Neue Medien für den Wandel

Du hängst noch an Spiegel, SZ & Co.? Hin und wieder liest du auch hauptportalferne Blogartikel, aber im Großen und Ganzen konstruiert sich dein Weltbild aus den Fakten der großen Medienhäuser und einem fancy Fünkchen Kritik? Das vermute ich, denn ich muss solche Aussagen hören: „Dass auf den Nachdenkseiten ein alter Mann seinen Senf überall dazugibt und meint, er hätte den Durchblick, ist schon schlimm. Wer so etwas liest, ist einfach durch.“ Wenn ich Bock auf Stress habe, frage ich total dreist: „Hast du schon Texte auf der Seite gelesen?“

Ich schaue mal wieder auf die Nachdenkseiten. Von einem einzelnen Mann kann keine Rede sein. Es sind mehrere „verrückte“ Personen. Ein Beispiel:
Zu ihrer Einschätzung auf diese Frage sprach Jens Wernicke mit der in diesem Jahr mit dem Alternativen Medienpreis bedachten Journalistin Gaby Weber, die unter anderem für die ARD als Auslandskorrespondentin tätig ist.
„Wie bereits erwähnt, ist die Propaganda-Maschinerie heute sehr viel mehr, wie sagt man das auf deutsch, „sophisticated“, also ausgetüftelter als einst. Die haben dazugelernt und wir kapitulieren. […] Gleichwohl tragen auch die Journalisten und vor allem die Medienhäuser und Redaktionen Mitverantwortung für die aktuelle Situation (großer Vertrauensverlust d.V.). Denn von ihnen kann und muss man schon erwarten, dass sie erstens den Leuten erzählen, wie es woanders aussieht und wie woanders die Leute Probleme lösen, zweitens, dass sie die Desinformation der Regierungen und die Werbekampagnen der Konzerne kritisch betrachten und recherchieren, wie es wirklich ist, und drittens, dass sie auch einmal Anregungen geben und Diskussionen anschieben. Das passiert in den großen Medienhäusern aber nicht mehr. Viele meiner Kollegen haben inzwischen das Handtuch geworfen, weil in der heutigen Medienstruktur kein Platz mehr ist für Recherche, die dann möglicherweise zu einem anderen Ergebnis als die von der Regierung vorgegebene „offizielle Geschichtsschreibung“ kommt.“

Da klingt, hier alleine stehend, als wäre Gaby Weber vielleicht nur eine verstörte, verbitterte Journalistin, die keinen Fuß mehr in die Tür bekommt. Nach ein paar Zeilen mehr sieht das Bild anders aus. Nach einem langen Interview mit ihr entblößt sich mein erster Verdacht als idiotisches Vorurteil. Um zu verstehen, was sie in dem obigen Stück meint, und ich meine: verstehen! - nicht erahnen und für Quatsch abtun, empfehle ich einen Vortrag von Psychologe Prof. Dr. Rainer Mausfeld. Er beschreibt die ausgetüftelten Methoden der Manipulation. Aber dafür haben wir ja keine Zeit, oder?

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Ich zeige meinen Freunden die Zitate, ich empfehle ihnen die Videos, und sage dazu: das Zitat ist nur eines von vielen. Der Vortrag ist nur einer von vielen. Beschäftige dich doch mal länger damit. Habe Mut, in unbekanntes Terrain vorzudringen. Lies einen einseitigen Blog. Und bitte beziehe nicht Stellung zu seiner Stellung, sondern nimm Stellung zu seinen Inhalten.

Antworten fallen leider oft so aus: „Ich freu mich auf den Tag, an dem du und die Leute, die ihr „die Medien“ so auf eine Meinung `runterbrecht, einen Unterschied macht zwischen „Ich höre mir das an und bilde mir eine differenziertere Meinung“ und „Ich lese das dumm in mich rein und glaube alles“.

Der Vorwurf geht an mich: Ich würde also die sogenannten alternativen Medien dumm in mich reinlesen.

Manchmal klingen Antworten auch so: „Ich weiss nicht, wann du zuletzt in die gedruckte ZEIT geschaut hast und dir lange, sehr kritische Artikel durchgelesen hast. Beispielsweise Artikel, bei denen eine Lobby hart auseinandergenommen wird, wie zu Tönnies Fleischimperium in der aktuellen ZEIT. Das passt nicht wirklich in das Bild der unkritischen Medien, das da skizziert wird.“

Ich zitiere: „Eine Lüge versteckt man am besten zwischen zwei Wahrheiten. - Was das nun schon wieder heißen soll? Na, vielleicht findest du es heraus!“

