernhof verbracht. Wie angekündigt haben einige Samenbomben gebastelt und andere etwas über Hühner und das Ei gelernt, wobei das Gespräch bis in kosmische Höhen reichte: Wer war zuerst da... ? Sie wissen ja…

Eine kleine Gruppe kümmerte sich sogar intensiv um die Hühner in ihrem Stall. Sie ertappten direkt ein Huhn, das just in diesem Augenblick ein Ei legte. Es kullerte huhnwarm in die Hände.

Gemeinsam wurde auch wieder fleißig geschnippelt und gekocht. Heute für Nudeln mit Linsen und allerlei Gemüse. Auf vielen Tellern landeten zwar vor allem Nudeln. Aber nunja. Die Reste konnten wir den angestellten Gärtnern anbieten, die sich sehr bedankten und verkündeten, so fleißige Köche dürften gerne häufiger da sein.

Die ganze Zeit über hatten wir als Betreuer das große Vergnügen eine wunderbar harmonische Gruppe zu erleben, die sehr auf sich acht gab. Mit großen Engagement wurde sogar bei zunehmender Hitze noch Fußball gespielt. Besonders rücksichtsvoll: Alle achteten gemeinsam darauf, Trinkpausen einzulegen, insbesondere für die, deren Gesichter zu glühen begannen.

Andere fuhren nicht nur sprichwörtlich in tiefe Schächte und Stollen ein oder tauchen in ausführlichen Kocherlebnissen im Sandkasten ab. Wir konnten richtig bestaunen, welch kreativen Kräfte sich bei Kindern entfalten, wenn sie in geschütztem Rahmen ihren eigenen momentanen Interessen nachgehen dürfen.

Das spannendste Erlebnis des Tage war jedoch die Ankündigung, einen kleinen Barfuß-Spaziergang durch den Garten zu machen. Hui! Mit so lebendigem Widerstand gegen das Schuheausziehen hatten wir nicht gerechnete. Wir hoffen, dass den Kindern, die sich dann doch barfuß auf die Wiese trauten, das sinnliche Erleben wenigstens langfristig eine wertvolle Erfahrung war.

Der gemeinsame Höhepunkt des Tages war sicherlich die ausführliche Erzählrunde im Schatten eines Baumes. Viele Kinder mussten ihre Witzegeschichten sogar mehrmals erzählen, so begeistert war die Zuhörerschaft. Es war wirklich wundervoll!

Morgen, am Donnerstag, werden wir Kartoffeln auf dem Feuer kochen, mehr über das Leben auf dem Bauernhof lernen, viel mehr Samenbomben basteln und erforschen, welche Spiele bei den Kindern am vierten Tag gut ankommen.

Liebe Grüße

Axel und N.

Tag 4

Liebe Eltern,

heute war Sommer. Endlich! Schon ab 10 Uhr war es richtig warm. Ab Mittag heiß. Die Köpfe glühten, das Wasser floss. Nicht nur in die Kehlen, auch auf Köpfe in Kragen und auf T-Shirts.

Zum Glück war der Tag lang genug und es gab wieder reichlich Gelegenheit, den Stadtbauernhof und seine Natur noch etwas besser kennenzulernen. Einige Kinder sammelten erneut Samen, klitzekleine versteckte Samen von Gräsern und Wiesenblumen. Andere erfühlten ganzkörperlich die saunische Hitze eines Treibhauses, in dem Tomaten reifen und wieder mussten die Hühner versorgt werden.

Zum Mittagessen machten wir ein Feuer, stellten einen Kochtopf drauf und garten darin die Kartoffeln. Über den Tag hinweg wurden Bogen gebastelt, Tierpantomine gespielt und natürlich weiterhin viel geschnitzt.

Für einige war das wichtigste das Training für das große Fußballturnier am Freitag. Oft war es, dass sobald wir die Kinder vom Spielfeld holen wollten, um andere Spiele zu spielen, wild protestiert wurde. Und in jeder freien Minute wurde trainiert. Fast. Zum Glück war die Hilfsbereitschaft weiter groß und sobald Kochgruppe, Erntegruppe oder ein flexibler Kobold gebraucht wurden, eilten die Amtsträgerlein herbei und erfüllten ihre Aufgaben pflichtbewusst und fröhlich.

Heute wurde übringens zum letzten Mal geerntet, denn morgen, am letzten Tag, gibt es das finale Abschlussessen - ohne Gemüse! Ha!

Liebe Grüße

Axel und N.

