Anarchie in Trier


Ziel erfassen

Es ist Donnerstag, 11 Uhr Vormittag. Wir sind nicht die einzigen, die mitten in der Woche ins Theater gehen. Mit uns sind viele Kinder da. Und sie sind überall. Vor der Kasse, neben der Garderobe, auf den Treppen, im Saal. Überall wimmelt es. 300 Kinder sind vor allem lebendig und laut. Wir behalten trotzdem den Überblick, denn die Anzahl großer Menschen ist übersichtlich klein. Als private Besucher werden wir zwischen den Schulklassen an der Theaterkasse empfangen. An den langen Zweierreihen auf den Treppen dürfen wir vorbei. Wir gehen hinauf zur Loge, in die hinterste Reihe. Hier haben wir die beste Sicht und sind vom Rest der lärmenden Masse getrennt.

Schauspiel abfeuern

Dann wird es dunkel und leise und schon geht es los: Die Biene Willi kommt tollpatschig auf die Bühne und stimmt das bekannte Lied an. Mit einem Schlag ist die Ruhe vorbei. Das ganze Publikum singt „In einem unbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit, war eine Biene sehr bekannt, und diese Biene, die ich meine nennt sich – Willi!“. Als Willi anstelle Majas Namen, seinen eigenen einsetzt, erhebt sich tosender Widerspruch. Die kleinen Leute korrigieren wild und lachen laut.

Auf der Bühne sehen wir, wie die Biene Maja geboren wird. Frisch geschlüpft macht sie sich auf den Weg, die Welt zu entdecken. Schon kurz nach der Geburt versucht eine strenge Lehrerin sie in das strikte Staatsgefüge einzupassen. Sie soll ihre Rolle als Volksdienerin erfüllen. Aber zusammen mit ihrem Freund Willi bricht sie aus der Bienengesellschaft aus und reist umher.  Der furchtlosen Maja und dem ängstlichen Willi, den sie liebevoll Dussel nennt, begegnen dabei die unterschiedlichsten Gestalten, an denen wir großen Spaß haben: Während ihres Abenteuers treffen sie auf eine nervöse Stubenfliege, eine rülpsende Stinkwanze und eine schizophrene Libelle. Jede dieser Begegnung ist neuartig und hat ihre lehrhaften Momente, für Maja und die Kinder.

Bei den komischen Figuren kichern die Kinder, bei drohender Gefahr warnen sie Maja – die natürlich nicht hören will. Majas Sympathie zur Libelle, die lieb zu sein scheint, aber für ihr Überleben viele Tierchen essen muss, wird innig widersprochen. Höhepunkt der Handlung ist der Angriff der kriegerischen Hornissen auf die Bienengesellschaft. Mit der lautstarken Unterstützung des Publikums können die Feinde abgewehrt werden und Maja und Willi werden als Helden gefeiert.

Fazit einsammeln

Das alles ist großes Theater für Kinder und ein unterhaltsamer Spaß für Erwachsene. Denn während der Vorstellung muss von uns kein Husten unterdrückt werden. Kein Lachen muss halblaut bleiben. Wir können miteinander sprechen, wir lachen, klatschen, singen und trommeln - wenn wir dazu aufgefordert werden oder einfach so. Wir jubeln und grölen und diskutieren über das Bühnenbild. Zwei mal 45 Minuten lang erleben wir mitreißende Unterhaltung. Danach rufen wir laut „Zugabe“, wie auf einem Rockkonzert. Als das Licht angeht, pfeifen wir weiter und gehen mit den vielen Kindern hinaus. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht starten wir in den jungen Donnerstag Nachmittag.