Wollen die Jungen Journalisten Krieg?



Liebe Junge Journalisten,

als ich eure 2/17 Ausgabe in die Hände bekam stockte mir der Atem. Schockartig explodierte der Gedanke: Ist das euer Ernst? Lasst ihr wirklich die Bundeswehr auf der Rückseite von 20.000 Heftchen für Jugendliche Werbung machen? Entsetzt fragte ich mich: Haben die den Verstand verloren? Nein, schloss sich mein besonnenes Ich an: Nein, haben Sie nicht. Der kalte Verstand durfte walten. Doch das Herz musste schweigen, oder wurde überhört.

Die Bezahlung war wahrscheinlich überzeugend. Oder seid ihr für Krieg? Das kann ich mir nicht vorstellen. Also zur Erinnerung: Die Bundeswehr ist eine Armee. Sie hat Soldaten und Waffen. Mit Waffen tötet man andere Menschen, zerstört Geschäfte und Wohnräume, vergiftet Landschaften, tötet Tiere, Hoffnungen, Träume, Kinder, Frauen, junge Männer. Bomben zerfetzen Leiber, löschen Leben aus. Aleppo sieht HEUTE so aus wie deutsche Städte 1945.

Habt ihr vergessen, was Krieg ist? Ich habe auch keinen erlebt. Ich bin 35 Jahre alt. Aber ich habe die Warnungen der Überlebenden, die Bilder in den Museen und Dokumentationen nicht vergessen. Ja, ich weiß, heute heißen Kriegseinsätze humanitäre Friedenseinsätze zur Demokratisierung oder Befreiung diktatorischer Regime. Die Kriegsministerien im Westen heißen Verteidigungsministerien. Das U.S.-Kriegsministerium verteidigte also mit einem Budget von 600 Milliarden Dollar den Frieden mit 26.000 Bomben im Jahr 2016. Ein grässlicher Frieden!

Ursula von der Leyen hätte gerne, dass die Bundeswehr wieder in der Mitte der Gesellschaft ankommt. So wie in der Kriegsromantik nach 1918? Gerade waren Million in sinnlosen Stellungskriegen gestorben. Darunter viele junge Männer mit gerade einmal zwanzig Jahren. Die Kriegshelden dieses sinnlosen Gemetzels wurden geehrt, der Krieg völlig verklärt und 1939 zog man erneut in den Krieg. Zeugt das von geistiger Gesundheit? Für mich ist das geisteskranker Wahn, kollektiver, gesellschaftlicher Irrsinn. Gesundheit will und braucht Frieden.

Soll unsere Bundeswehr wieder mehr jungen Menschen die Möglichkeit geben, an unseren Grenzen zu sterben, damit sich afrikanische Menschen, deren Kontinent der Westen, also wir, seit 500 Jahren plündern, nicht dorthin gelangen, wo „ihre“ Rohstoffe in Reichtum verwandelt werden? Sollen junge Männer in „ruhmreichen Kämpfen“ unbewaffnete Flüchtlinge auf Schlepperbooten „zur Not“ auch erschießen? Warum heißen die eigentlich Schlepper und nicht Fluchthelfer - so wie die Fluchthelfer der DDR? Ja, wir müssen achtsam sein. Die Sprache ist ein Mittel der Manipulation. Sie manipuliert unser Denken.

Wie wäre es wenn die Krankenhäuser werben würden mit: Wir brauchen nicht nur Ärzte. Wir brauchen auch Verletzte. Na, das wäre doch mal ehrlich, oder? Die Bundeswehr aber wirbt mit: „Mach was wirklich zählt“. Ich entgegne: Krieg? Nein! Setz dich gegen Waffenexporte ein, damit Deutschland nicht am Krieg verdient, bei dem Menschen sterben. Sei gegen jede Form von Gewalt – gegen Gewalt gegen Frauen, Kinder und junge Menschen, die verführt werden sollen, Krieg gut zu finden. Sei für Frieden. Sei für Diplomatie. Sei für Dialog. Sei für gerechten Handel. Sei für Umweltschutz. Sei für Respekt. Sei für Frieden.

Liebe Junge Menschen,
Ich habe großen Respekt für euer Engagement, Journalisten zu werden - oder es bereits zu sein. Doch auch Journalisten und der Bereich der Medien stehen unter dem Wahn der Ökonomisierung. Nur noch Zahlen zählen. Nur noch Geld entscheidet. Wo bleibt die Menschlichkeit? Denn auch ihr als Journalisten, sei es euer Job oder eure Berufung, seid zu allererst auch Menschen. Und damit wir Menschen frei unseren Berufen, Jobs, Hobbys und Sinnlosigkeiten nachgehen können, braucht es Frieden. Armeen machen keinen Frieden. Armeen, auch wenn sie Bundeswehr heißen, und so tun, als wären sie ein Club wilder Abenteurer, gibt es nur, um Krieg zu führen. Ich bitte euch. Schaut genau hin: Wichtige Themen sind: „Krieg und Frieden“, „Käuflich durch Werbeeinnahmen“, „Propaganda und PR“ und „Die menschliche Haltung eines jeden Menschen“. Sprecht bitte darüber.

Wenn Ihr Interesse an diesen Themen habt, unterstütze ich euch gerne mit Informationen, Büchern, Kontakten, Filmen und Gesprächspartnern. Es ist mir wichtig, weil: Die Zukunft einer Gesellschaft hängt von den Menschen unter 25 Jahren ab. Und ich freue mich auf eine Welt in Frieden - für mich und für euch!

Liebe und friedliche Grüße