Tag 5

Liebe Eltern,

heute war der Abschlussfesttag. Bereits vor irgendeiner offiziellen Handlung unsererseits fing das lang ersehnte große Fußballturnier-Finale an. Angesetzt war es auf eine Stunde. Nach gutem Zureden verhandelten wir eine längere Halbzeit, um gemeinsam den Tag zu planen.

Wir fanden zum letzten Mal die flexiblen Helferlein und die Kochgruppe, heute für das Pfannkuchenbacken. Mit den letzten Bissen im Mund rannten alle zurück aufs Spielfeld, Spieler, Kommentatorinnen und Schiri. Nach spannenden Szenen gab es schließlich den Countdown zum Abpfiff. Alle zählten lauthals unten und dann stand das Endergebnis fest. Tja. Ich weiß es nicht mehr. Wir sahen einfach alle jubeln und sich gegenseitig in die Hände klatschen.

Nun liefen einige in der Garten zur letzten Karottenernte, andere machten sich auf, den Hühnern die letzten Eier zu rauben, ein paar malten oder schlüpften in Abenteuerspiele auf der Schaukel, das Springseil wurde geschwungen und Hüpfrekorde wurden aufgestellt.

Zur Kochzeit fanden sich heute besonders viele fleißige Hände zusammen. Sie rührten zwei Kilo Mehl, 10 Eier und ungefähr drei Liter Hafermilch zu einem Teig und fingen an zu backen. Nicht ganz so viele Hände hielten bis zum letzten Teigschluck durch. Dennoch, eineinhalb Stunden später hatten wir einen sehr hohen Turm Pfannkuchen, unfassbar hungrige Kinder und Wetten laufen, wer mehr Pfannkuchen essen könne.

Als es zum Essen kam, war es zehn Minuten fast still. Allen schmeckte es, auch auf Nachfrage, vorzüglich. Die anschließende Spülsession war hinterher besonders heiter. Dem Bedürfnis nach etwas Ruhe folgend zogen sich die Kinder danach in eine selbstgestaltete Nische zurück und lasen sich aus einem mitgebrachten Buch Witze vor. Wir blieben nur ferne Beobachter...

... und räumten auf. Dann gab es noch Eis. So viel, bis die Kinder sagen konnten: "Ich möchte jetzt keines mehr." Im Schatten kamen wir zum Abschlusskreis zusammen. Jedes Kind erzählte davon, was ihm am besten gefallen hatte. Genannt wurden unter anderm der Waldtag, mit der Wanderung und dem Holzkugelbahnbau, das Fußballturnier, das Schnitzen, das Pfannkuchenessen und das freie, eigenständige Spielen, Mitmachen und Zeitverbringen an unserem tollen, vielseitigen Lagerplatz auf dem Stadtbauernhof.

Wir danken allen Eltern, die ihre Kinder diese Woche zur Ferienbetreuung in unsere Obhut gegeben haben und hoffen sehr, dass diese herrliche Sommerzeit auf dem Bauernhof allen reiche Erlebnisse geschenkt hat.

Auf ein Wiedersehen

Liebe Grüße

Axel und N.

Rückmeldungen:

Liebe Frau J, lieber Herr Stirn,

Sie haben unserer Tochter, und den anderen Kindern bestimmt auch, eine wunderbare Woche beschert. Mit einem so liebevollen Blick für das Spannende im natürlich Alltäglichen und mit viel geschützten Raum für den ursprünglichen, kindlichen Spieltrieb! Vielen Dank auch nochmals für das poetische Tagebuch, das sie uns täglich zukommen lassen haben. Gerne möchten wir an entscheidender Stelle für ihre Arbeit und ihr Angebot Werbung machen.

Herzliche Grüße!

U. H. H.

Hallo liebe N., hallo lieber Axel,

wir wollten uns nochmals ganz herzlich bei Euch für die tolle Ferienfreizeit auf dem Stadtbauernhof bedanken, O. und T. hat es riesigen Spaß gemacht!
Ihr habt den Kindern eine sehr entspannte Atmosphäre geschaffen und einen ausgewogenen Mix aus aktivem Erleben und Selbst- und Gruppenbeschäftigung geboten. Uns haben die abendlichen Tageszusammenfassungen mit Fotos total gefreut, denn wir waren sehr gespannt was jeden Tag so los gewesen ist und haben O. sehr gelöchert.

Vielen Dank und viele Grüße

S. und G. P.

Lieber Axel, liebe Nora,

M. war ganz begeistert von der Woche auf dem Stadtbauernhof! Vielen Dank daher (nochmal) an Sie beide, dass Sie sich so viel Mühe gemacht haben! Auch die täglichen Emails mit den Fotos fand ich einfach nur klasse!

Herzliche Grüße

S. G.