Goldene Regeln der Erziehungskunst

"Es gibt im Grunde genommen auf keiner Stufe eine andere Erziehung als Selbsterziehung. Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes."

"Denn, meine lieben Freunde, Sie glauben gar nicht, wie gleichgültig es im Grunde genommen ist, was man als Erzieher oberflächlich redet oder nicht redet, und wie stark es von Belang ist, wie man als Erzieher selbst ist."

"Der Intellekt hilft bei der (Selbst-)Erziehung wenig. Viel wichtiger ist die Schulung des Gefühls und Willens im praktischen Tun."

"Einen Menschen erziehen heisst: ihm Gelegenheit geben, sich zum vollkommenen Meister und Selbstherrscher seiner gesammten Kraft zu machen."

"Religiöse Dankbarkeit gegenüber der Welt, die sich in dem Kinde offenbart, vereinigt mit dem Bewußtsein, daß das Kind ein göttliches Rätsel darstellt, das man mit seiner Erziehungskunst lösen soll. In Liebe geübte Erziehungsmethode, durch die das Kind sich instinktiv an uns selbst erzieht, so daß man dem Kinde die Freiheit nicht gefährdet, die auch da geachtet werden soll, wo sie das unbewußte Element der organischen Wachstumskraft ist."

Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen
In Liebe erziehen
In Freiheit entlassen

Großartige Sammlung bei https://anthrowiki.at/Erziehung

Den Unterschied im Herzen tragen

"Gewisse Literaten und Philosophen versuchen ihr Leben lang, überkommene Meinungen und falsche Maßstäbe loszuwerden. Es ist ihr Beruf, im Schweiße ihres Angesischts durch verbissenes Nachdenken ihre alten unverbrauchten Lebensansichten zurückzugewinnen und das, was sie wirklich und ursprünglich schätzen, von dem zu unterscheiden, was ihnen gewaltsam beigebracht wurde zu tolerieren. Und diese königlichen Rudersportler trugen den Unterschied recht deutlich lesbar in ihrem Herzen."

Robert Louis Stevenson, Das Licht der Flüsse  - Eine Sommererzählung, Aufbau Verlag, Berlin 2011, (Original: An Inland Voyage. 1878.)

Lehrer und Erzieher

Der Lehrer ist das Leben; der Erzieher ist das Leben. Ihr "Lehrer" und "Erzieher" seid Schüler und Zöglinge des Lebens wie eure Schüler und Zöglinge auch.
Gemeinsam lernt ihr und werdet erzogen, in einem dafür geschaffenen Feld. Welches auch immer die Inhalte sind, die ihr vermittelt: in Wahrheit dient ihr weder den Kindern noch den Behörden noch euch selbst, ihr dient dem Leben. Fühlt, was das Leben von euch will, wenn ihr mit eurem Unterrichtsmaterial vor der Klasse steht, und werdet dem gerecht, so gut es irgend geht in dem Rahmen, der euch vorgegeben ist.
Ihr könnt mit dem Leben fließen und dennoch Strukturen vermitteln; solange die Strukturen im Vordergrund stehen und dahinter der mächtige Strom des Lebens zu spüren ist. Ihr könnt der Intuition gehorchen und dennoch Logik und Vernunft lehrern; solange Logik und Vernunft im Vordergrund stehen und der mächtige Strom der Intuition dahinter zu spüren ist. Ihr könnt Abgrenzung, Behauptung und Auseinandersetzung lehren, solange diese im Vordergrund stehen und dahinter der mächtige Strom der Liebe zu spüren ist.
Das Wahre müsst ihr nicht lehren, sondern sein. Was ihr seid, ist ansteckend, auch wenn ihr es nicht in Worten erklärt.

Safi Nidiaye, Die Stimme des Herzens, Der Weg zum größten aller Geheimnisse, Köln, 2000, S. 165

Eigener Bericht ... und nach der Demo?

Am Wochenende vom 15. bis 17. November fand im ökologischen Schullandheim Spohns Haus im Bliesgau ein besonderer Workshop statt. Zehn Aktivisten von fridays for future Saarland waren zusammengekommen um daran zu arbeiten, was es jenseits des Demonstrierens zu tun gäbe, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Die Veranstalter Junge Biosphäre und der Landesjungendring Saar e.V. engagierten mich, Axel Stirn, als Leitung für dieses Seminar. Ich schrieb einen Text darüber.

Zu lesen auf den Seiten 6 und 7 im pdf:

https://www.landesjugendring-saar.de/fileadmin/user_upload/Landesjugendring/Info-aktuell/19-3_info_aktuell.pdf
 



Nervös begann ich meine Vorbereitungen viele Wochen vorher. Ich musste herausfinden, auf was ich den Fokus setzen sollte, ohne die Teilnehmenden zu kennen. Es stand in den Sternen, wieviele Menschen sich anmelden würden, welches Alter die Teilnehmenden haben würden und wie deren Bekanntheitsgrad untereinander sein würde. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), die politische Bildung und der selbstständige Blick in die Welt lassen viele Themen wichtig sein. Welches wählen?
Nach Rücksprache mit Susanne Speicher, die eine der öffentlichen Personen von fff Saarland ist, entschieden wir uns für die Aspekte: Basiswissen Nachhaltigkeit, Antimanipulationstrainung, Sozialverhalten und Kommunikation. Ob das Seminar den Begriffen Inhalt geben konnte, müssen im Nachhinein die Teilnehmenden selbst beantworten, denn das Seminar war ein Tanz mit dem, was sich zeigen wollte. Meinen roten Faden konnte ich führen. Aber die Schleifen, die er zog, ergaben sich im Arbeitsprozess der Gruppendynamik. Es war ein Experiment. Mit besonderer Kultur. Aber dazu später mehr.

Glücklicherweise fand kurze Zeit vor dem Seminar eine Klausur meiner Arbeitsgruppe t.time.trainings in Freiburg statt. Mit den vier Menschen von t.time arbeite ich seit zwei Jahren an der Entwicklung theaterbasierter Bildungsprozesse für eine nachhaltige Zukunft. Dabei lernen Teilnehmende intellektuell, körperlich und emotional. Wir fanden zusammen, weil wir wissen, dass Menschen, um Wissen und Handeln in Einklang zu bringen, auch ihre Körper in Bewegung bringen müssen. In t.time.trainings fließen darum Elemente der Gewaltfreien Kommunikation, des Circles, und der Theaterpädagogik rund um das Theater der Unterdrückten von Augusto Boal zusammen und erschaffen transformative Bildungserlebnisse, die vielen Menschen sehr gut tun. Meine Kollegen halfen mir dabei, das herauszuarbeiten, was ich als roten Faden für das Seminar durchscheinen lassen wollte.

Mir war klar, dass der Begriff *Theater* viele Menschen abschrecken würde, also erwähnte ich ihn nicht. Die Rückmeldungen zeigten, dass dies eine gute Entscheidung war. "Bei den spielerischen Übungen dachte ich am Anfang oft, was das denn nun solle. Aber dann kam die nächste, darauf aufbauende, und noch eine weitere. In den ausführlichen Reflexionsgesprächen wurde mir klar, wie viel Erkenntnis aus solchen Spielen gewonnen werden kann", gab ein Teilnehmer am Sonntag als Rückmeldung. Mehrere stimmten zu. Ha, dachte ich mir still. Theater ist einfach ein magisches Mittel.

Der Beginn war am Freitag Abend 18 Uhr, mit dem Abendessen. Ein befriedeter Hunger ist die Grundlage für Wohlempfinden. Begleitet wurde das Ankommen von freundlichen Begrüßungsworten: Der neue Bürgermeister von Gersheim Michael Clivot, der Geschäftsführer des Landesjungendrings Georg Vogel und die im Spohnshaus für Bildung zuständige Sylvia Lerchner freuten sich, dem Start dieses besonderen Seminars ihren Segen zu geben.

Dann ging es los. Unerwartet im Stuhlkreis, mit sorgfältig gestalteter Kreismitte und einer Minute Stille. Für einige, erklärten sie hinterher, war das sehr überraschend. Aber sie gestanden auch: Überraschend wohltuend. Anschließend begaben wir uns spielerisch auf die Reise ins gegenseitige Kennenlernen. Dann widmeten wir uns dem Thema *Folgen & Führen*. Bereits die Begriffe führten zu kontroversen Reaktionen. Mit spielerischen Erlebnissen konnten jedoch neue Erkenntnisse wachsen. Gegen 22 Uhr endete das offizielle Programm. Wieder im achtsamen Gesprächskreis und mit einem gemeinsamen Schweigen. Trotz meiner Ankündigung, dass der Samstag ganz schon anstrengend werden würde, wurde der erste Abend erwartungsgemäß recht lang und die neu Gruppe genoss ihr Beisammensein.

Der nächste Tag begann mit dem neu gefunden Ritual. Darauf folgten einige Belebungsspiele für noch müde Geister. Mit der dadurch geschaffenen konzentrierten Atmosphäre erlebte die Gruppe bei einer einfachen Übung, wie herausfordernd achtsame, respektvolle und konstruktive Kommunikation sein kann. Geduld und Langsamkeit offenbarten ihre Kraft und wir brachten neue Qualitäten in menschliche Begegnungen. Eine darauf folgende Tafel-Nummer führte zum Verständnis von Zusammenhängen rund um unsere Produktion von Fleisch und Milchprodukten.