Ein anderer sagt: „Ich weiss gar nicht, warum ich deiner Meinung nach in die manipulierte Zielgruppe gehöre. Die ARD-Dame schreibt ja selbst, es gehöre zur Grundaufgabe, sich beide Seiten anzuhören. Ich bin weder pro-Putin noch pro-Obama. Ich vertrete Merkels Lobbypolitik überhaupt nicht, obwohl ich diese Medien manchmal konsumiere. Demnach funktioniert entweder die Propaganda bei mir nicht, oder es gibt doch mehr Meinungen, als diese Kritiker zu glauben scheinen.“

Ich merke mal wieder, kritisiert zu werden, mag kein Mensch. Ich auch nicht. Es ist anstrengend und tut weh. Aber es muss sein! Also nehme ich Schwung raus: Ich meine das alles gar nicht böse. Doch es erscheint mir unsinnig, über etwas zu reden, was man nicht sieht. Darum empfehle ich dir den Vortrag von Mausfeld. Anschließend verstehst du mein Handeln: Ich lese nicht mehr SZ, Spiegel & Co weil ich nicht in der Lage bin, ständig Manipulation und Wahrheit auseinanderzuhalten. Wenn es, wie bei vielen „einseitigen“ Blogtexten, klar ist, welche Meinung die Schreiber haben, ist das viel einfacher. Und vor allem Bücher sind viel bessere Quellen. Und lange Interviews. Da habe ich Zeit und Ruhe zum Überlegen, um mir eigene Gedanken zu einem Thema zu machen.

Dabei geht es nicht um das Nachplappern von Meinungen. Es geht um das Bewusstmachung der perfiden Manipulation und das Nicht-Unterstützen eines Systems, das Manipulation macht. Wenn man sich nicht mit den Grundlagen der Manipulation beschäftigt, erkennt man sie nicht. Gar nicht. Es sei denn, man reflektiert auf akademischem oder wahnsinnig ehrlichem Niveau - was schon geht, aber sehr anstrengend ist.

Meinst du etwas über die Geschichte Deutschlands oder die Geschichte der USA zu wissen? Ja, ich auch. Nach Mausfeld & Co. können wir uns sicher sein, dass das ALLERMEISTE, so kritisch es auch rüberkommen mag, gelenkt ist, das heißt nicht, dass es zwingend komplett falsch ist. Manches ist verbogen, manches einfach weggelassen. Wie bewusst hast du auf dem Schirm, was alle Historiker immer beachten: „Die Sieger schreiben die Geschichte“? 

Das Erkennen der Manipulation nenne ich eine hermetische Verriegelung. Entweder du bist erweckt, dann erkennst du sie. Oder halt nicht. Dann hilft leider auch nicht - was ich tue - es ständig zu sagen. Dabei halte ich dich und mich für reif genug, um mit Informationen der Manipulation umzugehen, nur dich nicht für erweckt genug, sie zu erkennen.

Wieso tue ich mir das an?


Warum interessiert mich das alles? In Politik, Wirtschaft, Geschichte gab es für mich eine Grauzone. Ich habe sie nicht richtig wahrgenommen. Mehr vermutet, gespürt, erahnt. Also habe ich mich aufgemacht, Licht in den Bereich zu werfen, von dem ich nicht sicher wusste, ob es ihn überhaupt gibt. Wenn für dich keine Fragen offen sind, du auf alle deine Fragen ausreichende Erklärungen bekommst ... gut. Mir ging es nicht so.

Ich war mit dem „Weltbild“ aus Schulbildung, SZ, Spiegel & Co absolut nicht „befriedigt“. Ich habe mich aufgemacht - weitergeschnüffelt. Und was ich entdeckt habe war: Ich bin nicht allein. Es gibt TAUSENDE, denen es ähnlich geht. Dann fing der Spaß an. Lesen. Lesen. Lesen. Dokus schauen. Interviews sehen und hören. Stöhnen und Ächzen. Drei Jahre lang! Ich wiederhole: Drei ganze Jahre lang!

Das Ergebnis nach drei Jahren : Die Medien manipulieren die Massen. Das war von Anfang an ihr Auftrag. Geschichtsbücher sind manipuliert und das System der sozialen Kontrolle ist so erfolgreich, dass es gar keine gewaltvolle Zensur braucht. Es reicht schon die Tatsache, dass man eben nur auf ganz bestimmten Wegen Karriere machen kann. Nämlich dann, wenn man „denen-da-oben“ in den Arsch kriecht.

Wenn man lange genug kriecht, kriecht und kriecht, um Windung und Windung, durch Hindernisse, an anderen Kriechern vorbei, dann kommt man oben wieder raus - ziemlich angeschmiert, und wegen des jahrelangen Kriechens ziemlich desensibilisiert und wütend - andere sagen: entfremdet, von dir, und von deiner Menschlichkeit. So hält sich das System am Leben.

