Praktischer Surrealismus

Ich teile mit einigen Menschen in meinem Umfeld das fragwürdige Privileg einen sonderbaren Humor zu haben, der uns vom Rest des humorlosen Volkes unterscheidet. Immer wieder reagieren Menschen unverständnisvoll und ablehnend: "Euer Gelaber ist unerträglich! Ihr redet doch nur Kacke! Ich halte es nicht mehr aus! Ich hau ab!"

Hebt uns unser spezieller Humor von den Anderen ab? Sind wir überreal und wirken traumhaft im Sinne von unwirklich? Oder sind wir einfach nur primitiv, inhaltsleer und gaga(dada)? Eine Annäherung an das Thema folgt:

Dadaismus
Für ihre "Revolte" wählten die künstlerischen Akteure der Bewegung die bewusst banal klingende Bezeichnung „Dada“. Der Begriff „Dada(ismus)“ steht im Sinne der Dadaisten für totalen Zweifel an allem, absolutem Individualismus und für die Zerstörung von gefestigten Idealen und Normen. Die Dadaisten ersetzten die durch Disziplin und die gesellschaftliche Moral bestimmten künstlerischen Verfahren durch einfache, willkürliche, meist zufallsgesteuerte Aktionen in Bild und Wort. Sie beharren darauf, dass „Dadaismus“ nicht definierbar ist. Der Dadaismus stellt die gesamte bisherige Kunst in Frage, indem er ihre Abstraktion und Schönheit durch z.B. satirische Überspitzung zu reinen Unsinnsansammlungen macht, z.B. in sinnfreien Lautgedichten. Dahinter steht die Absicht, auf eine Sprache zu verzichten, die nach Ansicht der Dadaisten in der Gegenwart missbraucht und pervertiert ist. Als der Dadaismus sich Anfang des 20. Jahrhunderts zu festigen begann, riefen die Dadaisten dazu auf, diese Ordnung wieder zu vernichten, da es ja eben das war, was sie zerstören wollten. Das machte den Dadaismus wieder zu dem, was er sein wollte: vollkommene Anti-Kunst, die unklassifizierbar ist.

Surrealismus
André Breton, französischer Schriftsteller und Kritiker, gründete um 1921 in Paris aus der Bewegung des Dadaismus heraus die surrealistische Bewegung. Der Surrealismus stellt die nichtrationale und die die Gefühle betonende Welt des Traums in den Vordergrund und sieht den Traum als künstlerische Inspirationsquelle. Er lehnt damit die gängige logisch-rationale Kunstauffassungen radikal und provokativ ab, genau wie der Dadaismus. Die Anhänger suchen allerdings die eigene Wirklichkeit des Menschen im Unbewussten und verwerten Rausch- und Traumerlebnisse als Quelle künstlerischer Eingebung. Sie bemühen sich auch darum, das Bewusstsein und die Wirklichkeit global zu erweitern und alle geltenden Werte umzustürzen. So ist der Surrealismus ebenfalls eine anarchistische, revolutionäre Kunst- und Weltauffassung, die gegen die unglaubwürdigen Werte der Bourgeoisie antritt, jedoch propagiert er eine konstruktivere Sicht der Dinge, als der negativ-destruktivistische Dadaismus.

Angewandter Surrealismus bzw. Praktischer Dadaismus
hat in bestimmten Bereichen unserer Gesellschaft (in nahezu allen Bereichen) eine stark desozialisierende Wirkung. Es ist sehr zu empfehlen mit großer Selbst-re-reflexion oder einem übernatürlich großen Ich-Ego ausgestattet sich selbst in seine Situationen des angewandten Surrealismus bzw. des praktischen Dadaismus - ja - zu stürzen. Sicher ist, dass es ein Sturz wird, den  niemand auffängt; man fällt allein, man stürzt allein allein allein und das Ende ist meistens ein schmerzhafter/freudlicher Zusammenprall/Schnack mit einer/einem Faust.

Fazit

Wir sind freie Seelenträger und geladene Antihelden. Die Loslösung von gesellschaftlichen Zwängen, Dingen, Meinungen, Farben, Tieren, Tassen, Wänden und Waden, Reihenfolgen, Ausdrücken, Lautstärke, Sätzen, Regeln, Rinnen und Sinnen spiegelt sich in unserer arroganten, ignoranten, faschistischen Kommunikationsweise wider. Alle die uns nicht verstehen, sind schnöde, humorlose, glatte, dumme, wenig neugierige und langweilige Amöben, mit denen wir nichts zu tun haben wollen außer sie am Himmel kreisend aus der Ferne zu erträumen – es sei denn wir sind gerade inkognito als Realisten, Minimalisten oder Weihnachtsmänner in Plauderstimmung mitten unter ihnen (euch) unterwegs. Lang lebe Faust!