Echt lebendige Kühe

Webcam im Kuhstall - Kuhstallalltag rund um die Uhr. Seit Januar 2006 können Sie rund um die Uhr zuschauen, wie Kühe sich bei Tag und Nacht bewegen, mit wem oder was es der Landwirt im Kuhstall alles treibt und mit was für einem Glück Kälber geboren werden.

Woher kommt die Milch? Wieso gibt es Milch? Wie leben Kühe unter Beobachtung? Was lesen sie abends? Wie bestelle ich eine Nachgeburt? Wie tief kann ich sinken?

Schauen Sie doch mal herein! Die Familie Kräubler im ländlichen Hohenstraub hat sich bereit erklärt, eine Kamera in ihren Stall zu halten, die Einblicke in das kreative Leben im Kuhstall gewährt. Seien Sie total gespannt und entdecken Sie das wahre Leben wilder Tiere.

Zum Stall des Wahnsinns!

Fotoquelle

Hipster


Im belgischen Viertel in Köln begegnen mir zwei modisch gekleidete Männer um die 25 mit Schnurrbärten und großen Brillen. Der eine sagte zum Anderen, nein, auf dieses Party gehe ich nicht, da werden nur Hipster sein. Dem sechzehnjährigen Jungen zu Folge, den ich nach einer Definition frage, ist der rappende Pandabär Cro das Paradebeispiel für einen Hipster. An der Ubahn-Haltestelle beschimpft ein Jugendlicher seinen Kumpel als Scheiß Hipster.

Sind Läden, in denen gestrickte Wollwärmer für Fahrräder und eigenhändig gefilzte iphone-Schutzhüllen verkauft werden, Hipster-Läden? Sind Männer, die ihre engen Jeans in Stiefel stecken, Hipster? Sind Mädels, deren riesige Brille ständig nach vorne rutscht, Hipster?

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Und wir wollen ja nicht verallgemeinern. Aber wer oder was ist denn nun ein Hipster? Diese Frage haben sich anscheinend auch andere gestellt. Bei Suhrkamp gibt es ein hipstermäßig neongrünes Buch mit dem Titel Hipster – eine transatlantische Diskussion.

Darin steht: „Um die Diskrepanz zwischen diskursiver Omnipräsenz und begrifflicher Unterbestimmtheit zu reduzieren, hat die New Yorker Kulturzeitschrift n+1 dem Hipster am 11. April 2009 eine Tagung an der New School gewidmet.“ Die in dem Buch zusammengefassten, bahnbrechenden Erkenntnisse, die natürlich nur eine Annäherung an die krumme Realität sein können, versuche ich zu erlesen:

Fakt Nummer eins: Hipster gab es offiziell von 1999 bis 2011. Alles was danach noch Hipster sein will, ist noch uncooler als sowieso schon. Fakt Nummer zweieinhalb: Hipstermenschen sind wohl eher jung. Fakt Nummer drei: Der Begriff kommt aus den 1950ern. Meinung Nummer eins: Voll panne.

Erste Offenbarung: Hipster „verehren die Gewalt, den Instinkt und die Widerständigkeit der weißen Angehörigen der Unterschicht oder der Menschen der Provinz.“ Meiner Meinung wertet das die Unterschicht-Menschen und Provinzler auf, während es den „Anwender“ eher bis total abwertet. (Was nicht wertend gemeint ist.)

Zwischen-Aaah: Hipster sind ironisch. Zwischen-Zweifel: Bin ich deshalb auch ein Hipster? Musikalischer Fakt: Hipster hören Belle and Sebastian und The Strokes. Ogott! Dann gibt es es ja ziemlich viele davon. Knaller-Fakt: Hipster sind nur „hippe Konsumenten“ und der Hipster an sich schafft per definitionem keine echte Kunst. „Trittbrettfahrer, Poser, Kunstliebhaber und Fans“ werden sie genannt. Ich füge hinzu: Versager und Dummlappen, Modeopfer und Pseudocoole.

Den Mittelteil des Buches überspringe ich wegen Gefahr der Verlangweilung.

Hinten im Buch, auf Seite 188 zitiert ein Autor einen Kommentar zu einem Artikel aus der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2010. Ich zitiere das Zitat: „Kleiner Kommentar: Der Hipster, den du beschreibst, das ist der bourgeoise Vorortopportunist mit einjähriger Mitte-/Williamsburg-Auszeit. Also die Hassfigur schlechthin. Thelonious Monk, James Murphy, Alejandro Jodorowski, Miles Davis, Zappa, Picasso, Basquiat, Malcolm McLaren und all die anderen waren aber Anarchos, Outsider, die von Mittehipsterdeppen nicht verstanden und gehasst worden wären. Klar. Also die „Hippster“ von heute sind eben nicht in Mitte. Da sind nur die Opfer von Häberlein & Maurer. Aber darauf lief es hinaus, oder? Fuck Hippnes“

Weiter geht es recht klug: Dem Autor nach hatte Hipness früher etwas mit Kultur zu tun, heute reichen wenige Insignien, wie Taschen, Brillen oder Bärte aus, um hip zu sein. Das ist doch arm, oder? Auf Seite 190 geht es weiter: „Dieser Hipster hat allen alten Glanz verloren, er ist eine mehr oder weniger lächerliche, auch tragische Figur geworden, der der Distinktionswahn den Blick dafür verstellt hat, was für eine uniformierte und alberne Gestalt er eigentlich ist.“ Volltreffer. Meiner Meinung nach.

Neben allen, selbstverständlich vorurteilsfrei verallgemeinerten, äußerlichen Details, ist der Hipster „substanzlos, extrem konsumaffin“, nervig und mit Sicherheit kein Intellektueller, sondern ein unreflektiert verallgemeinernder Schubladenmensch. Ach, ein Künstler ist er natürlich auch nicht.

Und dann kommt endlich, nach gefühlten tausend Seiten Definition, die letzte, entscheidende Frage: Woher kommt der Hass? Hier erwähne ich auch gerne den Namen des Autors: Jens Christian Rabe. Ich finde, er stellt die richtige Frage.

Welche Antwort er gibt, weiß ich auch nicht. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, denn ich muss schon wieder weiter, weiter nach vorne, auf zum neuen Shit. Sich mit Hipstern beschäftigten ist out, ich muss wissen was abgeht, wo der neuste heiße Scheiß angespült wird. Ach schau! Dort. Aus dem maroden Spülkasten dieses historischen Klosetts kommt etwas. Cool. Und es sammelt sich in dieser Porzellanvase. Yeah! Ob ich das gemeinsam mit mir aufs Foto kriege? Ich muss nur meinen Kopf ganz nah rankriegen. Ja. Es geht. Jetzt schnell posten und endlich kann jeder sehen, wie geil Scheiße aussieht, wenn …. halt, warte Mal! Das ist ja total albern. Schnell noch ein ironischer Spruch dahinter. Wie wäre es mit: Das ist mein Klo, wie ich meinen Kopf reinstecke. Verstehen die Leute das?