Manchmal sind meine Dialogpartner  relativ offen und die Hoffnung auf eine bessere Welt schimmert durch: “Einige Fragen sind offen, natürlich. Doch ich weiss nicht, ob es das Ziel sein sollte, ein befriedigendes Weltbild zu erlangen. Denn dann liefe man möglicherweise Gefahr, die eigene Suche nach „der Wahrheit“ über alles andere zu stellen, zum Beispiel über das Wirken. Ich habe immer stärker das Gefühl, dass sich viele Menschen lieber damit beschäftigen, Fehler und Ungereimtheiten bei den „Anderen“ zu suchen, und darin Energie verpufft, die man besser hätte nutzen können.“

Ich kneife die Augen zusammen und denke. Er spricht weiter:

„Aber natürlich ist meine Haltung sehr egoistisch. Ich stelle meine kleine Welt an erste Stelle. Ich versuche erst gar nicht, das große System zu durchschauen und zum Einsturz zu bringen. Vielleicht bin ich zu gutgläubig. Vielleicht bist du zu sehr daran interessiert, Gegner aufzuspüren. Ich glaube nicht, dass der Antrieb, etwas Bestehendes einzureißen, einer ist, der Besseres hervorbringt. Weil er in sich grundsätzlich destruktiv ist. Vielleicht glaube ich auch einfach daran, dass es etwas Gutes in den Menschen gibt, in allen. Und dass jeder einzelne für sein Leben verantwortlich ist, und es frei steht, gut oder schlecht zu handeln.“

Wow! Satz für Satz gehe ich diese Aussage immer und immer wieder durch. Am Schluss steht fest: Klare Gedanken sehen anders aus. Die Verwirrung ist groß.

Was das Gute im Menschen und die Wahl angeht, teile ich seine Meinung. Aber:
„Ich meine, man muss auch den Gegner kennen. Und der Gegner ist mehr als ein Schlingel, er ist ein Fuchs, er ist der Teufel, der sich ganz perfide durch die Hintertüre  rein schleicht. Nur ein wenig oberflächlich „die Welt verbessern“ ist „sich-selbst-belügen“, ohne dass man die Falle bemerkt - und der Teufel lacht!

Beispiele A: Du kaufst erst Biomilch, seit du weißt, dass Massentierhaltungs-Milch Mitschuld an Tierleid und dem Ende der Menschheit ist - bis du realisierst, dass Bio nicht reicht: nur regional, Demeter und am besten Dinkel-Milch, das kann den Planeten retten. Aber wie geht das?

Beispiel B: Du kritisierst ausbeuterische Künstlerstrukturen, nutzt aber Spotify, weil die so tun, als wären sie fairer als kostenloses Filesharing - bis du liest, dass Spotify fiese Strukturen aufbaut, die den kleinen Künstlern ebenso schaden. Und nun?

Beispiel C: Du bemängelst das Sterben der Innenstädte, bestellst aber bei Amazon. Uff, es gibt sie noch die kleinen, persönlichen Buchläden.

Beispiel D: Du zweifelst an der Rechtschaffenheit der Demokratie, gehst aber Grün Wählen, in der Hoffnung, etwas zu ändern - bis du realisierst, dass die Grünen Pro Kriegseinsätze sind und ganz schön NATO-Linien-Treu. Und nun?

Ich meine: Erst das Böse erkennen. Und sich dann für das Gute entscheiden. Und dabei nie glauben, dass man nun umfassend informiert sei! Immer den Mut zu behalten, sich weiter zu informieren. Oder so intuitiv drauf sein, dass du dich von Anfang an für das Gute entscheidest. Aber deine Intuition wurde schon längst Opfer deiner Bequemlichkeit: Du fährst zu oft Auto. Du kaufst im Supermarkt Massentierhaltungs-Milch, du bestellst bei Amazon.

Verzeih mir bitte, aber dieses Verhalten verurteile ich aufs Schärfste. Gleichzeitig habe ich größtes Verständnis dafür. Denn ich habe das auch alles gemacht – bis ich gemerkt habe, dass ich mich dabei selbst belüge. Was aber ist deine Aussage? Ich sei der verblendete Idealist. Das wiederum macht mich traurig. Denn ich verurteile nicht dich, den ich gerne mag, sondern dein Verhalten.

Die große Transformation


Nun zu einer anderen Sicht: Das mit den Gegnern hatte ich die letzten Jahre sehr intensiv. Ich suche auch schon lange nach Lösungen - und kenne schon viele. Leider ist aber an zentraler Stelle das Problem für viele noch nicht klar ersichtlich. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.