Für die um 11 Uhr geplante Pause hatte sich die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot angekündigt. Moderiert von Georg Vogel kam ein differenziertes Gespräch zustande. Zentrales Thema waren die demokratische Herausforderung Politiker, Schulleitungen und andere Menschen dazuzubewegen, sich für eine lebensbejahende Zukunft und die Ziele von fff einzusetzen, oder zumindest nicht im Wege zu stehen. Das Thema *Folgen & Führen* durchwebte das ganze Gespräch. Ein gemeinsames Foto bei Sonnenschein schloss den erfreulichen Besuch ab.

Am Samstag Nachmittag erforschte die Gruppe Formen der Zusammenarbeit und Motivation. Finale Aufgabe war es, die Ziele von fff mit positiven Emotionen in einem kurzen Auftritt darzustellen. In wieweit dies gelang und Schwierigkeiten dabei deutlich wurden, erlebten die Teilnehmenden in vertrauensvoller Atmosphäre.

Nach dem Abendessen schlossen wir uns an eine der ältesten Traditionen der Menschheit an. Wir kamen zu einem Geschichtenabend zusammen. Wir löschten das Licht und zündeten eine Kerze an. Sie wanderte von Gesicht zu Gesicht, von Geschichte zu Geschichte. Es wurde vorgelesen, erzählt und vorgetragen. Die Offenheit und Rücksicht dieser Runde entwickelte eine Kraft, die alle tief berührte.

Den Sonntag widmete die Gruppe der Frage, wie die Werte dieses besonderen Wochenendes in die Arbeit bei fff einfließen könnten, um dort ihre transformative Kraft zu entfalten.

Die Abschlussrunde war für alle sehr berührend. Dann kam unser letzter Besuch. Journalistin Petra Pabst sammelte Eindrücke und Informationen, um einen Artikel über das Seminar in der Saarbrücker Zeitung zu veröffentlichen.

Allen viel die Verabschiedung schwer. "Wann machen wir das nächste Seminar?" sprachen einige aus. "Die anderen müssen auch so ein Wochenende erleben", meinten die nächsten.

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an das ökologische Schullandheim Spohnshaus. Die nachhaltig veganen Mahlzeiten waren wohlschmeckend und nährend. Und die Räume waren optimal.

Georg Vogel sprach mich zwei Tage später auf das Seminar an und meinte, das Seminar sei den Rückmeldungen nach ein ganz besonderes gewesen. Er habe das bei seinen kurzen Besuchen auch gespürt. Er bat mich um eine Erklärung, was ich denn getan hätte.

Es ging mir um die Atmosphäre. Um die Kultur. Denn aktuell leben wir weltweit in einer Kultur der Hetze, der Konkurrenz, umgeben von Ausbeutung und Zerstörung. Ich und viele andere wollen das nicht. Wir wollen zu einer Kultur, die das Leben wertschätzt, liebt und gemeinsam Frieden gestaltet. Doch wie kommen wir dorthin? Ich halte solche Seminare für eine Traingsmöglichkeit. Eine achtsame Kultur kann jeder einzelne Mensch mitgestalten. Nur müssen wir herausfinden, *dass* wir das können und dann lernen *wie* das geht. Diese offene Haltung trug ich in den Workshop hinein. Mit dieser inneren Haltung wählte ich die Methoden. Ich wollte den Teilnehmenden eine Erfahrung ermöglichen, die jenseits von Konkurrenzkampf, von Überzeugungskampf oder Mitläufertum liegt. Es ging mir darum, eine achtsame Kultur lebendig werden zu lassen, in der alte Themen neue Perspektiven erhalten können, allein weil wir uns beispielsweise einfach mal die Zeit nehmen, tief zuzuhören. Sylvia Lerchner fand hinterher die wohl prägnanteste Beschreibung für das, was stattgefunden hatte: "Herzbewegend statt kopffüllend trifft es wohl am besten."

Entscheiden und Entschließen

Über Entschlusskraft und Schöpfung gibt es eine grundlegende Wahrheit. Die Unkenntnis davon zerstört unzählige Ideen und grossartige Pläne und das ist es, dass in dem Moment, da jemand sich endgültig verpflichtet, dann auch die göttliche Vorsehung Einzug hält.
 Alle möglichen Dinge ereignen sich, um diesem zu helfen, Dinge, die sich sonst nie ereignet hätten. 
Ein ganzer Strom von Ereignissen ergibt sich aus der Entscheidung.
 Sie ruft für jenen, der die Entscheidung getroffen hat, alle möglichen Vorkommnisse und Zusammenkünfte und stoffliche Hilfe hervor, von der kein Mensch sich hätte träumen lassen, dass sie auf diese Weise eintreffen würden.
Was immer Du tun kannst, oder wovon Du träumst, Du könntest es tun: beginne damit.
 Kühnheit trägt Genius, Macht und Zauber in sich.
 Beginne es jetzt.

Ein und dasselbe

"Und am Ende reisten Sie wieder.
Es kam eine Zeit, da hatte Arthur keine Lust mehr dazu. Er sagte, der Bisthromathic-Drive habe ihm die Augen darüber geöffnet, dass Zeit und Entfernung ein und dasselbe seien, dass Geist und Universum ein und dasselbe seien, dass Intuition und Realität ein und dasselbe seien, und dass man, je mehr man reise, desto mehr an einer Stelle hocke bleibe, und dass er nun lieber mal für eine Weile mit ein paar Dingen an einer Stelle hocken bleibe und alles in seinem Geist sortiere, der nun ja ein und dasselbe wie das Universum sei, darum sollte es eigentlich nicht allzu lange dauern, und er könnte sich hinterher mal richtig ausschlafen, ein bisschen Flugtraining einlegen und kochen lernen, was er schon immer habe machen wollen. Die Dose griechisches Olivenöl war jetzt sein teuerster Besitz, und er sagte, die Art und Weise, wie es unerwartet in seinem Leben aufgetaucht sei, habe ihm von neuem ein ganz bestimmtes Gefühl der Einheit der Dinge gegeben, das ... das ihm den Eindruck vermittle, dass...
Er gähnt und schlief ein."

Douglas Adams, Das Leben, das Universum und der ganze Rest, 3. Teil von Per Anhalter durch die Galaxis, Epilog

So könnte es gehen

Nach intensiver Suche nach den Ursachen unserer gesellschaftlich-ökologischen Katastrophe kommt man schließlich zum Egoismus, dem Prinzip, durch sein Handeln die größte Summe eigener Lust zu bewirken und die individuelle Glückseligkeit zu erreichen. Meist wird individuelle Glückseligkeit entweder dadurch zu erreichen gesucht, dass man in rücksichtsloser Weise nur auf das eigene Wohl bedacht ist und dieses auch auf Kosten des Glückes fremder Individualitäten erstrebt. Aber es gibt auch, dass man das fremde Wohl aus dem Grunde befördert, weil man sich dann mittelbar von den glücklichen fremden Individualitäten einen günstigen Einfluss auf die eigene Person verspricht, oder weil man durch Schädigung fremder Individuen auch eine Gefährdung des eigenen Interesses befürchtet. Der besondere Inhalt der egoistischen Prinzipien hängt davon ab, welche Vorstellung sich der Mensch von seiner eigenen oder der fremden Glückseligkeit macht, von dem, was einer als ein Gut des Lebens ansieht (Wohlleben, Hoffnung auf Glückseligkeit, Erlösung von verschiedenen Übeln usw.). Nach diesen Inhalten sind die egoistischen Streben ausgerichtet.

Hermann Hesse, Lieblingsautor vieler Sinnsucher, bringt innere Entwicklung und den Dienst für die Gesellschaft in einem seiner Briefe zusammen: "Diese Ansicht, dass alles, was die Gemeinschaft betreffe, an sich und unbedingt besser und heiliger sei als das, was Sache des Einzelnen ist, kann ich nicht teilen. Die Anlage und Pflicht zur Sozialität ist eine von unseren Anlagen und Pflichten, eine wichtige, aber nicht die einzige und nicht die höchste, denn "höchste" Pflichten gibt es überhaupt nicht. Der fromme, auf Gott bezogene Menschen früherer Kulturen ist ganz von selber sozial von hohem Wert gewesen, obwohl er alle Sorgfalt nur auf sein persönliches Verhältnis zu Gott wendete. Und so ist es immer gewesen, bei den alten Chinesen schon und zu allen Zeiten: der tugendhafte, wertvolle, wünschenswerte, zur Vollkommenheit geeignete Mensch war immer der, der sich in direkter Beziehung zu Gott weiß, ganz einerlei, ob er General oder Eremit, und wenn er an seinem Ort das tut, wozu der Mensch da ist: sich selber zu dem höchstmöglichen Grad von Wert reifen, dass war er ganz von selber auch im Wirken auf andere, auf Gemeinschaft und Staat wertvoll und wichtig."

Arbeitsfähigkeit, Arbeitswille und Dreigliedriger Sozialer Organismus

Sozialistisch denkende Persönlichkeiten sehen in der bisherigen Form des Gewinnes innerhalb des Wirtschaftslebens einen Arbeitsantrieb, von dessen Beseitigung die Herbeiführung gesünderer sozialer Zustände, als die bisherigen sind, abhängt. Für solche Persönlichkeiten wird die Frage drängend:

Was wird die Menschen veranlassen, ihre Fähigkeiten in einem notwendigen Stärkegrade in den Dienst des wirtschaftlichen Produzierens zu stellen, wenn der Egoismus, der im Gewinn seine Befriedigung findet, sich nicht mehr ausleben kann?

