Der Nationalismus ist, vor allen Dingen in seiner integralen Ausdrucksform, relativ inhaltslos. Er richtet sich immer gegen einen Feind - einen fremden Staat, ein fremdes Volk, die eigene staatliche Obrigkeit etc. Dieser Antagonismus ist seine einzige Nahrung. Wenn Furch und Hass aus irgendeinem Grund sich abschwächen oder verflüchtigen, sind der Nationalismus in sich zusammen wie ein leerer Luftballon.
Die Vaterlandsliebe hat einen reichen Inhalt. Die Natur des eigenen Landes, des eigenen Volkes sind eine unerschöpfliche Quelle für frisches geistiges Erleben und Schaffen. Und das Verständnis für diese Reichtümer ist nie ein Hindernis für das Anerkennen des Schönen und Erhabenen, das durch andere Länder und Völker in Erscheinung tritt. Im Gegenteil: gerade durch das bewusste Aufnehmen des einen bilden sich Voraussetzungen für das Erfassen des anderen.
Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen der "stillen, keuschen Liebe, die derjenige Mensch hat, der innerlich mit Volkstum und Sprache verwächst", und der mehr "triebhaften" Beziehung chauvinistisch gesinnter Menschen zu ihrem Vaterland.
Frans Carlgren, Ahriman - Profil einer Weltmacht, Weltchaos und Zukunftsaufgaben S.62, Stuttgart 1997,