Praktische Ausbildung des Denkens

Es muß die Frucht der geisteswissenschaftlichen Bewegung sein, dass sie wirklich Praktiker ins Leben stellt. Es ist nicht so wichtig, daß der Mensch dieses oder jenes für wahr halten kann, sondern dass er es dahin bringe, die Dinge richtig zu überschauen. Viel wichtiger ist die Art und Weise, wie Anthroposophie eindringt in unsere Seele und uns anleitet zur Tätigkeit unserer Seele und unseren Blick erweitert, als daß wir bloß über die sinnlichen Dinge hinaus- und ins Geistige hinein theoretisieren. Darin ist die Anthroposophie etwas wahrhaft Praktisches. Das ist eine wichtige Mission der anthroposophischen Bewegung, dass durch sie des Menschen Denken in Bewegung gebracht wird, so geschult wird, dass er denkt, dass der Geist hinter den Dingen steht. Wenn die anthroposophische Bewegung diese Gesinnung entfacht, dann wird sie eine Kultur begründen, aus der nie ein solches Denken hervorgehen wird, dass die Leute von innen den Wagen anschieben wollen. Das fließt ganz von selbst in die Seele hinein. Wenn die Seele gelernt hat, über die großen Tatsachen des Lebens zu denken, dann denkt sie auch über den Suppenlöffel richtig. Und nicht nur in Bezug auf das, was den Suppenlöffel betrifft, werden die Menschen praktischer werden, sie werden auch lernen, einen Nagel praktischer einzuschlagen, einBild praktischer aufzuhängen, als sie das sonst getan hätten. Das ist von großer Bedeutung, dass wir das seelisch-geistige Leben als ein Ganzes betrachten lernen und dass wir durch solche Anschauung alles praktischer und praktischer gestalten lernen.

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