Man kann nicht sagen, daß dieser Frage genügend Sorgfalt bei denen zugewandt wird, die an Sozialisierung denken. Die Forderung: in Zukunft dürfe der Mensch nicht mehr für sich, sondern er müsse «für die Gemeinschaft» arbeiten, bleibt wesenlos, solange man nicht wirklichkeitsgemäße Erkenntnisse darüber entwickeln kann, auf welche Art man Menschenseelen dazu bestimmen kann, daß sie «für die Gemeinschaft» ebenso willig arbeiten, wie für sich selbst.

Man könnte sich allerdings der Meinung hingeben, eine zentrale Verwaltung werde jeden Menschen an seinen Arbeitsplatz stellen, und dann werde durch diese Organisation der Arbeit auch möglich sein, die Arbeitsprodukte in gerechter Art von der Zentralverwaltung auszuverteilen. Allein eine solche Meinung fußt auf einerIllusion. Sie rechnet zwar damit, daß die Menschen Konsumbedürfnisse haben und daß diese befriedigt werden müssen; aber sie rechnet nicht damit, daß das bloße Bewußtsein vom Vorhandensein dieser Konsumbedürfnisse in demMenschen nicht eine Hingabe an die Produktion hervorruft, wenn er nicht für sich, sondern für die Gemeinschaftproduzieren soll. Er wird durch dieses bloße Bewußtsein, für die Gesellschaft zu arbeiten, keine Befriedigung empfinden. Deshalb wird ihm daraus kein Arbeitsantrieb erstehen können.

Man sollte durchschauen, daß man in dem Augenblicke einen neuen Arbeitsantrieb scharfen muß, in dem man daran denkt, den alten des egoistischen Gewinnes zu beseitigen. Eine Wirtschaftsverwaltung, welche diesen Gewinn nicht innerhalb der in ihrem Kreislauf wirkenden Kräfte hat, kann von sich aus überhaupt keine Wirkung auf den menschlichen Arbeitswillen ausüben.

Und gerade dadurch, daß sie dies nicht kann, erfüllt sie eine soziale Forderung, bei der ein großer Teil der Menschheit auf der gegenwärtigen Stufe seiner Entwickelung angelangt ist. Dieser Teil der Menschheit will nicht mehr durch den wirtschaftlichen Zwang an die Arbeit gebracht werden. Er möchte aus Antrieben herausarbeiten, welche der Würde des Menschen mehr entsprechen.

Zweifellos ist diese Forderung bei vielen Menschen, an die man bei ihrer Erhebung denken muß, eine mehr oder weniger unbewußte, instinktive; aber im sozialen Leben bedeuten solche unbewußte, instinktive Impulse etwas weit Wichtigeres als die Ideen, die man bewußt vorbringt.

Diese bewußten Ideen verdanken ihren Ursprung oft nur derTatsache, daß die Menschen nicht die geistige Kraft haben,wirklich zu durchschauen, was in ihnen vorgeht. Befaßt man sich mit solchen Ideen, so bewegt man sich im Wesenlosen. Es ist deshalb notwendig, trotz dem Täuschenden solcher Oberflächenideen auf wahre Forderungen der Menschen, wie die gekennzeichnete, die Aufmerksamkeit zu richten.Andererseits ist auch nicht in Abrede zu stellen, daß niedrige menschliche Instinkte in einer Zeit, in welcher, wie in der Gegenwart, das soziale Leben wilde Wogen wirft, ihr Wesen treiben. Man wird aber die Forderung nach einem menschenwürdigen Dasein, die berechtigt in obigem Sinne erhoben wird, nicht ertöten, wenn man das Walten niedriger menschlicher Instinkte benützt, um auch sie anzuklagen.

Wenn eine Organisation des Wirtschaftswesens entstehen soll, die keine Wirkung auf den Arbeitswillen der Menschen haben kann, so muß diese Wirkung von einer anderen Organisation kommen. Die Idee vom dreigliedrigen sozialen Organismus trägt der Tatsache Rechnung, daß das Wirtschaftsleben auf der gegenwärtigen Entwickelungsstufe der zivilisierten Menschheit nur im Wirtschaften sich erschöpfen soll. Die Verwaltung eines solchen Wirtschaftslebens wird durch ihre Organe feststellen können, welches der Umfang der Konsumbedürfnisse ist; wie in bester Art die Erzeugnisse an die Konsumenten gebracht werden können; in welchem Umfange das eine oder andere Produkt erzeugt werden soll.

Allein sie wird kein Mittel haben, in dem Menschen den Produktionswillen zu erzeugen; und sie wird auch nicht in der Lage sein, die Erziehungs- und Unterrichtseinrichtungen zu treffen, durch die jene individuellen Fähigkeiten der Menschen gepflegt werden, welche die Quelle des Wirtschaftens bilden müssen. In dem alten, bis in die Gegenwart reichenden Wirtschaftssystem pflegten die Menschen diese Fähigkeiten, weil sie sich eben der Hoffnung auf persönlichen Gewinn hingeben konnten.

Es wäre einverhängnisvoller Irrtum, wenn man glauben wollte, daß das bloße Gebot von Wirtschaftsverwaltungen, die nur das Wirtschaften im Auge haben, lusterweckend auf die Aus bildung von individuellen menschlichen Fähigkeiten wirken könne, und daß ein solches Gebot Kraft genug hätte, den Menschen zur Einsetzung seines Arbeitswillens zu veranlassen. Daß man sich diesem Irrtum nicht hingebe, das will die Idee vom dreigliedrigen sozialen Organismus.

Sie will in dem freien, auf sich selbst gestellten Geistesleben ein Gebiet schaffen, in dem der Mensch lebensvoll verstehen lernt, was die menschliche Gesellschaft ist, für die er arbeiten soll; ein Gebiet, in dem er die Bedeutung einer Einzelarbeitim Gefüge der ganzen gesellschaftlichen Ordnung so durchschauen lernt, daß er diese Einzelarbeit wegen ihres Wertes für das Ganze lieben lernt.

Sie will in dem freien Geistesleben die Grundlagen schaffen, die ein Ersatz sein können für den Antrieb, der aus der persönlichen Gewinnsucht kommt. Nur in einem freien Geistesleben kann eine solche Liebe zur menschlichen gesellschaftlichen Ordnung entstehen,wie sie etwa der Künstler zu dem Entstehen seiner Werke hat.

Will man aber nicht daran denken, in einem freien Geistesleben eine solche Liebe zu pflegen, so gebe man nur alles Streben nach einem Neubau der sozialen Ordnung auf. Wer daran zweifelt, daß die Menschen zu solcher Liebe erziehbar sind, der muß auch zweifeln an der Möglichkeit, den persönlichen Gewinn aus dem Wirtschaftsleben auszuschalten.

Wer nicht daran glauben kann, daß ein freies Geistesleben in dem Menschen solche Liebe erzeugt, der weiß eben nicht, daß die Abhängigkeit des Geisteslebens von Staat und Wirtschaft die Sucht nach persönlichem Gewinn hervorbringt, und daß diese Sucht nicht ein elementarisches Ergebnis der Menschennatur ist. Auf diesem Irrtum beruht es, daß so häufig gesagt wird, zur Verwirklichung der Dreigliederung seien andere Menschen als die gegenwärtigen nötig.

Nein, die Menschen werden durch den dreigliedrigen Organismus so erzogen, daß sie anders werden, als sie bisher durch die Staatswirtschaftsordnung waren. Und wie das freie Geistesleben die Antriebe zur Ausbildung der individuellen Fähigkeiten erzeugen wird, so wird das demokratisch orientierte Rechtsstaatsleben dem Arbeitswillen die notwendigen Impulse geben.

In den wirklichen Beziehungen, die sich herstellen werden zwischen den in einem sozialen Organismus vereinigten Menschen, wenn jeder Mündige gegenüber jedem Mündigen seine Rechte regeln wird, kann es liegen, daß der Wille sich entzündet,«für die Gemeinschaft» zu arbeiten. Man sollte daran denken, daß durch solche Beziehungen ein wahres Gemeinsamkeitsgefühl erst entstehen und aus diesem Gefühl der Arbeitswille erwachsen kann.

Denn in der Wirklichkeit wird ein solcher Rechtsstaat die Folge haben, daß ein jeder Mensch lebendig, mit vollem Bewußtsein, in dem gemeinsamen Arbeitsfelde darinnen steht. Er wird wissen, wofür er arbeitet; und er wird arbeiten wollen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft, in die er sich durch seinen Willen eingegliedert weiß.

Wer die Idee des dreigliedrigen sozialen Organismus anerkennt, der durchschaut, daß die Großgenossenschaft mit staatsgemäßer Struktur, die von dem marxistischen Sozialismus angestrebt wird, keine Antriebe erzeugen kann für Arbeitsfähigkeit und Arbeitswillen. Er will, daß über der Wirklichkeit der äußeren Lebensordnung nicht die wirkliche Wesenheit des Menschen vergessen werde. Denn Lebenspraxis kann nicht bloß die Rechnung machen mit äußeren Einrichtungen; sie muß in die Rechnung einstellen, was der Mensch ist und werden kann.

weitergeht mit SOZIALISTISCHE SEELENBLINDHEI hier auf Seite 53

http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA024.pdf#view=Fit

Was ist Anthroposophie?