Das Problem in Kürze: Du zweifelst noch nicht elementar am Kapitalismus. Du zweifelst noch nicht elementar am Geldsystem? Das liegt daran, dass deine Kritikfähigkeit mit unsinnigem Scheiß verpulvert wird. Das nennt man „Empörungsmanagement“. Lies nach!

Aber ich sage dir: Wenn du weiterforscht, dich weiter zum Herz der Menschheit vorwagst, was bedeutet, du weiter in dein eigenes Wesen vordringst, was bedeutet, alles, einfach einmal ALLES grundsätzlich zu hinterfragen, und du versuchst, frei zu sein von äußeren Einflüssen, was sehr schwierig ist, dann ist das Ergebnis heftig.

Es besagt nämlich, und das geht inzwischen richtig vielen Menschen so: ALLES muss sich ändern. Das gesamte Wirtschaftssystem. Nicht nur hier und da eine Richtlinie. Auch das Geldsystem muss sich ändern. Komplett. Das Bildungssystem muss sich ändern, von Grund auf. Auch unser Umgang miteinander muss ein anderer werden. Das heißt im Umkehrschluss, wir müssen andere Menschen werden.

Manchmal kommt aus einer Einsicht der Wunsch nach Veränderung, denn sie offenbart Möglichkeiten. Manchmal macht es Aha! Es MUSS nicht so sein und so bleiben, wie es ist. Wir haben eine Wahl. Und: Wir sind Viele!

Ich sage dir, weil ich es selbst für mich herausgefunden habe und weil ich bei vielen, als Bestätigung meiner Ansicht, lesen kann: Das einzige, was gehen wird, ist: Neue Wege gehen. Anders Leben. Andere Werte haben. Anders kommunizieren. Der Wandel fordert VIEL, viel mehr als nur ein wenig Biogemüse zu kaufen. Er erfordert eine neue Kultur. Und von der neuen Kultur leben wir beide, du und ich, hier zurzeit nicht ein Prozent.

Du sprichst von Egoismus. Aber du siehst ihn nicht klar. Egoismus, sage ich, das tut doch jeder. Und füge hinzu: sollte jeder. Wir sollten es ganzheitlich tun, ganzheitlich egoistisch sein, nicht schwerpunktmäßig auf materielles Zeug konzentriert. Zum Beispiel vernachlässigen wir unser egoistisches Bedürfnis nach Liebe, freundlicher Gesellschaft und Zärtlichkeit im Umgang mit Menschen. Wir vernachlässigen unseren Müßiggang. Wir vernachlässigen unsere musischen Neigungen. Was wir praktizieren ist ein kranker Egoismus. Kein gesunder. Er hängt schief. Das wird sich rächen. In jedem einzelnen Leben.

Für den Wandel müssen wir eines lernen: Was den materiellen Egoismus angeht, wird man reicher, wenn man nimmt nimmt nimmt - bis die anderen so wenig haben, dass sie dem über die Rübe abhauen, der genommen hat. Oder der Nehmer stirbt im Stress mit dem vielen Zeug an einem Herzinfarkt.

Bei den geistigen Werten wie Liebe, Empathie, Freude, Musik, Kunst etc. funktioniert der Egoismus anders. Da wird man reicher, wenn man gibt, wenn man teilt, wenn man schenkt. Das ist eine totale Umkehr des gesamten Lebensprinzips der aktuellen Gesellschaft. Verstehst du? Das ist der Aufbau einer neuen Welt, die die alte überwindet, ohne Kraft in Destruktion zu verlieren.

Du wirst einen Baum, der auf Sand steht, noch so viel gießen können. Das Wasser wird durch den Boden fließen. Der Baum wird verdursten. Damit der Baum wächst, musst du ihn umpflanzen auf neuen Boden stellen. Das ist die aktuelle Aufgabe. Und sie beginnt bei den Kindern. Du und ich sind teilweise schon zu sehr eingerostet und teilweise echte „Opfer“ der uns umgebenden Gesellschaft. Auch wenn wir schon vieles klarer sehen als noch vor Jahren.

Steht diese elementare Systemkritik in Spiegel und SZ? Fordern Spiegel und SZ dich auf, ein anderes Leben zu leben? Ich meine nicht, ob sie dich auffordern, nicht bei den bösen Lobbyisten zu kaufen. Geben Sie dir Hoffnung? Machen Sie dir Mut?
Ich meine: Ermutigen Sie dich, ein komplett neues, in liebevollem inneren Wohlstand unabhägiges und freies Leben zu leben?

Nachtrag: Dieser Text mag dir als gebildetem Leser einfach und zu wenig komplex erscheinen. Sich dessen Inhalt täglich vors innere Auge zu führen ist das, worauf es ankommt. Und das ist kolossal viel schwieriger.

Liebe