Ein enorm gutes Heft

Das Wirtschafts Magazin enorm ist das Heft der Stunde. Die Themen betreffen die Nachhaltigkeit in allen Facetten: Es werden Projekte beschrieben, junge Unternehmer porträtiert, alte Kämpfer interviewt, Kritik geübt, Aktionen hinterfragt und glücklicherweise kein Zeigefinger erhoben.

Es geht um Corporate Social Responsibility, kurz: CSR, um sinnvollen Konsum, umweltverträgliche Anbaumethoden und nachhaltige Geldanlagen. Ohne überzogenen Idealismus kommt im ganzen Heft die Tatsache ans Licht: Wirtschaft geht auch ohne Gier.

Es ist liebevoll gestaltet, von renommierten Journalisten geschrieben und wird von einem eigens dafür gegründeten, unabhängigen Verlag in Hamburg, dem Social-Publish-Verlag, herausgegeben. Im dritten Jahr soll es ab 2012 alle zwei Monate erscheinen, kostet 7,50 und wer es ausgelesen hat, darf es gerne weitergeben.

THE MARKET

Tamira sitzt hinter ihrem Tisch. Sie lächelt. Dabei strahlen ihre Zähne in ihrem sonnengebräunten Gesicht. Da wo sie herkommt ist jetzt Sommer. Hier trägt sie eine rote Wollmütze und einen Schal, denn sie ist die Kälte nicht mehr gewöhnt. Trotzdem sitzt Sie heute tapfer an ihrem Stand. Vor ihr auf dem Tisch steht ein Plastikkopf. Er hat auch eine Mütze auf und trägt einen gelben Schal unter dem Kinn. Tamira verkauft Schals. Ganz besondere. Eigentlich in Buenos Aires. Heute in Köln.

Vor einem Jahr hat sie ihre Koffer gepackt, ist nach Südamerika gereist und hat ihr Unternehmen gegründet. Jetzt haben in Argentinien 15 Frauen Arbeit und Tamira das Gefühl, etwas Richtiges zu tun. Reich wird sie nicht, aber darum geht es auch nicht. Tamira kauft Stoffe ein, bringt sie den Frauen, die daraus an ihren Nähmaschinen in Eigenregie Schals herstellen. Alles wunderschöne Einzelstücke, die es den Frauen ermöglichen, für sich und ihre Familien Geld zu verdienen.

Heute ist sie mit einer kleinen Auswahl verschiedener Schals auf THE MARKET CGN, dem Wochenendmarkt für grünen Lifestyle im alten Güterbahnhof in Ehrenfeld. Hier findet man nachhaltige, biologische, ökologische und sozial gerecht Waren. Nicht alle sind alles, aber mindestens eines. Es ist ein Markt einer anderen Welt. Einer Welt von Menschen, die das gierige profitstreben der Großkonzerne satt haben, sich nicht ins System einfügen wollen und das machen, wovon andere immer nur reden: sinnvoll wirtschaften, zum Wohle aller Beteiligten und der Umwelt. Soweit es ihnen möglich ist.

Auf dem Markt wird viel geboten: Es gibt Kleidung aus Norwegen, Möbel aus Recyclingmaterial, Tauschbörsen aus Köln, Nachhaltigkeitsberater aus Hamburg und Biolikör aus Mainz. Und über allem schwebt das gemeinsame Bewusstsein, die Welt ein wenig besser zu machen. Die glücklichen Gesichter sprechen eine deutliche Sprache: Wir sind nicht allein und das, was wir tun, ist gut. Seht her!

Jeder der Aussteller tut das, was er kann, und fühlt sich wohl dabei: Herstellen, verkaufen, gestalten, moderieren, oganisieren, planen, nähen, schrauben oder programmieren. Immer mit dem Gedanken, dass mit der eigenen Arbeit das Geld verdient wird, was man zum Leben braucht, aber gleichzeitig der Wert der Arbeit auch darin besteht, gutes zu leisten. Niemand bereichert sich oder beutet aus. Die Gewinne werden fair verteilt und die Umwelt so gut es geht geschont.

In den zwei Tagen im Dezember besuchten rund 2.000 Besucher den Markt, geben die Veranstalter an. Und trotz kalter Halle war die Stimmung durchweg gut. Für das Interesse an Tamiras Schals war die eisige Luft sogar sehr gut. Die Termine für den nächsten Markt stehen auch schon fest. Ende März wird die zweite Runde stattfinden. Tamira ist dann bestimmt schon wieder in Bueonos Aires und verkauft ihre Schals dort, wo dann der Winter beginnt. Dafür werden sich in Köln andere Aussteller vorstellen und den Besuchern zeigen, dass es möglich ist: Nachhaltig wirtschaften, davon leben und sich wohl dabei fühlen.

THE MARKET CGN

Ich will ein Rüschenkleid tragen

Blondinen hüpfen aus Puderdosen, Seejungfrauen wachsen Beine, Hausfrauen machen sich für Ihren Mann zurecht, Kirschbäume werfen ihre Früchte ab, Vögel verlieren ihre Federn - und immer Brüste. Jede Performance endet mit Busen, der geschüttelt, gerüttelt, gestreckt, gestreichelt und ins Licht gehalten wird. Dann fällt der Vorhang. Zeit für Sophie Russel: Eine Er oder ein Sie? Auf jedenfall ein Mammut. Sie erzählt uns immer wieder Teile ihrer Lebensgeschichte, die so schillert wie ihr Kleid, in das ihre Tänzerinnen alle auf einmal reinpassen würden. Ihr Buttler Erik räumt unterdessen die Unterwäschenreste weg, beist einem Mann im Publikum zu und schon geht der Vorhang wieder auf. Eine Mädchenband in gepunkteten Minikleidern rockt los. Alles grölt, klatscht, pfeift und kreischt. Das Publikum feiert. Die ganze Zeit. Der Sound swingt, das Licht blendet und der Wahnsinn ist so albern, dass es schmerzt - an den Händen vom Klatschen und im Gesicht vom Lachen. Und die Brüste. Die Mädchen zeigen am Ende ihrer wenige Minuten dauernden Darstellungen immer ihre Brüste. Jede vier Mal in anderen Rollen. Es ist so vorhersehbar, dass man schon jubelt, bevor es los geht. Gute Nacht Geschmack. Geh schon mal ins Bett. Ich feiere noch Burlesk. Danke Le petit Four