Anthroposophie – wörtlich aus dem Griechischen: „Weisheit vom Menschen“ – ist in den Worten ihres Begründers Rudolf Steiner (1861-1925) „Bewusstsein des eigenen Menschentums“ und ein spirituell orientierter Erkenntnisweg. Sie versteht sich als Anregung zur Neugestaltung von Lebens- und Kulturverhältnissen und nicht als System oder Lehre. Die anthroposophische Geisteswissenschaft ist bis heute in weiten Bereichen des kulturellen Lebens fruchtbar geworden – nicht nur in der persönlichen Lebensführung vieler Menschen, sondern auch in Waldorfpädagogik & Bildung, Landwirtschaft & Ernährung, Medizin & Pharmazie, Heilpädagogik & Sozialtherapie, Kunst & Architektur, Freiheit & Soziales, Erkenntnis & Spiritualität, Wirtschaft & Politik und Naturwissenschaften.

Diese freien Kulturinitiativen finden einen menschlichen Zusammenhang – ohne politische oder religiöse Bindungen – in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Diese fördert die Forschung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, den interdisziplinären Austausch und das zivilgesellschaftliche Engagement. Mit dem Goetheanum, Sitz der Gesellschaft und der Hochschule, stellt sie einen Raum dafür zur Verfügung. Eine reiche publizistische Landschaft (Medien und Publizistik) spiegelt und inspiriert heute diese Initiativen und die Menschen, die sie tragen. Diese setzen sich dafür ein, aus einem vertieften „Bewusstsein des eigenen Menschentums“ auch konkrete Lebenswirklichkeit zu prägen.

In ihrem Kern ist Anthroposophie ein Weg, der Stufenweise das Wesen des Menschen enthüllt und den einzelnen Menschen durch die Selbsterkenntnis zu einem Erkennen des Geistigen in der Welt führen kann. Sie ist ein Weg der Liebe. „Der Mensch ist dem Weltlaufe gegenüber nicht ein müßiger Zuschauer, der innerhalb seines Geistes das bildlich wiederholt, was sich ohne sein Zutun im Kosmos vollzieht, sondern der tätige Mitschöpfer des Weltprozesses.“ Dieses zusammenfassende Resultat von Rudolf Steiners Dissertation hat Konsequenzen für eine Theorie und Praxis der Erkenntnis sowie für die Ethik: die Wirklichkeit kann nicht ohne aktiven Beitrag des Menschen hervorgebracht werden. Und die Gestalt der Wirklichkeit ist zunehmend auch von seinem handelnden Beitrag abhängig. Der Mensch ist somit weder vollständig an sein So-sein gebunden, noch beliebig frei, sondern hat die Möglichkeit, sich zunehmend zu einem freien Wesen durch eigene Kraft zu entwickeln.

Text: www.anthroposophie.or.at

Tipp: Menschen, die sich auf die eigene Suche machen, empfehlen wir die Dokumentarfilme The Challenge of Rudolf Steiner (en) und Finding Rudolf Steiner (en) bei www.cultureunplugged.com und bei youtube Anthroposophie kompakt 1 von Axel Burkart und in Interviews von Hanns Bonneval um sich selbst ein eigenes, freies Bild zu machen.

Siegfried Anzinger

"Von der Zeichnung verlange ich klare Definitionen, Malerei verbinde ich mit einem Gesamtton. Zeichnungen lese ich, Bilder will ich hören."



















Alles mit Radfahren

"Wenn es nicht gerade Hunde und Katzen regnet, ist Radfahren die perfekte Tätigkeit. Man kommt dabei ganz einfach mit nachhaltigem Leben in Kontakt", hörte ich gestern meinen Freund sagen.

Ich solle doch, fügte er hinzu, als intergalaktischer Stadtradelstar das Radfahren nutzen, um Menschen leicht mit einem ressourcenschonenen Lebensstil in Kontakt zu bringen. Es gäbe ja genug Menschen, die Interesse an einem nachhaltigen Leben hätten, aber nicht von heute auf morgen ihr Auto verkauften oder den Job kündigten, um am Stadtrand im Bauwagen zu leben.
"Genau dazwischen sind wir alle unterwegs", nickte ich zustimmend.

"Viele Radwege führen nach Rom", schob ich hinterher, hoffend, dass damit dem Gespräch der richtige Drive verpasst wurde. Denn um kreative Ideen zu gebären, um zu zeigen, dass Umwege keine sind, deutlich machend, dass wir alle auf individuellen Pfaden zu einem nachhaltigen Leben wanderten, müssten wir, aus ewiger Hebammenpraxis wissend, manchmal die Wehen einleiten.

Auch wenn ich mich frage, warum sich heutzutage sehr viele Frauen den Termin für ihren Kaiserschnitt bereits Monate vorher in den Terminkalender schreiben. "Mir erscheint das als sehr großes Entfremdung vom Vertrauen an natürliche Prozesse im eigenen Körper." erklärte ich - in ein leeres Gesicht blickend.

"Dann hätte dein Engagement für die Eine Welt auch einen roten Faden und wäre nicht ein wirres Knäul verschiedenster Themen", sagte mein Freund.

"Aber", widersprach ich, "dann müsste ich ja alle Themen mit Radfahren in Verbindung bringen." Und das wäre ja wohl oft sehr hanebüchen, meinte ich.
"Papperlapapp", stand er mir entgegen. "Mit Fahrradfahren lässt sich ALLES verbinden."

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Der gefährliche Hund

Es war das Wochenende, an dem der Sommer ausbrach und sich über das Land legte. Schon Mittags flirrte die heiße Luft über dem Asphalt. Junge Frauen trugen blumige Pumphosen. Junge Männer radelten muskulös an ihnen vorbei.

Damit war eigentlich alles gesagt, dachte ich mir, doch durch eine der dicken Luftschwaden schob sich eine Frage in mein Bewusstsein. Plötzlich wollte ich unbedingt wissen, wer sich bei den Möglichkeiten Autoverkehr, ÖPNV, Fahrradverkehr und vor allem FUßVERKEHR, dafür entschieden hatte, für Autos in allen Straßen der Stadt breite Wege zu bauen und die MENSCHEN auf schmale Randstreifen zu verbannen?

An der Eisdiele bog ich um die Ecke und stolperte über einen Hund. Als ich mich wieder gefangen hatte, drehte ich mich um und fragte den Hund: "Sag mal, du haariges Vieh, weißt du, wer die Stadt gebaut hat?" Der Hund hielt den Kopf schief, öffnete das Maul und antwortete: "Nicht die Kinder". Ich sprang vor Schreck auf den Balkon über mir.

Damit war eigentlich alles gesagt, dachte ich mir. Mir kam die völlig irre Idee, ich könnte verrückt sein, löste dann das Band, das meinen Verstand festhielt, knotete das lose Ende an das Balkongeländer und sprang.

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Rosen am Dornenbusch

Möchte ich meiner Aussage das Gewicht verleihen, schicke ich meinen Zuhörern ein Sprichwort hinterher in dem das Licht der unumstößlichen Wahrheit leuchtet. Denn Sprichworte sind immer direkt der Weisheit entsprungen, und weder Widerspruch noch Zweifel daran zeugen von gesundem Menschenverstand.

Apropos gesunder Menschenverstand. Der scheint unserer Politikerkaste insgesamt komplett abhanden gekommen sein. Da gab es doch vor Kurzem dieses YouTube-Video, das uns sehr plakativ vor Augen führte: Wir haben eine Drogenbeauftragte, die keinen Schimmer der aktuellen Drogenpolitik hat. Wir hatten einen Außenminister, der keinen Schimmer der Vorkommnisse in Rammstein hat. Andere Videos zeigten, wir haben eine Landwirtschaftsministerin, die sagt, Freiwilligkeit sei das stärkte politische Führungsinstrument und nun zeigt ein NRW Politiker, dass er wahrscheinlich schon in seinem letzten Leben beschloss, diese Inkarnation ohne Verstand zu verbringen. Oder wo lebt der Mann? Innerhalb der hohlen Erde? Liest der keine Zeitung? Schaut der kein Internet?

"Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema plötzlich ein weltweites Thema geworden." Da fällt mir beinahe der Kopf ab. Gibt es das als Sprichwort? Ich zitiere: "Ist es nur mein Gefühl oder haben wir gerade die dümmste Politikergeneration, die es jemals gab?" Ich höre: "Tja. Leider auch die, die nachkommt. Von manchen jungen kommt leider auch so was aus dem Mund. Hier ist es halt ein Alter." Ich antworte: "Absolut. Die werden 'gezüchtet'. Und wie jeder weiß: Auf einem vergifteten Acker wächst keine gesunde Rübe."

Stellt sich die Frage, warum so viele Menschen noch die faulen Rüben fressen, zu wenige den Mut haben, die faulen Rüben liebevoll an den Rand zu begleiten und fast niemand den vergifteten Acker reinigen will. Oder wie erklärst du mir eine Stadtpolitik, die seit 70 Jahren Autoverkehr propagiert, ausbaut und bevorzugt, und Fußgänger, Fahrradfahren und ÖPNV vernachlässigt? Was ist mit diesen Menschen los? Wo leben die? Was machen die den ganzen Tag?

Wer nimmt die mal wieder herzlich in den Arm und flüstert ihnen zu: "Es ist alles gut. Wir haben dich lieb. Du musst nicht nach Macht und Einfluss gieren und das Auto propagieren, in dem du dich aus Angst vor der Welt versteckst, das unsere Stadt in einen engen, stinkenden Ort verwandelt und worin dein Körper sich über die Jahre in einen hässlichen Fleischklops verwandelt. Du bist ein wundervoller Mensch. Komm lass uns gemeinsam den Tag genießen und einfach mal fünf gerade sein lassen."

