Mittagessen mit ohne

Einige Kollegen gehen in die Kantine, andere ins Restaurant. Ich öffne meine Tasche, hole eine Box heraus, zücke die Gabel und mache mich auf den Weg vor die Türe. Dort lehne ich mich mit dem Rücken an die warme Hauswand, strecke die Beine aus. Dann genieße ich mein selbstgekochtes Essen.

Zwei geschäftige Herren in Anzügen steigen aus einem Auto und nähern sich der Türe neben mir mit eiligen Schritten. Einer schaut mich direkt an. In seinem glattrasierten Gesicht macht sich ein Grinsen breit. Gleich kommt ein hierarchischer Kommentar, weiß ich. Und so ist es:

„Na, bezahlen sie dich zu schlecht oder hast du Kantinenverbot?“ Ich lächle zurück, und hasse mich selbst dafür. Die beiden dicken, bleichen Herren verschwinden im Gebäude. Einen markigen Spruch hätte ich bringen sollen, grummelt es in mir. Einen wie diesen: „Bevor ich Scheiße fresse, schau ich mir lieber deine scheiß Fresse an, äh, bevor ich mit Liebe und gewaltfreier Kommunikation mein Essen genieße.“

Denn ich koche selbst mit besten Zutaten, genau das, was ich am besten vertrage, und von dem ich weiß, dass es mit Liebe zum Essen zusammengerührt wurde, mit bestem Gewissen. Übrigens habe ich nach dem Essen kein Foodcoma sondern ein Strahlen im Bauch, Lust am Leben und die Fähigkeit mich zu konzentrieren. Und was schaufelt ihr euch rein?