Aber solange meine Arme noch zu kurz sind, um alle pychopathisch-kriminellen Politiker dieser Welt auf einmal zu umarmen und zu heilen, besteht mein Glück in der Kunst, mich nicht zu ärgern, dass der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern mich zu freuen, dass der Dornenstrauch Rosen trägt, denn ich weiß, auch in einem toten Baum treiben neue Keime.

Der erste Schmetterling

Ein gewöhnlicher Mensch fasste eines Morgens, gleich nach dem Erwachen, als er mit noch leichtem Bewusstsein im Bett lag, einen Beschluss:

"Was ich will ist, die Falken-Trommel hören. Fallen, wie das fallende Brot einer jeden Erfahrung. Schwimmen wie ein gewaltiger Fisch im Ozean-Wasser. Sein, wie ein Wüstenberg, nicht eine Stadt. Ich habe Feiglinge endgültig satt. Ich will mit Löwen leben. Keine wimmernden, verheulten Leute mehr. Ich will schimpfende Trunkenbolde. Ich will singen, wie Vögel singen, denen es gleich ist, wer zuhört, oder wer was denken könnte."

Das dachte er still für sich. Kein Mensch außer ihm hörte diese leisen Gedanken, bis er sie als Rumi aufschrieb. Aber auch dann noch waren sie kraftvoll. Sie pressen sich wie ein Siegel in Wachs in die Seele.

Als der Mensch damals einen Augenblick später die Augen aufschlug, war die Welt eine andere.

Danke, schickte er spontan hinterher. Danke, große Schöpfung, dass du mir die Fähigkeit gegeben hast, zu entscheiden, wer ich bin. Danke, dass ich meine Meinung über mich ändern kann, dass ich heute ein anderer sein kann als gestern und danke, dass ich beschließen kann, was für ein Leben ich lebe.

Auf dem Radweg in die Stadt sah er seinen ersten Schmetterling auf einem Sonnenstrahl durch eine Baumkrone surfen.

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Das kannste dir selber denken

Ich bin statistisch gesehen ein in Deutschland lebender mobiler Mensch. Als dieser bewege ich mich passiv, das heißt mit externer Energie meist fossilen Ursprungs und ich bewege mich aktiv, also gehend, laufend, kriechend, robbend, springend und radelnd - was gut für die Umwelt ist, obwohl "Q7 fahren ist einfach geil" (Zitat eines Menschen).

Ich frage: Sagt dir deine Mudda oder dein Arzt oder deine Frau oder dein Mann oder dein Gewissen oder die Waage oder deine Knie oder dein gesunder Menschenverstand, dass du dich mehr bewegen sollst? Ich hätte da eine Idee. Komm mit auf ein Bier ins Viertel. Wir sind in 15 Minuten da.

Wir stellen unsere Räder in die Fahrradständer? Ups! Das geht nicht. Da stehen schon ganz viele andere Fahrräder. Da sind schon andere mit dem Fahrrad da. Was? Wir sind nicht die einzigen, die in Saarbrücken mit dem Rad unterwegs sind?

Wir finden einen anderen Parkplatz, direkt vor uns. Wir sitzen auf der Bank, lassen die Beine baumeln, eröffnen uns ein Bier und schau mal, wie schön mein Rad im Licht der Laterne ausschaut. Ach, die Idee? Na, das kannste dir jetzt aber auch selber denken.

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So fing alles an

Seit wir herausfanden, dass Verhaltensänderungen durch wissenschaftliche Argumente erreicht werden können, sind unsere Straßen wieder Orte, auf denen Kinder spielen und sich Verliebte zum Abendspaziergang treffen. Alles fing damit an, dass jemand zu einem anderen sagte: Ey, hör mal! Karibische Ärzte haben in einer breit angelegten Studie über mehrere Jahre herausgefunden, dass Rauchen und Lungenkrebs eindeutig ursächlich zusammenhängen. Also das eine folgt auf das andere. Und es ist nicht so, dass die Diagnose Lungenkrebs die Menschen dazu bringt, mit dem Rauchen anzufangen."
Der Gegenüber staunte kurz, dann drückt er seine letzte Zigarette mit den Worten aus: "Danke. Das wars."
Und dann ging es weiter. Jemand legte ein zwei Argumentchen zu einem anderen Thema auf den Tisch.
"Autos", wurde von isländischen Wissenschaftlern herausgefunden und von Christian Felber formuliert, "sind eine Komposition verschiedener Aspekte von Gewalt: der Lärm und der Gestank, den sie verursachen; der gigantische Platz, den sie in Anspruch nehmen; die permanente Gefahr, die sie für Kinder und Ältere darstellen; die Aggressionen, die beim Fahren hochkommen; die kriegsnahe Zahl an Verletzten und Toten, die im Straßenverkehr anfallen; Materialien, die aus dem Boden des Regenwaldes kommen; das Öl, für das Kriege geführt und das Klima verändert wird. Autos sind", so das Forschungsteam", strukturelle Gewalt und nehmen den Menschen Freiheit. Recht zügig verbreitet sich die Kunde und ein Satz war immer häufiger zu hören: Ich bin Autofrei.

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Aus dem Regen ins Beet

Ich weiß, dass es in Saarbrücken wunderbar ist, zu Fuß durch die Stadt zu laufen. Immer begegnet mir jemand, und da in Saarbrücken nicht die gleiche Hektik wie in New York auf dem Broadway herrscht, sondern das Leben noch in einer dem Herzen erträglichen Geschwindigkeit abläuft, bleibe ich oft stehen, halte ein Schwätzchen übers Wetter, die neuen Schuhe oder informiere über die aktuellen Familiengeschehnisse. Das geht mit dem Auto natürlich nicht. Da bleibt nur ein Winken durch spiegelnde Scheiben. Und meistens schauen die Menschen, die an der Ampel stehen, auf die Kühlerhaube, um nicht überfahren zu werden. Mit dem Fahrrad ist das anders. Ich kann schwupps auf den Gehweg und anhalten. Ich winke und rufe einen Gruß zu. Ich rieche das frische Brot des Bäckers und ich parke direkt vor seiner Ladentür. Eine Bekannte läuft vorbei. Ich gehe einige Meter neben ihr, dann radle ich weiter. Beim Café halte ich wieder an und schaue, ob jemand drin ist, den ich kenne. Und das alles bei Regenwetter. Das war gestern. Und ich hatte richtig Freude. Heute scheint wieder die Sonne und ich bremste einfach mal bei den schönen Blumen am Wegesrand, stieg ab und machte ein Foto, weil mir heute die Sonne ...

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Kreuzwege

Kreative Hochleistung: Mal stehen parkende Autos rechts. Mal stehen sie links. Hinter der nächsten Kurve fahre ich nah an Pollern vorbei und muss auch noch auf rechte Schilder achten. Auf der Straße leitet mich ein riesiger, breiter Extrastreifen. Nach der Brücke ein solider Randstreifen. Der Randstreifen ist mal am rechten Fahrbahnrand, nahe des Gehweges, mal führt er an parkenden Autos auf dem Gehweg vorbei, die links von mir stehen, dann wieder quer oder auch mitten auf dem Weg.

Plötzlich endet der Radweg, ich quere eine Kreuzung voller Linien und dann - ja wo ist er denn - ja wo - wo denn - ist er weg. Ganz einfach verschwunden. Keine bleiche Linie erinnert an die Verkehrsteilnehmer Radler*In. Wie vielleicht schon klar wurde, mag ich das Abenteuer des Radfahrens. Aber heute denke ich mal die Kinder und Eltern mit Kindern und ältere Menschen. Weil ich flink und konzentriert bin, gelingt mir die Schlängelei ganz gut. Aber wehe ich werde mal was mit Kindern oder Alten machen.

Wären doch die Verkehrsentscheider in Saarbrücken Radfahrer. Zack! Über Nacht wäre das alles anders. So schnell könnte kein Supermarkt auf der grünen Wiese gebaut werden. Aber wie es so im Leben ist. Man, vor allem MANN, kümmert sich halt gerne um seine Sachen. Und um das, was er kennt und lenkt. Aber ich meckere nicht. Meckern schadet der Seele. Wenn ich es richtig sehe, darf die Stadt wirklich behaupten: Es tut sich was bezüglich Radverkehr. Aber da geht noch mehr!

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Sonnige Stunden im Park

Meine sonntagliche Spazierfahrt zum Teetermin bei Freundin bringt mich durch den Park. Und Parks, ja das sind die grünen Oasen im Grau der Städte. Horte der Stille und Langsamkeit.

Menschen sitzen beisammen, in kleinen Grüppchen. Manche trinken und essen mitgebrachte Speisen. Einige auch alleine. Sie lesen oder schlafen. Auf bequemen Parkbänken treffen sich die Älteren und schauen den Jüngsten beim Einradfahren zu. Ein Hund kläfft einer Frisbee hinterher. Tauben picken Brotkrumen. Am Baum sitzt ein verliebtes Päarchen.

Der Split knirscht unter meinen Reifen als ich vorbeifahre und zwei Bekannten winkend grüße und dabei einem Dackel ausweiche, der das heruntergefallene Erdbeereis nicht aufschlecken darf. Mitten in der Stadt. Menschen begegnen sich. So könnte es sein.

Ich kenne NIEMANDEN, der nicht gerne im Park ist - zumindest für manchmal und für kurz zum Durchlaufen. Auch im Winter. Alleine. Oder nachts bei Regen.

In Saarbrücken hatten die Bewohner, wie in anderen Städten auch, in der Vergangenheit keine Lust (mehr) auf so was. Sie beauftragten die Stadt mehr Platz für ihre Hightech-Fortbewegungsmittel zu schaffen, die sie abstellen müssten, wenn sie die 10 Prozent ihrer Nutzung (Fahren) damit erledigt hatten.

PARK-Platz. Ich schmeiß mich weg.

Wir schütteln den Kopf über die Idee, im Mittelalter den vollen Nachtopf zum Fenster hinaus auf die Straße zu schütten. In wenigen Jahren werden die Zukünftigen den Kopf schütteln über den Wahn, den wertvollsten Platz in unserer Stadt mit teuren FAHRzeugen zuzuSTELLEN.

Leute, echt. Dort könnten Kinder spielen und jedeR dem Lieblingsmenschen eine Brombeere anbieten. Machen wir die Parkplätze wieder zu Parks mit Platz zum Leben.

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Regen: Leben wie im Mittelalter

Als mein jugendlicher Sohn vor wenigen Wochen nach der Lektüre eines Romanes mit Rittern und Rössern in sentimentaler Mittelalternostalgie meinte, er hätte gerne früher gelebt, da fragte ich ihn, warum denn?
"Da war das Leben irgendwie echter, direkter", stammelte er. "Meinst du damit", suchte ich mit ihm die Worte, "das man damals mehr mit den Händen zu tun hatte, umgeben von Tieren mit Faust und Schwert kämpfte und Wind und Wetter ausgesetzt war?"
Als er nickte ergänzte ich. "Aber damals war auch alles sehr viel mühsamer, weit aus weniger bequem als heute. Und man wurde nass, wenn es regnete."
Das machte ihn nachdenklich.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Fahrrad einmal quer durch die Stadt ins Hallenbad. Unterwegs fing es an zu schütten. Angesichts eines warmtrockenen Ziels fuhren wir lachend weiter. Als wir ankamen trugen wir hautenge Hosen an unseren kalten Beinen. Wir zerrten uns aus den klammen Klammotten und duschten uns warm.
Vier Stunden später, auf dem Nachhauseweg, schien wieder die Frühlingssonne.
Wenige Tage später bedankte sich mein Sohn für die "mittelalterliche Fahrradtour".

Heute kam der Regen leider erst nachdem die wichtigen Pressefotos gemacht waren. So musste ich für den Start meiner Karriere als hartgesottener Stadtradelstar mit trockenerer Hose aufs erste Bild. Sichtbar enttäuscht stehe ich neben ADFC Mann, Moderatorin, Bürgermeisterin, Politikerin und Radelstarkollege.
Als sich aber die Gruppe der Europa-Radler auf die Tour nach Kleinblittersdorf gemacht hatte, fielen die ersten Tropfen. Die Standbetreiber von VCD, ADFC und cargovelo packten eilig ihre Werbeheftchen zusammen.
Ich schwang mich auf den Sattel und machte mich auf den Heimweg. Und dann segneten uns die Wettergötter mit einem beeindruckenden Regen-Event.
Dicke Tropfen fielen senkrecht vom Himmel. Wüste Windböen peitschten Gischtwirbel in Winkel und an Wände. Es regnete wie im Mittelalter.
Ich gestehe, als es anfing wie aus Kübeln zu schütten, stellte ich mich auch unter. Aber ich bereute tief, dass ich nicht bei der Friedensfahrt nach Kleinblitterdorf von blauen, europäischen Regentropfen geadelte wurde.
Ok. Aber generell - bei meiner Ehre als Stadtradelstar; ich fahre bei jedem Wetter alle Wege mit dem Fahrrad.
Unbequem? Ja. Dafür lebendig.

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Materialismus vs. Spiritismus

Alle Rätsel, die sich auf Geist und Materie beziehen, muss der Mensch in dem Grundrätsel seines eigenen Wesens wiederfinden.

Indem der Mensch sich als «Ich» erlebt, kann er nicht anders als dieses «Ich» auf der Seite des Geistes denken; und indem er diesem Ich die Welt entgegensetzt, muss er zu dieser die den Sinnen gegebene Wahrnehmungswelt rechnen, die materielle Welt.

Dadurch stellt sich der Mensch selbst in den Gegensatz Geist und Materie hinein. Er muss dies um so mehr tun, als zur materiellen Welt sein eigener Leib gehört. Das «Ich» gehört so dem Geistigen als ein Teil an; die materiellen Dinge und Vorgänge, die von den Sinnen wahrgenommen werden, der «Welt».

Der Monismus richtet den Blick allein auf die Einheit und sucht die einmal vorhandenen Gegensätze zu leugnen oder zu verwischen.

Der Dualismus sieht Geist (Ich) und Materie (Welt) als zwei grundverschiedene Wesenheiten an, und kann deshalb nicht begreifen, wie beide aufeinander wirken können.

Wie soll der Geist wissen, was in der Materie vorgeht, wenn ihm deren eigentümliche Natur ganz fremd ist? Oder wie soll er unter diesen Umständen auf sie wirken, so dass sich seine Absichten in Taten umsetzen?

Die scharfsinnigsten und die widersinnigsten Hypothesen wurden aufgestellt, um diese Fragen zu lösen. Aber auch mit dem Monismus steht es bis heute nicht viel besser. Er hat sich bis jetzt in einer dreifachen Art zu helfen gesucht:

Entweder er leugnet den Geist und wird zum Materialismus; oder er leugnet die Materie, um im Spiritualismus sein Heil zu suchen; oder aber er behauptet, dass auch schon in dem einfachsten Weltwesen Materie und Geist untrennbar verbunden seien, weswegen man gar nicht erstaunt zu sein brauchte, wenn in dem Menschen diese zwei Daseinsweisen auftreten, die ja nirgends getrennt sind.

Der Materialismus kann niemals eine befriedigende Welterklärung liefern. Denn jeder Versuch einer Erklärung muss damit beginnen, dass man sich Gedanken über die Welterscheinungen bildet. Der Materialismus macht deshalb den Anfang mit dem Gedanken der Materie oder der materiellen Vorgänge. Damit hat er bereits zwei verschiedene Tatsachengebiete vor sich: die materielle Welt und die Gedanken über sie. Er sucht die letzteren dadurch zu begreifen, dass er sie als einen rein materiellen Prozess auffasst. Er glaubt, dass das Denken im Gehirne etwa so zustande komme, wie die Verdauung in den animalischen Organen. So wie er der Materie mechanische und organische Wirkungen zuschreibt, so legt er ihr auch die Fähigkeit bei, unter bestimmten Bedingungen zu denken. Er vergisst, dass er nun das Problem nur an einen andern Ort verlegt hat. Statt sich selbst, schreibt er die Fähigkeit des Denkens der Materie zu. Und damit ist er wieder an seinem Ausgangspunkte. Wie kommt die Materie dazu, über ihr eigenes Wesen nachzudenken? Warum ist sie nicht einfach mit sich zufrieden und nimmt ihr Dasein hin?

Von dem bestimmten Subjekt, von unserem eigenen Ich hat der Materialist den Blick abgewandt und auf ein unbestimmtes, nebelhaftes Gebilde ist er gekommen. Und hier tritt ihm dasselbe Rätsel entgegen. Die materialistische Anschauung vermag das Problem nicht zu lösen, sondern nur zu verschieben.

Wie steht es mit der spiritualistischen? Der reine Spiritualist leugnet die Materie in ihrem selbständigen Dasein und fasst sie nur als Produkt des Geistes auf. Wendet er diese Weltanschauung auf die Enträtselung der eigenen menschlichen Wesenheit an, so wird er in die Enge getrieben.

Dem Ich, das auf die Seite des Geistes gestellt werden kann, steht unvermittelt gegenüber die sinnliche Welt. Zu dieser scheint ein geistiger Zugang sich nicht zu eröffnen, sie muss durch materielle Prozesse von dem Ich wahrgenommen und erlebt werden. Solche materielle Prozesse findet das «Ich» in sich nicht, wenn es sich nur als geistige Wesenheit gelten lassen will. Was es geistig sich erarbeitet, in dem ist nie die Sinneswelt drinnen. Es scheint das «Ich» zugeben zu müssen, dass ihm die Welt verschlossen bliebe, wenn es nicht sich auf ungeistige Art zu ihr in ein Verhältnis setzte. Ebenso müssen wir, wenn wir ans Handeln gehen, unsere Absichten mit Hilfe der materiellen Stoffe und Kräfte in Wirklichkeit umsetzen.

Wir sind also auf die Außenwelt angewiesen. Der extremste Spiritualist, oder wenn man will, der durch den absoluten Idealismus sich als extremer Spiritualist darstellende Denker ist Johann Gottlieb Fichte. Er versuchte das ganze Weltgebäude aus dem «Ich» abzuleiten. Was ihm dabei wirklich gelungen ist, ist ein großartiges Gedankenbild der Welt, ohne allen Erfahrungsinhalt.

So wenig es dem Materialisten möglich ist, den Geist, ebenso wenig ist es dem Spiritualisten möglich, die materielle Außenwelt wegzudekretieren.

Weil der Mensch, wenn er die Erkenntnis auf das «Ich» lenkt, zunächst das Wirken dieses «Ich» in der gedanklichen Ausgestaltung der Ideenwelt wahrnimmt, kann sich die spiritualistisch gerichtete Weltanschauung beim Hinblicke auf die eigene menschliche Wesenheit versucht fühlen, von dem Geiste nur diese Ideenwelt anzuerkennen.

Der Spiritualismus wird auf diese Art zum einseitigen Idealismus. Er kommt nicht dazu, durch die Ideenwelt eine geistige Welt zu suchen; er sieht in der Ideenwelt selbst die geistige Welt. Dadurch wird er dazu getrieben, innerhalb der Wirksamkeit des «Ich» selbst, wie festgebannt, mit seiner Weltanschauung stehen bleiben zu müssen.

RUDOLF STEINER, Die Philosophie der Freiheit, Grundzüge einer modernen Weltanschauung, Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode,  1894,  Kapitel II. DER GRUNDTRIEB ZUR WISSENSCHAFT

So bin ich frei. In Liebe.

Ich frage keinen Menschen und auch keine Regel: Soll ich diese Handlung ausführen, sondern ich führe sie aus, sobald ich die Idee davon erfasst habe. Nur dadurch ist sie meine Handlung. Wer nur handelt, weil er bestimmte sittliche Normen anerkennt, dessen Handlung ist das Ergebnis der in seinem Moralkodex stehenden Prinzipien. Er ist bloß der Vollstrecker. Er ist ein höherer Automat.

Werft einen Anlass zum Handeln in sein Bewusstsein, und alsbald setzt sich das Räderwerk seiner Moralprinzipien in Bewegung und läuft in gesetzmäßiger Weise ab, um eine christliche, humane, ihm selbst geltende, oder eine Handlung des kulturellen Fortschritts zu vollbringen.

Nur wenn ich meiner Liebe zu dem Objekt folge, dann bin ich es selbst, der handelt. Ich handle auf dieser Stufe der Sittlichkeit nicht, weil ich einen Herrn über mich anerkenne, nicht die äußere Autorität, nicht eine sogenannte innere Stimme. Ich erkenne kein äußeres Prinzip meines Handelns an, weil ich in mir selbst den Grund des Handelns, die Liebe zur Handlung gefunden habe.

Ich prüfe nicht verstandesmäßig, ob meine Handlung gut oder böse ist. Ich vollziehe sie, weil ich sie liebe. Sie wird "gut", wenn meine in Liebe getauchte Intuition in der rechten Art in dem intuitiv zu erlebenden Weltzusammenhang drinsteht, "böse", wenn das nicht der Fall ist. Ich frage mich auch nicht: Wir würde ein andere Mensch in meinem Fall handeln, sondern ich handle, wie ich, diese besondere Individualität, zu wollen mich veranlasst sehe.

Nicht das allgemein Übliche, die allgemeine Sitte, eine allgemein-menschliche Maxime, eine sittliche Norm leitet mich in unmittelbarer Art, sondern meine Liebe zur Tat. Ich fühle keinen Zwang, nicht den Zwang der Natur, die mich bei meinen Trieben leitet, nicht den Zwang der sittlichen Gebote, sondern ich will einfach ausführen, was in mir liegt.

Die Verteidiger der allgemeinen sittlichen Normen könnten etwa zu diesen Ausführungen sagen: Wenn jeder Mensch nur danach strebt, sich auszuleben und zu tun, was ihm beliebt, dann ist kein Unterschied zwischen guter Handlung und Verbrechen. Jede Gaunerei, die in mir liegt, hat gleichen Anspruch sich auszuleben wie die Intention, dem allgemeinen Besten zu dienen. Nicht der Umstand, dass ich eine Handlung der Idee nach in Auge gefasst habe, kann für mich als sittlichen Menschen maßgebend sein, sondern die Prüfung, ob sie gut oder böse ist. Nur im ersteren Fall werde ich sie ausführen.

[...]

Dass die Tat des Verbrechers, dass das Böse in gleichem Sinne ein Ausleben der Individualität genannt wird wie die Verkörperung reiner Intuition, ist nur möglich, wenn die blinden Triebe zur menschlichen Individualität gezählt werden. Aber der blinde Trieb, der zum Verbrechen treibt, gehört nicht zum Individuellen des Menschen, sondern zum Allgemeinsten in ihm, zu dem, was bei allen Individuen in gleichem Maße geltend ist aus dem sich der Mensch auch sein Individuelles herausarbeitet.

Das Individuelle in mir ist nicht mein Organismus mit seinen Trieben und Gefühlen, sondern das ist die eigene Ideenwelt, die in diesem Organismus aufleuchtet. Meine Triebe, Instinkte, Leidenschaften begründen nicht weiter in mir, als dass ich zur allgemeinen Gattung Mensch gehöre. Der Umstand, dass sich ein Ideelles in diesen Trieben, Leidenschaften und Gefühlen auf eine besondere Art auslebt, begründet meine Individualität.

Rudolf Steiner - Die Philosophie der Freiheit, Kapitel IX. Die Idee der Freiheit, S. 191f, Rudolf Steiner Ausgaben, 4. Auflage 2017, Bad Liebenzell

Gustav Landauer schrieb im Jahr 1907

Wir sind in Atome zerfallen, und anstatt dass wir Güter für den Verbrauch herstellen, erzeugen wir Waren, beziehungslose Güter, für den Gelderwerb, und das Geld ist nicht bloßes Tauschmittel, um unserer gemeinsamen Bequemlichkeit willen, sondern ein heckendes Monstrum; von den fiktiven Werten, mit denen sich die Besitzenden untereinander berauben, gar nicht zu reden. Heere von Besitzlosen müssen sich denen zur Verfügung stellen, die nicht den Reichtum des Volkes, sondern ihren privaten Reichtum schaffen wollen. Und andere Herre, meist aus denselben Besitzlosen zusammengestellt, müssen den Nationen die Absatzmärkte sichern oder vermehren und sich selber mit der Waffe in der Hand gegen die eigene Brust den Frieden gebieten. Alle wirtschaftlich-technischen Fortschritte, gewaltiger Art wie sie sind, sind in eine System des sozialen Verfalls eingeordnet worden, der es mit sich bringt, dass jede Verbesserung der Arbeitsmittel und Erleichterung der Arbeit die Lage der Arbeitenden verschlechtert.
 
Gustav Landauer - Die Revolution, 1. Auflage, Oktober 2003, Band 9 der Reihe "Klassiker der Sozialrevolte", hrsg. von Jörn Essig-Gutschmidt, UNRAST-Verlag, Münster, Mitglied in der assoziation Linker Verlage (aLiVe)

https://ptgustavlandauer.files.wordpress.com/2016/09/landauer-die-revolution.pdf

Das Fasten - für Körper und Seele

Das Vollfasten ist die tiefgreifendste Umstellungskur, die man sich denken kann. Sie wirkt ebensosehr auf die körperlichen wie auf die seelischen Abläufe ein. Buddha, Christus, Mose haben je 40 Tage in der Wüste gefastet und in ihren religiösen Gesetzgebung Festangebote erlassen. Ein Kirchenvater, der heilige Chrysostomos, schildert die gesundheitliche Wirkung des Fastens mit folgenden Worten: " Es bezähmt die Wolllust und den Zorn, erweckt die Urteilskraft, verleiht den Gedanken Lebhaftigkeit und Klarheit, macht den Körper gewandt, verscheucht die nächtlichen Phantasien, heilt Kopfschmerzen und ist den Augen förderlich." Der größte Arzt aller Zeiten, der Grieche Hippokrates, prägte das einleuchtende Wort: "Füttert man den Kranken allzu üppig, so füttert man auch die Krankheit." Umgekehrt könnte man sagen: Lässt man den Kranken voll- oder teilfasten, dann hungert man die Krankheit aus.

Prof. Alfred Brauchle - Das Große Buch der Naturheilkunde, C. Bertelsmann Verlag Gütersloh, 1957

Kluge Worte von Raymond Feist

"Hier gibt es verschiedene Hauptprobleme, Probleme, über deren Bedeutung für das Kaiserreich ich nur Vermutungen anstellen kann.
Erstens sind diejenigen an der Macht mehr an ihrer eigenen Größe als am Wohlergehen des Kaiserreichs interessiert. Und da sie es sind, die nach außen hin für den flüchtigen Beobachter, das Kaiserreich verkörpern, ist es nicht schwer, das zu übersehen."
"Was meinst du damit?" fragte der ältere Magier.
"Wenn du an die Weltgeschichte denkst, an was denkst du dann? An die Geschichte von Armeen, die über Landesgrenzen hinweg Krieg führen? Oder an den Aufstieg der Versammlungen? Vielleicht erinnerst du dich auch an eine Chronik der Herrscher? Was es auch ist, höchstwahrscheinlich wird die eine, einzige und offensichtlichste Wahrheit übersehen. Das Kaiserreich, das sind all jene, die innerhalb seine Grenzen leben, von den Adligen bis herab zu den einfachsten Dienern, selbst die Sklaven, die auf den Feldern arbeiten, gehören dazu. Es muss als ein Ganzes gesehen werden. Es wird nicht durch einen kleinen, sichtbaren Teil verkörpert wie zum Beispiel durch den Kriegsherrn oder den Hohen Rat. Verstehst du das?"
"Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube schon ... fahre fort."
"Wenn das wahr ist, dann denke über den Rest nach. Zweitens darf es niemals eine Zeit geben, in der das Bedürfnis nach Stabilität das nach Wachstum und Größe übertrifft."
"Aber wir sind immer größer geworden!" wandte der Ältere ein.
"Das stimmt nicht", widersprach der Jüngere. "Ihr habt eure Grenzen ausgedehnt, und das sieht dann aus wie Größe, wenn man nicht genauer nachforscht. Aber während eure Armeen euch neues Land einverleibt haben, was ist in dieser Zeit aus eurer Kunst, eurer Musik, eurer Literatur und Forschung geworden? Selbst die Versammlung tut kaum mehr, als alles das zu verfeinern, was bereits bekannt ist. Du hast vorhin gesagt, dass ich meine Zeit verschwende mit der Suche nach neuen Wegen. Nun was ist daran nicht in Ordnung? Da stimmt alles. Aber es stimmt etwas nicht mit einer Gesellschaft, wenn sie auf alles Neue nur mit Mißtrauen blickt.
Schau dich doch um. Eure Künstler sind entsetzt, wenn etwas Neues hinzukommt. Eure Musiker verbringen all ihre Zeit damit, die alten Lieder zu lernen. Sie spielen sie perfekt, auf die Note genau, aber niemand komponiert neue oder wenigsten hübsche Abwandlungen der jahrhundertealten Melodien. Niemand schafft neue Epen. Sie erzählen nur immer wieder die alten. Euer Volk stagniert. Der Krieg ist nur ein Beispiel dafür. Er ist ungerechtfertigt. Er wird nur aus Gewohnheit geführt, um gewisse Gruppen an der Macht zu halten, um Reichtum für jene anzuhäufen, die bereits reich sind, und um das Spiel des Rates zu spielen. Und die Kosten! Jahr für Jahr werden Tausende von Leben vergeudet, das Leben derjenigen, die das Kaiserreich *sind*, seiner eigenen Bürger. Das Kaiserreich ist ein Kannibale, der seine eigenen Bürger verschlingt."
Der ältere Magier war beunruhig von dem, was er das hörte, denn es stand im totalen Gegensatz zu dem, was er zu sehen glaubte: einer lebendigen, energischen Kultur.
"Drittens: Wenn es meine Pflicht ist, dem Kaiserreich zu dienen, und wenn die soziale Ordnung des Kaiserreichs für seine Stagnation verantwortlich ist, dann ist es auch meine Pflicht, die soziale Ordnung zu ändern, selbst wenn ich sie dabei zerstören muss."
"Ich verstehe, was du sagst, aber das wovon du sprichst, ist zu vielschichtig, um sofort verstanden zu werden."
Die Stimme des jüngeren nahm einen beruhigenden Ton an. "Ich will damit nicht sagen, dass die Zerstörung der jetzigen Sozialen Ordnung die einzig mögliche Lösung wäre. Ich habe das nur gesagt, um dich zu schockieren und meinen Standpunkt klarzumachen. Aber wenn ich zu einer Entscheidung komme, was getan werden muss, dann werden ich handeln."

Raymond Feist, Die Midkemia-Saga 2: Der verwaiste Thron, München 1982

Gustav Landauer - Die Revolution

Wir kennen überhaupt nur eine Revolution, so meine ich ein ganz konkretes Vorkommnis unserer eigenen Geschichte, ein Vorkommnis, in dem wir noch selbst mitten drinstehen, und ich meine, dass wir nicht imstande sind, über einen Vorfall, in dem wir noch selbst, wenn auch nur als stumme Hunde, agieren, Wissenschaft zu treiben. Denn alle wissenschaftliche Behandlung braucht doch wohl einen Standort außerhalb des betrachteten Gegenstandes.

Der Vorfall, von dem ich rede, ist die Revolution, die mit der sogernannten Reformationszeit begonnen hat. Die Etappen dieser Revolution sind: die eigentliche Reformation mit ihren geistigen und sozialen Umwandlungen, ihren Säkularisationen und Staatenbildungen - der Bauernkrieg - die englische Revolution - der Dreißigjährige Krieg - der amerikanische Unabhängigkeitskrieg, weniger um seiner Vorfälle, als seiner geistigen Prozesse und Ideen willen, mit denen er den stärksten Einfluss auf das ausübte, was nun folgt: die große Französische Revolution.

Es wird im ferneren gezeigt werden, dass die große Französische Revolution nicht nur in Frankreich, sondern in Europa dauert und lebendig ist von 1789 bis 1871, und dass das Jahr 1871 einen deutlichen und merkbaren Einschnitt bedeutet.

Ich habe aber nicht die Kühnheit zu behaupten, damit sei die gewaltige Bewegung, deren Beginn ich ins 16.Jahrhundert setze, am Ende, erloschen, versickert. Ich behaupte nur, wir seien jetzt gerade in einer kleinen Pause, und es hängt ganz und gar von unserer Natur, von unserem Willen, von unserer inneren Macht ab, ob wir den Punkt, in dem wir stehen, als einen Wendepunkt, als eine Entscheidung betrachten oder als einen Ort größter Faulheit und Ermattung.

Die nach uns kommen, werden es wissen, das kann aber nur heißen: sie werden es anders wissen. Selbstverständlich leugne ich nicht, dass nach meiner eigenen Darstellung man in dem Zeitraum dieser vierhundert Jahre auch von mehreren Revolutionen und von immer festgesetzten Stabilitäten sprechen kann.

Man wird mir sagen, meine Konstruktion eines einheitlichen, untrennbaren, zusammengehörigen Verlaufs mit allerlei Auf und Ab und ohne dass er jetzt schon zu Ende wäre, sei eine Willkür. Ich kann nur erwidern, dass ich gerade das behaupte, dass ich nur hinzufüge, dass alle geschichtliche Betrachtung all dieser Dinge unter dem Einfluss unseres Willens, unserer gegenwärtigen Zustände, mit einem zusammenfassenden Wort: unseres Weges steht.

Ich behaupte sogar, dass unser geschichtliches Gedächtnis viel weniger von den Zufällen der äußeren Überlieferung und Erhaltung abhängt als von unserem Interesse. Wir wissen von der Vergangenheit nur unsere Vergangenheit; wir verstehen von dem Gewesenen nur, was uns heute etwas angeht; wir verstehen das Gewesene nur so, wie wir sind; wir verstehen es als unseren Weg.

Anders ausgedrückt heißt das, dass die Vergangenheit nicht etwas Fertiges ist, sondern etwas Werdendes. Es gibt für uns nur Weg, nur Zukunft; auch die Vergangenheit ist Zukunft, die mit unserem Weiterschreiten wird, sich verändert, anders gewesen ist.

Damit ist nicht bloß gemeint, dass wir sie je nach unserem Weiterschreiten anders betrachten. Das wäre zu wenig gesagt. Ich behaupte vielmehr aller Paradoxie zum Trotz ganz wörtlich, dass die Vergangenheit sich ändert. Indem nämlich in der Kette der Kausalität nicht eine starre Ursache eine feste Wirkung hervorbringt, diese wieder zur Ursache wird, die wieder ein Ei legt usw. So ist es nicht.

Nach dieser Vorstellung wäre die Kausalität eine Kette hintereinander folgender Posten, die alle außer dem Letzten still und angewurzelt feststünden. Nur der Letzte geht einen Schritt vorwärts, aus ihm entspringt dann ein Neuer, der wieder weiter vorgeht und so fort. Ich sage dagegen, dass es die ganze Kette ist, die vorwärts geht, nicht bloß das äußerste Glied. Die sogenannten Ursachen verändern sich mit jeder neuen Wirkung.

Die Vergangenheit ist das, wofür wir sie nehmen, und wirkt dementsprechend sich aus; wir nehmen sie aber nach Tausenden von Jahren als ganz etwas anderes als heute, wir nehmen sie oder sie nimmt uns mit fort auf den Weg.

Gustav Landauer - Die Revolution, 1. Auflage, Oktober 2003, Band 9 der Reihe "Klassiker der Sozialrevolte", hrsg. von Jörn Essig-Gutschmidt, UNRAST-Verlag, Münster, Mitglied in der assoziation Linker Verlage (aLiVe)

https://ptgustavlandauer.files.wordpress.com/2016/09/landauer-die-revolution.pdf

Anarchie & Liebe

Es geht los, und tatsächlich hilft die Wikipedia gleich aus den Puschen:

"Anarchie bezeichnet einen Zustand der Abwesenheit von Herrschaft. Er findet hauptsächlich in der politischen Philosophie Verwendung, wo der Anarchismus für eine solche soziale Ordnung wirbt. Landläufig wird Anarchie auch mit einem durch die Abwesenheit von Staat und institutioneller Gewalt bedingten Zustand gesellschaftlicher Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit angenommen und vor allem in vielen Medien häufig den eigentlichen Sinn verfälschend im Schlagwort „Chaos und Anarchie“ verwendet. Die tatsächliche Bezeichnung für einen solchen Zustand ist jedoch Anomie."

Was die Liebe angeht, finde ich die christliche Sichtweise weitgehend hilfreich:

"Christen glauben, dass die Liebe zu Gott mit ganzem Herzen, Verstand und Kraft und die Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst die beiden wichtigsten Gebote im Leben sind. Der heilige Augustinus fasste dies zusammen, als er schrieb:

„Liebe Gott und tu, was du willst.“

Der Apostel Paulus verherrlichte die Liebe als die wichtigste Tugend von allen. In der berühmten poetischen Interpretation in 1. Korinther schrieb er:

„Liebe ist geduldig, Liebe ist gütig.
Sie beneidet nicht, sie prahlt nicht, sie ist nicht stolz.
Sie ist nicht unhöflich, sie ist nicht selbstsüchtig,
sie nicht leicht verärgert, sie hält keine Aufzeichnungen über Unrecht.
Die Liebe erfreut sich nicht am Bösen,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie beschützt immer, vertraut immer,
hofft immer und hält immer durch.“
(1 Kor 13,4–7, NIV)